Um die Belichtung zu verstehen, kann es hilfreich sein, sich die Kamera als ein Werkzeug zum Sammeln von Licht vorzustellen. Die Belichtung ist einfach die Menge an Licht, die wir hereinlassen. Wenn wir zu wenig Licht hereinlassen, wird das Bild zu dunkel oder unterbelichtet. Zu viel, und es wird zu hell oder überbelichtet.
Das Umgebungslicht wird von Objekten und Oberflächen in der Umgebung reflektiert und vom Objektiv durch die Kamera auf den Sensor geleitet – so entsteht das Bild. Im Automatik- oder einem Special Scene Modus sind Canon Kameras sehr gut darin, die optimale Lichtmenge für eine ausgewogene Belichtung zu bestimmen, aber wir haben mehr kreative Freiheit, wenn wir selbst die Steuerung übernehmen.
So steuert man die Belichtung
Blende
Es gibt drei Faktoren, die es uns ermöglichen, die Belichtung zu kontrollieren: das so genannte Belichtungsdreieck. Zunächst einmal ist da die Blende, die Größe der Öffnung im Objektiv, die Licht durchlässt und als Blendenzahl angegeben wird.
Jedes Objektiv kann auf unterschiedliche Blendenöffnungen eingestellt werden, von groß bis klein. Große Blendenöffnungen werden durch kleine Zahlen wie beispielsweise F2.8 ausgedrückt. Je größer die Blendenöffnung, desto mehr Licht gelangt in die Kamera und die Schärfentiefe nimmt ab (der Bereich vor und hinter dem fokussierten Motiv wird unscharf wiedergegeben.) Kleine Blenden, ausgedrückt durch größere Zahlen wie z.B. F16, lassen weniger Licht in die Kamera und verstärken die Schärfentiefe, also bilden sie einen großen Bereich vom Vordergrund bis zum Hintergrund scharf ab.
Belichtungszeit
Der zweite Faktor in unserem Belichtungsdreieck ist die Belichtungszeit. Das ist der Zeitraum, indem der Verschluss der Kamera geöffnet ist und das Licht auf den Sensor gelangt. Vergleichbar mit Wasser, das durch einen Wasserhahn fließt, strömt umso mehr Licht hinein, je länger wir den Verschluss geöffnet halten.
Eine kurze Belichtungszeit (der Sensor wird nur ganz kurz belichtet) ist zum Einfangen von schneller Action sehr hilfreich. Eine längere Belichtungszeit (der Sensor wird länger belichtet) ist hingegen eine interessante Methode, um kreative Unschärfeeffekte wie z.B. Lichtspuren oder Malen mit Licht zu generieren.
ISO und Bildrauschen
Der dritte Faktor in unserem Belichtungsdreieck ist ISO. Damit wird die Lichtempfindlichkeit des Sensors ausgedrückt. Niedrigere ISO-Werte wie ISO 100 führen in der Regel zu einer besseren Bildqualität. Hohe ISO-Werte machen den Sensor empfindlicher, so dass du für die korrekte Belichtung weniger Licht benötigst. Der Nachteil dabei ist jedoch ein erhöhtes Bildrauschen, das bei sehr hohen ISO-Werten die Bildqualität beeinträchtigt.
In der Regel ist es am besten, den niedrigstmöglichen ISO-Wert zu verwenden. Moderne Canon Kameras verfügen allerdings über eine erstklassige Leistung bei hohen ISO-Werten, so dass du auch bei wenig Licht problemlos Aufnahmen mit einem Wert von ISO 1.600 oder mehr machen kannst und trotzdem wunderschöne, detailreiche Fotos erhältst.
Das Belichtungsdreieck
Die drei Schlüsselfaktoren für die Belichtung – Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert – wirken immer zusammen. Wenn du also einen Faktor änderst, musst du ihn durch einen anderen ausgleichen, wenn du die gleiche Belichtung beibehalten willst. Du kannst aber auch eine Belichtungskompensation in der Kamera einstellen, um bessere Ergebnisse zu erhalten. Daher ist es hilfreich, sich die drei Faktoren als die drei Seiten eines Dreiecks vorzustellen. Wenn du eine Seite anpasst, müssen auch eine oder beide der anderen Seiten angepasst werden, es sei denn, du möchtest die Belichtung an sich erhöhen oder verringern.
Reduziert man beispielsweise die Belichtungszeit, um schnelle Action einzufrieren, so läuft man unter Umständen Gefahr, dass die Aufnahme unterbelichtet wird. Um das zu kompensieren, muss man die Blende oder die ISO vergrößern. Ähnlich ist es mit der Blende: Verkleinert man die Blende, um die Schärfentiefe zu erhöhen, muss zum Ausgleich die Belichtungszeit oder die ISO erhöht werden. Wenn du dir angewöhnst, die Belichtung auf diese Weise zu betrachten, wirst du bald feststellen, dass es eine Vielzahl von Einstellungskombinationen gibt, die zu einem ähnlich belichteten Foto führen, und du hast die kreative Freiheit, die passende Kombination für dein Motiv oder deine Szene zu wählen.
Belichtungsmodi
Deine Canon Kamera macht es dir leicht, denn sie bietet mehrere Belichtungsmodi, mit denen du das Belichtungsdreieck in die eine oder andere Richtung verschieben kannst. Im Programmmodus (P) stellst du den ISO-Wert ein und die Kamera wählt sowohl die Belichtungszeit als auch die Blende. Im Modus Blendenautomatik (Tv) kannst du die Belichtungszeit frei wählen, während die Kamera die Blende für die Gesamtbelichtung automatisch ermittelt. Ähnlich ist es beim Modus Zeitautomatik (Av): Hier legst du die Blende fest und die Kamera wählt automatisch die passende Belichtungszeit. Dabei kannst du entweder mit Auto ISO arbeiten, oder die ISO-Empfindlichkeit selbst festlegen. Im manuellen Modus (M) kannst du jede beliebige Kombination aus Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert einstellen.
Kameras des EOS R Systems bieten zusätzlich noch den Modus Flexible Automatik (Fv), der es dir ermöglicht, in einem Belichtungsmodus Blende, Belichtungszeit, Belichtungskorrektur und ISO zu wählen. Änderst du eine dieser Einstellung, passen sich die anderen automatisch an, um die korrekte Belichtung beizubehalten, was die Belichtungssteuerung viel schneller und einfacher macht.
Diese Art zur Anpassung der Belichtung ist auch ideal für kreative Effekte. Das Abdunkeln der Bilder vertieft die Farben und verleiht ihnen eine stimmungsvollere Atmosphäre. Das gilt besonders für Landschaftsaufnahmen. Verstärkst du die Belichtung, werden die dunklen Bildbereiche heller und das Bild wirkt moderner.
Mit sogenannten Belichtungsreihen lassen sich Szenen von vorn herein mit mehreren unterschiedlichen Belichtungen aufnehmen, so dass man im Nachhinein die beste Aufnahme auswählen kann. Du wählst vorher den jeweiligen Belichtungsunterschied von 1 bis 3 Belichtungsstufen aus und die Kamera nimmt die übrigen Einstellungen automatisch vor.
Langzeitbelichtung
Wenn weniger Licht vorhanden ist, müssen wir den Verschluss möglicherweise länger geöffnet halten. Das ist manchmal eine Notwendigkeit und manchmal eine kreative Entscheidung, um Bewegungsunschärfe in der Szene zu ermöglichen, z.B. um die Bewegung von Wasser oder Wolken zu verwischen. Die Kamera muss dabei absolut ruhig stehen. Daher ist ein Stativ oder eine stabile Unterlage unerlässlich, um ein Verwackeln der Kamera zu vermeiden. Selbst das Drücken des Auslösers kann zu Problemen führen. Verwende daher am besten einen Fernauslöser wie die kabellose Canon Fernbedienung BR-E1 oder die Canon Camera Connect App auf dem Handy, um den Auslöser aus der Ferne zu betätigen. Mit der App kannst du auch Langzeitbelichtungen aufnehmen, bei denen der Verschluss mehrere Minuten oder länger geöffnet bleibt, was perfekt für das Fotografieren von Feuerwerk oder Sternen bei Nacht ist.
Tagsüber besteht bei Aufnahmen mit langer Belichtungszeit die Herausforderung darin, eine Belichtungszeit zu wählen, bei der die Bewegung erkennbar wird. Idealerweise solltest du eine Belichtungszeit von einigen Sekunden oder länger wählen, aber denke daran, die ISO-Empfindlichkeit gering und die Blendenöffnung klein zu halten. Es ist auch hilfreich, bei bewölkten oder schattigen Bedingungen zu fotografieren oder gegen Ende des Tages, wenn die Dämmerung einsetzt. Alternativ kannst du einen Filter verwenden, der am Objektiv angebracht wird, und die einfallende Lichtmenge reduziert. Ein Neutraldichtefilter (ND-Filter) ist hierfür optimal.
Belichtung auf einem neuen Niveau
Wenn du die Zusammenhänge bei der Belichtung verinnerlicht hast, sind die kreativen Möglichkeiten endlos. Die meisten spiegellosen und DSLR-Kameras von Canon bieten den Modus Mehrfachbelichtung, mit dem man mehrere Aufnahmen zusammenfügen kann. Inspiriert von der Mehrfachbelichtungstechnik aus der Zeit des Films, bei der ein und dasselbe Bild zweimal oder öfter belichtet wurde, kannst du mit dieser Funktion alle möglichen verblüffenden Effekte erzielen.
Von den drei kamerainternen Überblendungsoptionen ähnelt die Option Additiv am meisten der Filmtechnik, da sie die Helligkeitswerte so kombiniert, dass weiße Bereiche weiß bleiben. Wenn du in diesem Modus fotografierst, solltest du auf klare Formen, starke Kontraste und markante Silhouetten achten.
Wenn du also das nächste Mal deine Kamera zur Hand nimmst, solltest du einmal mit den unterschiedlichen Einstellungen experimentieren und selbst herausfinden, wie diese sich auf das Endergebnis auswirken.
Verfasser: James Paterson
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