Die Makrofotografie ist eine tolle Möglichkeit, um mit allem, was man so zuhause hat, kreativ zu werden. Ob es die Falten in den Handflächen eines Babys sind, kleinste Details auf Blättern oder Blüten von Zimmerpflanzen oder Seifenblasen in der Küchenspüle – die Entdeckung der kleinen Dinge, die du vielleicht übersehen hast, kann dir viel Freude, Inspiration und endlose neue Perspektiven zum Fotografieren geben.
Dem Spaß an der Makrofotografie sind keine Grenzen gesetzt – du kannst überall in deiner Wohnung tolle Motive finden. Egal, was für eine Kamera du hast, du kannst ganz nah heran gehen und die faszinierendsten Details entdecken. Ein Standard-Zoomobjektiv (oder Kit-Objektiv) und sogar eine Kompaktkamera können wunderschöne Bilder liefern. Hier teilen sechs Fotografen einige der kleinen, aber fesselnden Dinge, die sie zu Hause fotografiert haben, und verraten, was sie dazu inspiriert hat, genauer hinzuschauen.
MAKROFOTOGRAFIE
Detailverliebt: 4 Techniken für Makroaufnahmen zu Hause
1. Ganz nah an deine Nächsten und Liebsten heran
„Es waren die Bilder, die ich von meinen eigenen Kindern gemacht habe, als sie noch Babys waren, die mich dazu inspiriert haben, auch andere Familien aus nächster Nähe zu fotografieren“, sagt Familienfotografin Kate Gray. „Ich weiß genau, dass ich mich ohne diese Bilder nicht an die perfekten kleinen Grübchen auf den kleinen Wurstfingerchen meiner Tochter erinnern würde oder daran, wie sich die Haut um die Augen meines Sohnes bei seinem ersten Lächeln verzog.“
Während ein spezielles Makroobjektiv perfekt für Makroaufnahmen ist, kannst du auch mit einem Standardzoom oder sogar einem Festbrennweitenobjektiv gute Ergebnisse erzielen. Das Canon EF-S 18-55mm f/3.5-5.6 IS STM Kitobjektiv hat beispielsweise eine Naheinstellgrenze von ca. 25 cm. Damit kann man schon sehr gut kleine Details festhalten.
Die meisten speziellen Makroobjektive haben eine Tele-Brennweite, die perfekt ist, um jedes Element zu isolieren. Wenn du ein Zoomobjektiv verwendest, denke einfach daran, an das Motiv heranzuzoomen. Stelle dann die Blende auf F5.6 oder größer (eine geringere Zahl) ein, falls möglich, und aktiviere den Bildstabilisator (sofern vorhanden), um das Risiko von Kamerawacklern zu reduzieren. Dann musst du nur noch die Bildkomposition festlegen und dabei so nah wie möglich an dein Motiv herangehen. Wenn du die Naheinstellgrenze deines Objektivs unterschreitest, wird das Bild unscharf. Darum musst du möglicherweise vorsichtig vor- und zurück gehen, um die optimale Positionierung zu finden.
2. Die Komplexität der Natur erfassen
Makroaufnahmen können unsichtbare Schätze der Natur enthüllen, vom labyrinthartigen Muster auf der Rückseite eines Blattes bis zur einzigartigen Komplexität einer perfekt geformten Schneeflocke. Und das Fotografieren aus nächster Nähe gibt dir die Möglichkeit, die Schönheit der Natur überall einzufangen – an einem kalten und regnerischen Tag sogar auf der Fensterbank.
Eine schwarze Jacke war die einzige Kulisse, die Jamie Spensley brauchte, um die faszinierenden Details einer weißen Schneeflocke hervorzuheben. Diese markante, weiche Beleuchtung erreichte er durch den Einsatz eines Makro-Diffusors. „Das ist ein Kegel aus weißem Material, der vorn auf mein Objektiv passt. Dann gibt es einen Tunnel aus reflektierendem Material, der am Blitz angebracht ist und dafür sorgt, dass das Licht den Kegel erreicht. Das Ergebnis ist ein extrem weiches Licht – perfekt für Makroaufnahmen.“
Für noch mehr Möglichkeiten bei der Makrofotografie verfügen die Objektive EF-S 35mm f/2.8 Macro IS STM und EF-M 28mm f/3.5 Macro IS STM über ein integriertes Makrolicht, das Nahaufnahmen ermöglicht, ohne dass sich dabei Schatten bilden.
Die Fotografin Agi Wojcik verwendete den Modus [Nahaufnahme], um die Brunnenkresse in ihrer Wohnung zu fotografieren. „Auf diese Weise brauchte ich mir keine Gedanken über die Einstellungen zu machen und konnte mich stattdessen darauf konzentrieren, dass der Fokus richtig war. Ich habe dabei Spot-AF und die überaus praktische Vergrößerungsoption im Live-View-Modus verwendet. Als ich gesehen habe, wie gut das Bild geworden ist, war ich inspiriert, meine Kamera zu nehmen und andere Motive um mich herum zu Hause zu erkunden.“
3. Das Außergewöhnliche im Gewöhnlichen finden
Für viele Künstler fängt alles mit einem ganz einfachen Bleistift an. Indem er ihn aus nächster Nähe fotografierte, fand der Fotograf Lucas Piltz einen Weg, seine kreative Seite zeigen und zu feiern.
Lucas entschied sich für die Aufnahme einer Bildfolge, um eine größere Schärfentiefe zu erreichen, als es normalerweise möglich wäre. „Ich habe ein Stativ benutzt, um Verwacklungen zu vermeiden“, sagt er, „und manuell fokussiert, weil ich auf diese Weise mehr Kontrolle habe und mehr lerne. Ich begann mit dem vorderen Fokusbereich und habe mich bis zum hinteren Bereich durchgearbeitet.“ Nachdem die Bildkomposition festgelegt war, nahm Lucas 40 Versionen des Bleistifts auf – alle mit unterschiedlichen Fokuspunkten – und fügte sie dann zusammen.
Diese Technik nennt man Fokus-Stacking. Man setzt dabei mehrere Aufnahmen mit jeweils verschiedenen Fokuspunkten mit der Canon Digital Photo Professional Software zu einem einzigen Bild zusammen.
4. Eine abstrakte Perspektive auf Alltagsgegenstände finden
„Als vielbeschäftigte Mitarbeiterin im Gesundheitswesen nutze ich meine Fotografie als Ausgleichsbeschäftigung, die mich in meiner Freizeit glücklich macht und entspannt“, erklärt Makrofotografin Andrea Hunt. „Die Makrofotografie offenbart Details, die man selten sieht, und man kann innerhalb der Grenzen von Haus und Garten unglaublich kreativ sein.“
Um die surrealistischen Aufnahmen von Andrea nachzustellen, benötigst du nur eine gläserne Auflaufform, die mit Wasser gefüllt ist. Dann füllst du nach und nach das Öl ein – so kannst du immer mit neuen Mengen experimentieren. Um dem Öl etwas Farbe zu geben, legt Andrea ein Smartphone oder Tablet mit einem bunten Motiv auf dem Display unter die Schale. Du kannst aber auch farbige Pappe oder Tapete verwenden.
Wenn du eine Aufnahme mit schwebendem Öl machst, ist es am einfachsten, manuell zu fokussieren und im Modus Zeitautomatik (Av) zu fotografieren. „Wenn ich mit F10 fotografiere, habe ich genug Schärfentiefe, um eine Ölschicht aufzunehmen, ohne den Boden der Glasschale mit scharf zu stellen“, sagt Andrea.
Mit der gleiche Technik kann man sich sogar die Hausarbeit angenehmer machen. Der Fotograf Tibo Tuypens fand heraus, dass Spülmittel schöne, geometrische Formen erzeugen kann, indem er einfach ein paar Tropfen in eine flache Wasserschicht in einer Auflaufform gibt.
Als Hintergrund verwendet Tibo gerne farbige Papierbögen. „Ich verwende dann einen Blitz, um die Farben durch das Wasser zu reflektieren“, sagt er. „Das funktioniert hervorragend, um Farben zu kombinieren und Farbverläufe zu erzeugen.“
Um Seifenblasen zu erzeugen, nimmst du einfach einen Strohhalm und pustest damit ins Wasser – dann einfach los fotografieren! „Was auch immer man vor die Kamera bekommt, es ist immer ein Spielplatz von Formen, Texturen und Licht“, sagt Tibo.
Verfasser: Phil Hall
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