„Ein großartiges Sportfoto lässt einen nach Luft ringen“, sagt Sportfotograf Eddie Keogh. „Es muss Drama haben und einen unglaublichen Moment zeigen, der noch dazu herausragend aussieht. Das ist ein seltenes Ereignis, und so sollte es wahrscheinlich auch sein.“
Solche Momente aufzunehmen und davon Leben zu können, ist für viele Sportfans ein Traum, aber genau das haben die Canon Botschafter Eddie Keogh, Martin Bissig und Richard Walch getan. Hier geben sie Tipps, wie der Weg in die professionelle Sportfotografie gelingen kann.
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Der britische Fotograf Eddie Keogh lernte sein Handwerk unter der Anleitung des Fleet Street Fotografen Monte Fresco. Er arbeitet derzeit über Getty Images als offizieller Fotograf der englischen Fußballmannschaft und ist zudem der offizielle Fotograf von O2, dem Hauptsponsor der englischen Rugbymannschaft.
Der Schweizer Actionfotograf Martin Bissig hat seine drei großen Leidenschaften in seinem Beruf kombiniert: Mountainbiking, Reisen und Fotografie. Er ist ein begeisterter Radfahrer und ist zusammen mit Athleten in Israel, Oman und Südafrika gefahren. Er befasst sich außerdem mit anderen Outdoor-Aktivitäten, von der Pistenfahrt bis zum Skifahren.
Besitzt du eine Canon Ausrüstung?
Richard Walch ist ein deutscher Actionsportfotograf und Filmemacher, der seine Karriere im Snowboarding begann und sich nun auf Extremsport und Segeln spezialisiert hat. Für seinen Kundenstamm, zu dem Audi, BMW und Nike zählen, macht er redaktionelle und kommerzielle Aufnahmen.
Welche Ratschläge haben sie also für andere, die es als professioneller Sportfotograf schaffen wollen?
1. In die Szene einer Sportart eintauchen – Richard Walch
„Wähle eine Sportart, die dich wirklich fasziniert. Für mich war es das Snowboarden. Du musst Teil dieser Szene oder Kultur werden, und dann kannst du als Insider mit den Aufnahmen beginnen. Finde eine Sportart, die dir gefällt, werde so gut wie möglich und baue freundschaftliche Beziehungen auf. Dann hast du Zugang zu Sportlern und Veranstaltungen, und weil du die Community verstehst, kannst du den Sport besser fotografieren.“
2. Auf schnelle Bewegungen vorbereitet sein – Eddie Keogh
„Im Sport geht alles schnell. Bei einem schlechten Tackling besteht die Möglichkeit, dass der Spieler vom Platz gestellt wird. Du musst also vorbereitet sein, wenn der Schiedsrichter die rote Karte zeigt. Ich habe eine Kamera um meinem Hals mit einem Canon EF 70-200mm f/2.8L IS III USM Objektiv, die in der Regel das Tor abdeckt, und eine zweite Kamera mit einem Canon EF 400mm f/2.8L IS III USM Objektiv für alles, was auf dem Mittelfeld passiert. Die Qualität von Kameras wie der Canon EOS-1D X Mark III ist jetzt so gut, dass man Bilder vom anderen Ende des Feldes erhält, weil so viel in das Bild hineinpasst. Für den Sport benötigst du in der Regel kurze Verschlusszeiten, z. B. 1/2000 Sek. bei Fußball. Wenn du etwas künstlerischer arbeiten möchtest, kannst du den Wert auch herunterregeln.“
3. Den Spiegel weglassen – Martin Bissig
„Ich fotografiere mit der spiegellosen Systemkamera Canon EOS R5. Ich bin vollständig auf spiegellose Objektive umgestiegen, nachdem die komplette Auswahl an nativen RF Objektiven erschienen ist. Ich trage fast meine gesamte Ausrüstung in einem Rucksack, je kleiner und leichter sie ist, desto besser. Einer der großen Vorteile der EOS R5 ist, dass du sie wirklich an deine Bedürfnisse anpassen kannst. Es gibt tonnenweise Optionen, mit denen du dafür sorgen kannst, dass sich die Kamera entsprechend deiner Vorstellungen verhält. Für mich ist der Wechsel zu spiegellosen Systemen definitiv der richtige Weg.“
4. Junge Sportler treffen – Richard Walch
„Es ist hilfreich, wenn du mit Sportlern arbeiten kannst, die ungefähr genauso alt sind wie du, damit du mit ihnen wachsen kannst. Zu Beginn haben sie vielleicht einen kleinen Sponsor, aber in ein paar Jahren werden sie größere Sponsoren haben, und du kannst dir deine Karriere mit ihnen aufbauen. Wenn die Sportler jung sind, benötigen sie auch Fotos und sind bereit, Zeit mit dir zu verbringen. Wenn sie deine Bilder für ihre Autogrammkarte oder Website verwenden möchten, helft ihr einander kostenlos. Wenn ihre Sponsoren die Bilder nutzen möchten, wird ein Geschäft daraus. Wenn du mit den Sportlern befreundet bist, lassen sie dich ganz nah heran. Es ist also kein Problem, wenn du nicht über die beste Ausrüstung verfügst. Vor kurzem habe ich die 13-jährige Tochter des ersten Snowboarders fotografiert, mit dem ich je zusammengearbeitet habe. Eine richtig tolle Geschichte. Sie skatet in Betonpools. Das ist die schwierigste Art des Skateboardings. Er hat zwei Töchter und beide surfen, fahren Skateboard und Snowboard.“
5. Mit Lokalsport einarbeiten – Eddie Keogh
„Viele Leute wollen einfach so schnell wie möglich an die großen Fußballspiele kommen. Man lernt aber viel mehr, wenn man Fußball, Rugby, Hockey oder Tennis im nächstgelegenen Park fotografiert. Geh immer raus, bei Wind und Wetter – nicht nur bei Sonne, denn Regen kann Bilder stimmungsvoller machen – und übe, übe und übe. Ich habe angefangen, das Team meines Bruders im Park vor Ort zu fotografieren, und in den letzten Jahren habe ich persönliche Projekte zum Sonntagmorgen-Fußball gemacht. Wahrscheinlich mag ich das sogar mehr als ein großes Team wie Chelsea zu fotografieren, weil es so anders ist. Es ist schön, mit den Fähigkeiten, die ich im Laufe der Jahre erlernt habe, wieder in den Park zu kommen, da es so viele großartige Bilder gibt, die buchstäblich gleich um die Ecke liegen. Wenn du ein Auge für Fotografie hast, wirst du es merken – Du musst nicht in große Stadien gehen, um das Handwerk zu erlernen.“
6. Nicht-professionelle Objektive niemals unterschätzen – Martin Bissig
„Amateurfotografen kompensieren ihr mangelndes Wissen oder mangelnde Fähigkeiten gern mit professioneller Ausrüstung. Sie sind ziemlich überrascht, dass es nicht das Objektiv ist, das eine Aufnahme macht. Vielmehr geht es darum, die Action zur richtigen Zeit einzufangen. Das Canon RF 24-240mm F4-6.3 IS USM 10x-Zoomobjektiv ist kein „Profi-Objektiv“, aber es ist genau das, was ich gesucht habe. Wenn ich Mountainbike-Expeditionen fotografiere, z. B. zum Mount Kilimanjaro in Tansania, brauche ich eine kompakte und leichte Ausrüstung. Für mich ist es wichtiger, einen großen Zoombereich abzudecken und die Objektive nicht in großen Höhen und bei -20 °C wechseln zu müssen, als ein superteures Objektiv mit Festbrennweite zu haben. Wenn es sein muss, mache ich lieber kleine Kompromisse bei der Qualität, kann aber die Geschichte erzählen, ohne eine Aufnahme zu verpassen.
7. Multitalent werden: Videos machen – Richard Walch
„Du musst heute alles können: Fotos, Videos und Bearbeitung. Du weißt schließlich nie, woher ein Job kommt, und es ist schwer, sich den Lebensunterhalt zu verdienen. Beginne sofort mit Videoaufnahmen. Das ist das Schöne heutzutage: Du kannst eine Kamera kaufen, die alles kann. Bei Canon können alle Objektive an jeder Videokamera angebracht werden, von der Profi-Ebene bis hin zu Einsteigermodellen. Du hast damit ein universelles System, das du nutzen solltest.
„Sich seine Ausrüstung aufzubauen dauert und deshalb würde ich jedem Einsteiger ein spiegelloses System empfehlen. Die Canon EOS R Systemkamera ist die Zukunft. Die Canon EOS R6 ist ideal für den Einstieg. Sie bietet erstklassige Ergebnisse bei wenig Licht und du kannst damit alles machen, was man als Sportfotograf machen möchte. Ich fotografiere mit der spiegellosen Canon EOS R5 aber auch mit der EOS-1D X Mark III. Sie ist so schnell und solide und lässt einen nie im Stich. Genau das brauchst du, insbesondere wenn du deine Kamera an abgelegenen Orten aufstellst und bei rauem Wetter arbeitest. Sie ist wetterfest, hat das härteste Gehäuse und ist die schnellste.“
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8. Wissen, was gerade Thema ist – Eddie Keogh
„Du musst wissen, was gerade vor sich geht, um die richtigen Bilder zu erhalten. Wenn ein Spieler zu seinem früheren Club zurückkehrt, könnte er von den Fans beschimpft werden. Wenn ein Trainer vier Spiele verloren hat, wird es Spekulationen um seinen Verbleib im Job geben. Du musst also auf die Reaktion achten, wenn er wieder verliert. Wenn er die Hände vor das Gesicht schlägt, ist das die Art von Bild, das viel Spaß macht.“
9. Ungewöhnliche Brennweiten verwenden – Martin Bissig
„Ich verwende oft ein Weitwinkelobjektiv, wie das Canon RF 15-35MM F2.8L IS USM, oder einen längeren Zoom, z. B. ein Canon EF 70-200mm f/2.8L IS II USM Objektiv (Nachfolgemodell: Canon EF 70-200mm f/2.8L IS III USM). Was ich mache, ist eigentlich Landschaftsfotografie mit Athleten. Daher ist es für mich sehr wichtig, einen Weitwinkel zu haben, damit ich eine Geschichte in einer Aufnahme erzählen kann. Wenn ich zu nah an den Sportlern bin, kann ich nicht erkennen, ob das Bild im Himalaya-Gebirge oder in der Schweiz aufgenommen wurde. Den mittleren Bereich – die Standardansicht bei Sportfotografie – verwende ich kaum. Es ist nicht das, wonach ich bei einer Aufnahme suche. Ich bevorzuge die Extreme – Aufnahmen mit 12 mm oder 200 mm – gegenüber der Standardansicht mit 50 mm, oder etwas dazwischen.“
10. Emotionen einfangen – Richard Walch
„Wenn ein Fußballteam eine große Meisterschaft gewinnt, sind es nicht die Bilder des Spiels, die sich von anderen abheben, sondern die Aufnahmen des Teams, das auf einem Bus steht, umringt von Tausenden von Menschen. Du musst die Umgebung der Sportart aufnehmen: Emotionen, Politik, Feierlichkeiten und Enttäuschungen. Wenn du einen Marathonlauf fotografierst, nimmst du nicht den Start auf, sondern das Ziel, wo die Emotionen zu sehen sind. Achte auf maximale Action und Emotionen. Wenn du dies in einem Bild kombinieren kannst, hast du es geschafft.“
11. Mit verschiedenen Perspektiven spielen – Eddie Keogh
„In der Vergangenheit habe ich meine Brötchen mit Fotos für Zeitungen verdient. Heutzutage sind aber Inhalte für soziale Medien gefragt. Es geht darum, am Ball zu bleiben und die Perspektiven zu wechseln. Nimm an einer Veranstaltung teil, und überlege, was du daraus machen möchtest. In Wimbledon gibt es verschiedene Plätze für Fotografen. Du kannst dich also oben, unten oder seitlich positionieren. Beim Fußball habe ich fast immer eine Kamera hinter dem Tor mit einem Funkauslöser aufgestellt. Bei 22 Spielern auf dem Spielfeld ist die Chance, dass ein Tor fällt, Fifty-Fifty.“
12. Verstehen, wie der Sport aussehen sollte – Martin Bissig
„Detaillierte Kenntnisse über deine Sportart sind unerlässlich, da du wissen musst, wie sich die Menschen bewegen und was gut aussieht. Wenn ich Bilder von Skateboardern machen würde, denke ich vielleicht, sie sehen gerade gut aus. Aber wenn ich sie dann Skateboard-Fans oder Profis zeige, könnten sie sagen: „Die Hand hat nicht den richtigen Winkel.“ Ich weiß das nicht, weil ich kein Skateboarder bin, aber ich weiß genau, wie Mountainbiken aussehen sollte. Außerdem kannst du die bestmögliche Lage und das schönste Fahrrad der Welt haben, aber wenn jemand wie ein Sack Kartoffeln darauf sitzt, sieht das einfach nicht gut aus. Es ist ziemlich wichtig, dass man den Athleten Anweisungen geben kann.“
13. Eine Nische haben, um den Verkauf zu erleichtern – Richard Walch
„Je kommerzieller die Sportart ist, desto einfacher ist es, Bilder zu verkaufen. Ich hatte wirklich Glück, denn als ich angefangen habe, wurde Snowboarden gerade populärer, ebenso wie die Nachfrage nach Bildern. Ich wurde schnell zu einem von wenigen, die den Sport weltweit fotografierten. Wenn du Fußball oder Leichtathletik aufnehmen möchtest, wirst du einer unter 50 anderen Fotografen sein, und es ist eine große Herausforderung, besser zu sein als sie.“
14. Details rund um die Aktion fotografieren – Martin Bissig
„Wie viele Bilder eines Mountainbikers auf einem Fahrrad können in einer Zeitschrift gedruckt werden? Jemand, der am Feuer sitzt und seine Schuhe trocknet, ist das, was man sehen möchte. Du fokussierst zwar auf den Sportler, aber was hinter deinem Rücken passiert, ist genauso wichtig wie das, was vor dem Objektiv abläuft. Die Leute wollen Aufnahmen vom Drumherum sehen, denn das macht die Geschichte interessant.“
15. Die passenden Objektive für die Sportart auswählen – Richard Walch
„Snowboarding kann sehr nah sein, daher ist das Canon EF 16-35mm f/2.8L III USM ein häufig verwendetes Objektiv. Du könntest auch mit einem EF 70-200mm f/2.8L IS III USM fotografieren, dem perfekten Allround-Sportobjektiv. Wenn du Aufnahmen von einer Sportart machen, die Beschränkungen unterliegt, zum Beispiel Motorsport, benötigst du lange Objektive. Sie können nicht lang genug sein – 400 mm ist deine Standardbrennweite. Ich verwende das Canon EF 400mm f/2.8L IS III USM, und es ist unglaublich leicht. In der Hand fühlt es sich wie ein viel kleineres Objektiv an. Die Blende von 1:2,8 macht wirklich einen Unterschied – der Sportler sticht aus dem Hintergrund hervor. Wenn du Mountainbike-Touren oder deine Freunde beim Sport aufnimmst, kannst du so nah herangehen, wie du möchtest. Das erleichtert die Frage der Ausrüstung, da du Standardobjektive zwischen 16 mm und 200 mm verwenden kannst.“