Die Farbwahrnehmung ist stark mit Emotionen verknüpft. Es gibt einige psychologische Theorien darüber, wie verschiedene Farben auf uns wirken. Das ist zwar von Kultur zu Kultur verschieden, aber Grün oder Blau werden oft als beruhigend empfunden, während Rot oder Orange anregend wirken und anscheinend sogar hungrig machen! Das fließt auch in die Wahl unserer Kleidung, die Einrichtung unserer Wohnung und, was die Fotografie betrifft, in die Bilder ein, die wir machen.
Aber nicht jeder nimmt Farben auf die gleiche Weise wahr. Der britische Kunstfotograf Chris Ward wurde mit einer Krankheit namens Deuteranopie geboren, was bedeutet, dass er Schwierigkeiten hat, Grüntöne zu sehen. Er hat jedoch festgestellt, dass sein Sehvermögen weitaus besser auf das Erkennen feiner Details, subtiler Kontraste und vielfältiger Texturen eingestellt ist als das anderer Menschen – was ihm als Spezialist für monochrome Bilder zugute kommt.
Monochrom: mehr als nur Schwarz-Weiß
Die Bedeutung von „Monochrom“
Fälschlicherweise wird der Begriff oft als Schwarz-Weiß verstanden. Monochrom beschreibt allerdings ein Bild, bei dem alles im Bild als Schattierungen einer einzigen Farbe erscheint. Das kann jede beliebige Farbe sein, aber am häufigsten ist natürlich Grau oder Sepia. „Was wir als Schwarz-Weiß betrachten, ist in der Regel eine Ansammlung von Graustufen“, erklärt Chris, denn es umfasst eine ganze Reihe von Farbtiefen innerhalb des grauen Farbraums. Es gibt bestimmte Szenen, die sich besonders gut für Monochrom eignen – genau die, zu denen sich die Augen von Chris von Natur aus hingezogen fühlen. Sie können besondere Texturen oder Schatten aufweisen, die einen interessanten Tonwertumfang erzeugen: z.B. diffuses Licht in einem Wald, die rauen Muster in Felsen oder das plätschernde Wasser eines Flusses.
Auch minimalistische, fast grafische Aufnahmen können ebenso gut funktionieren. „Ich denke, dass Monochrom weniger eingeschränkt ist als Farbe, weil es bereits ziemlich abstrakt ist und man ein Bild weiter ausbauen kann, ohne dass es seltsam aussieht“, sagt Chris. „Wenn ich ein Farbbild stark überbelichte, würde es nicht gut aussehen.“ Bei monochromen Bildern hingegen kann eine Überbelichtung einen auffälligen, minimalistischen Stil erzeugen.
Ein Monochrom-Fotoshooting
Chris hat mit einer Canon EOS R6 und dem Canon RF 24-105mm F4-7.1 IS STM Objektiv gearbeitet, um die größtmögliche Freiheit bei der Bildkomposition zu haben. Die Auswahlkriterien für ein Objektiv zur Monochrom-Fotografie sind im Wesentlichen dieselben wie für die Farbfotografie – der Unterschied liegt eher in der Bildkomposition. „Anstatt den Blick des Betrachters über die Farbe zu lenken, verwendet man Spitzlichter und Kontraste. Im Bildstil kann man den Stil „Monochrom“ auswählen. Dort gibt es ein weiteres Menü, in dem sich von Schärfe bis Kontrast alles einstellen lässt“, rät Chris. „Man kann auch einen kamerainternen Filter hinzufügen, der die Reaktion der Kamera auf verschiedene Farben verändert, so dass alles Rote, Grüne, Blaue, Gelbe oder Orange dunkler erscheint. Chris selbst verwendet den Rotfilter am liebsten, weil er den Himmel und das Laub in Landschaften abdunkelt und unerwünschte Ablenkungen entfernt.
Wenn du eine Kamera des Canon EOS R Systems mit einem EF oder EF-S Objektiv verwendest, bietet der EF-EOS R Adapter mit Einsteckfilter-Halter die Möglichkeit der Nutzung eines Neutraldichte- (ND) oder Polfilters, mit denen du Landschaften zum Leben erweckst.
Die Bilder, die du mit der Canon EOS R6 unter Verwendung von Bildstilen aufnimmst, werden als komprimierte JPEG-Dateien gespeichert. Wenn du jedoch RAW-Aufnahmen machst, werden sämtliche von der Kamera aufgenommenen Daten komplett übernommen. „Der Vorteil beim Arbeiten mit dem RAW-Format liegt darin, dass ich wesentlich mehr Bildinformation für die Nachbearbeitung zur Verfügung habe“, meint Chris.
Im Alltag fotografiert Chris auch oft in Farbe. „Ich habe mit verschiedenen Fotografen gesprochen, und es scheint, dass diejenigen, die nicht farbenblind sind, es einfacher finden, monochrom zu fotografieren, wenn sie das Kameradisplay auch auf monochrom einstellen. Farbenblinde Fotografen ziehen es vor, bei Farbe zu bleiben“, bemerkt er.
Das Bearbeiten von Monochrom-Aufnahmen
„Ein guter Rat, den ich schon früh über die Bearbeitung von Schwarz-Weiß-Fotos bekam, war, es gleich zu Anfang immer etwas zu übertreiben“, erzählt Chris. „Wenn du den Schieberegler in der Bearbeitungssoftware bewegst, gibt es einen Bereich, in dem das Bild am besten aussieht. Wenn man darüber hinausgeht, sieht es nicht mehr gut aus und wenn man darunter geht, reicht es einfach nicht“, fährt er fort. „Aber wenn man davon ausgeht, dass man zu viel getan hat, und dann zurück geht, dann ist das Endergebnis so ziemlich das Beste, was man erreichen kann.“
Überraschenderweise kann Farbe ein wirklich wichtiges Werkzeug bei der Bearbeitung von Schwarz-Weiß-Bildern sein. „Wenn du in deiner Bearbeitungssoftware nach Schwarz-Weiß konvertierst, hast du auch Zugriff auf die Schieberegler für die Farbkanäle“, erklärt er. „Das liegt daran, dass Farbe ein Mittel sein kann, um Kontrast zu erzeugen. Bei der Nachbearbeitung kannst du erkennen, wo die Farbe diese Rolle spielt, und so einen Kontrast mit dem Tonwert erzeugen.“
Je nach Software gibt es in der Regel sechs Farbregler, die jeweils die Auswirkung der unterschiedlichen Farbkanäle beeinflussen. Bei einer Landschaftsaufnahme kann man z.B. den Farbton des Himmels mit den Schiebereglern Blau und Aqua und den Farbton der Vegetation mit den Schiebereglern Gelb und Grün verändern. Der Regler für die rote Farbe kann bei Backsteingebäuden nützlich sein, während der Orange-Regler zur Verbesserung der Hauttöne bei Porträts eingesetzt wird.
„Das schwierigste Szenario, mit dem man arbeiten kann, sind wahrscheinlich Felsen neben Gras“, erklärt Chris. „Wenn man das in Monochrom umwandelt, kann es wie ein mitteltöniger Brei erscheinen, bei dem sich keines der beiden Elemente mehr vom anderen unterscheidet. Wenn du in der Bearbeitungssoftware die Helligkeit des grünen und gelben Kanals änderst, bleibt der Felsen gleich, aber das Gras wird heller. Bei Blumen kann man die Kanäle nutzen, um die Töne in verschiedenen Teilen der Pflanze zu trennen.“
Tipps zum Drucken von Monochrom-Bildern
In den Fällen, in denen Chris ein reines Schwarz-Weiß-Bild aufgenommen hat, stellt er seinen Drucker auf Graustufen ein – meistens druckt er aber in Farbe.
„Ich neige dazu, meine Bilder in der Nachbearbeitung dezent zu tönen, und dann drucke ich sie normalerweise auch in Farbe“, sagt er. „Ich erhöhe die Belichtung um etwa eine halbe Blende. Wenn man das Bild nämlich auf dem Bildschirm sieht, wirkt es immer heller, als es später im Druck erscheint.“
Chris verwendet gerne einen „Split-Tone“-Effekt, bei dem jeweils die Lichter und die Schatten mit einer anderen Farbe versehen werden. „Die Lichter mache ich eher etwas wärmer und die Schatten kühler. Das wertet das Bild deutlich auf.“
Ein kompakter A3-Drucker wie der Canon imagePROGRAF PRO-300 ist ideal zum Drucken hochwertiger Monochrom-Bilder.
Die Kamera ist bereit
Wenn du dich auch für das Experimentieren mit monochromer Fotografie begeistern kannst, stellst du dir sicher die Frage, womit du anfangen sollst. „Übe mit Blumen“, schlägt Chris vor. „Sie haben eine Menge subtiler Texturen und verschiedene Farben, mit denen man experimentieren kann. Wenn man es schafft, Blumen in Monochrom natürlich aussehen zu lassen – obwohl die Farbe ja eigentlich meist das ist, was eine Blume ausmacht – dann kann man die gleichen Dinge, die man auf dem Weg dahin gelernt hat, auch auf alles andere anwenden.“
Viele der berühmtesten Fotografien der Geschichte sind in Schwarz-Weiß gehalten – dramatische Landschaften von Ansel Adams, einfühlsame Porträts von Dorothea Lange oder lebendige Straßenszenen von Henri Cartier-Bresson. Diese Bildgestalter waren nicht farbenblind, und sie arbeiteten mit den Mitteln, die ihnen zur Verfügung standen, bevor sich die Farbfotografie durchsetzte. Aber sie sahen die Welt auch anders, schätzten die Muster, die Feinheiten, die Grautöne.
Heute kannst du mit den Monochrom-Optionen deiner Digitalkamera dasselbe tun: Deine Umgebung aus einer anderen Perspektive betrachten und im Bild auf neue Weise interpretieren.
Geschrieben von Rachel Segal Hamilton
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