Nahaufnahmen von Insekten, Blumen, Lebensmitteln und Haushaltsgegenständen offenbaren erstaunlich viele Details. Mit der richtigen Kamera, dem richtigen Objektiv und den richtigen Einstellungen lassen sich Details erkennen, die für das bloße Auge nahezu unsichtbar sind. Ein Makroobjektiv bietet in der Regel eine Vergrößerung von 0,5- bis 1,0-fach bei seiner Naheinstellgrenze. Das mag nicht besonders beeindruckend klingen, aber die 1,0-fache Vergrößerung bildet kleine Objekte in voller Lebensgröße auf dem Bildsensor der Kamera ab. Bei der Betrachtung auf dem Bildschirm oder im Druck werden sie dann stark vergrößert und geben deinen Aufnahmen eine ganz neue Perspektive.
In der Makrofotografie wird alles zum Motiv, denn man entdeckt eine verborgene Welt und sieht alltägliche Dinge mit ganz anderen Augen. Das Fotografieren aus nächster Nähe kann sehr viel Spaß machen, aber es ist nicht ohne technische Herausforderungen. Lies weiter, um Expertentipps für spektakuläre Nahaufnahmen und die beste Canon Ausrüstung für die Makrofotografie zu entdecken, auch wenn du nur ein kleines Budget hast.
Tipps für die Makrofotografie
Makrofotografie-Techniken
Die Fokussierung kann bei Nahaufnahmen schwierig sein und erfordert aufgrund der typischerweise geringen Schärfentiefe eine extreme Genauigkeit. Die Canon Photo Companion App enthält ein nützliches Tool, das je nach Kamera und Einstellungen den nächstgelegenen und den entferntesten Fokuspunkt, die Schärfentiefe und die hyperfokale Entfernung berechnet.
Für Stillleben, wie z.B. Makroaufnahmen von Lebensmitteln, ist es am besten, die Kamera auf einem Stativ oder einer anderen Halterung zu befestigen, damit sie fest sitzt und sich nicht bewegt oder wackelt. Um Verwacklungen jeglicher Art auszuschließen, kannst du den Zwei-Sekunden-Selbstauslöser der Kamera oder eine Fernbedienung verwenden, damit du die Kamera bei der Aufnahme nicht berühren musst.
Selbst bei der Verwendung eines Stativs können Erschütterungen durch das Berühren der Kamera unmittelbar vor der Aufnahme und bei DLSRs durch das Hochklappen des Spiegels verursacht werden. Eine gute Einstellung, die bei den meisten Canon DSLRs zur Verfügung steht, ist die Verwendung der Zwei-Sekunden-Selbstauslöser-Verzögerung in Verbindung mit einem festgestellten Spiegel. Der Spiegel wird dadurch zwei Sekunden vor der Aufnahme hochgeklappt, damit genügend Zeit bleibt, die Vibrationen abzubauen. Auch die Canon Camera Connect App ist in solchen Situationen nützlich, denn sie ermöglicht die Steuerung der Kamera über das Handy.
Ist die Kamera stabil positioniert, kann der Autofokus optimal funktionieren, wenn du den Punkt-AF verwendest und diesen genau auf den Teil des Motivs ausrichtest, der am schärfsten sein soll. Die manuelle Fokussierung kann sogar noch besser funktionieren. Die EOS M und alle spiegellosen Kameras des EOS R Systems von Canon verfügen über eine Fokus-Peaking-Option (das Objektiv muss sich dafür im MF-Modus befinden). Damit werden die fokussierten Bereiche innerhalb des Bildausschnitts im Sucher oder auf dem rückseitigen Display markiert, was die manuelle Feinjustierung wesentlich vereinfacht. Alternativ kannst du auch eine vergrößerte Vorschau des gewünschten Bereichs verwenden, um eine optimale manuelle Fokussierung sicherzustellen. Du kannst die gleiche Technik auf dem rückseitigen Display einer Canon DSLR anwenden, indem du in den Live View Modus wechselst.
Das ganze Jahr über tolle Makro-Motive
Für die effektive Makrofotografie musst du feinste Details berücksichtigen. Käfer, Spinnen und Bienen im Garten sind tolle Motive, aber die Natur generell das ganze Jahr über eine Menge zu bieten. Von knospenden Blumen im Frühling über Bienen und Schmetterlinge im Sommer, goldene Blätter und Pilze im Herbst bis hin zu Schneeflocken und Frost im Winter – es gibt immer etwas zu fotografieren.
In Innenräumen kannst du mit der Makrofotografie von Lebensmitteln kreativ werden oder extreme Nahaufnahmen von Objekten wie Buntstiften machen, die reich an feinen Details sind. Weitere Inspirationen zum Thema und zur Aufnahme findest du im Video von Ian Wade über die Makrofotografie im Herbst.
Beleuchtung für die Makrofotografie
Um die Details hervorzuheben, solltest du mit verschiedenen Lichtquellen experimentieren, angefangen bei natürlichem Umgebungslicht und der Reflexion des Lichts mit einem weißen Blatt Papier oder Pappe bis hin zur Verwendung einer LED-Lampe oder eines Speedlite Blitzgeräts.
Eine relativ schwache Beleuchtung ist in der Regel kein Problem, wenn du ein Stativ bei Makroaufnahmen von Blumen oder Lebensmitteln und anderen Stillleben verwendest, aber eine schwache Beleuchtung kann zu flach wirkenden Bildern führen. Für Innenaufnahmen kannst du zusätzlich eine Tischlampe oder das Tageslicht am Fenster nutzen. Spezielle LED-Fotolampen sind ebenfalls eine gute Option, ebenso wie die LED-Makrolampen.
Eine optimale Lösung ist die Verwendung eines Blitzgeräts oder Speedlite. Die sehr kurze Dauer des Blitzes sorgt nicht nur für eine bessere Ausleuchtung, sondern friert auch das Geschehen ein. Das Canon Macro Ring Lite MR-14EX II ist mit den meisten Canon Makroobjektiven kompatibel und sorgt für die ultimative Lichtsteuerung zum Erhalt schattenfreier Makroaufnahmen. Alternativ kannst du auch versuchen, ein helles Licht aus einem schrägen Winkel auf das Motiv zu richten. So entstehen tiefe Schatten, die ein dreidimensionales Aussehen unterstützen.
Erhöhung der Schärfentiefe
Selbst bei genauester Fokussierung und kleiner Blendenöffnung kann es vorkommen, dass der Schärfebereich nicht so hoch ist wie gewünscht. Dies ist wiederum auf die sehr geringe Schärfentiefe bei Nahaufnahmen zurückzuführen. Einige Canon Kameras, darunter die Canon EOS R8 und die EOS R6 Mark II, verfügen über einen Fokus-Bracketing Modus. Diese Funktion eignet sich hervorragend für Makroaufnahmen, da sie mehrere Bildern aufnimmt und zwischen den einzelnen Bildern automatisch eine Reihe von Fokusabständen durchläuft. Die Serien werden dann in der Nachbearbeitung zu einem einzigen Bild zusammengefügt, was zu einer größeren Schärfentiefe führt.
Effektive Bildkomposition bei Makroaufnahmen
Bei der Makrofotografie kannst du die typischerweise geringe Schärfentiefe zu deinem Vorteil nutzen. Bereiche, die sich mehr als ein paar Zentimeter vor oder hinter der Schärfeebene befinden, werden auf dem Bild sehr unscharf. Es ist also wichtig, dass du dir sowohl über den Hintergrund als auch über das Objekt, das du fotografierst, Gedanken machst.
Hintergründe mit einer ziemlich einheitlichen Farbe und Helligkeit sind schön schlicht und tragen dazu bei, das Hauptmotiv zu isolieren und es im Bild hervorzuheben. Aber auch Hintergründe mit unterschiedlichen Farben und Tönen können gut funktionieren. Achte in jedem Fall auf die Farben des Hauptmotivs und seiner Umgebung und darauf, wie gut sie zusammenpassen, um das Gesamtbild zu verbessern.
Die Drittelregel ist ein klassisches Gestaltungsmittel. Stell dir vor, dass dein Bildausschnitt durch gleichmäßig verteilte Rasterlinien geteilt wird – zwei in der Horizontalen und zwei in der Vertikalen. Versuche nun, den Hauptbereich des Interesses auf dem Punkt zu platzieren, an dem sich zwei der Linien kreuzen. So kannst du eine maximale visuelle Wirkung in deinem Bild erzielen. Oder du brichst die Regeln und positionierst das Hauptmotiv genau in der Mitte des Bildes. Das funktioniert gut bei symmetrischen Objekten, die an sich schon tolle Makromotive sind.
Bei Blumen, Blättern und anderen Motiven, die etwas größer sind, ist ein guter Tipp für die Bildkomposition, einen sehr kleinen Bereich des gesamten Motivs näher heranzuholen und davon eine detaillierte Aufnahme zu machen.
Die besten Kameras für die Makrofotografie
Du brauchst keine teuren Kameras und Objektive, um Nahaufnahmen zu machen. Die beste Kamera für die Makrofotografie ist die, die du gerade zur Hand hast. Viele Schnappschuss-Kameras der Einstiegsklasse haben einen Makro-Aufnahmemodus, der eine Naheinstellgrenze von nur 1 cm ermöglicht, während die Canon PowerShot G7 X Mark III Kompaktkamera einen noch leistungsfähigeren Makromodus hat.
EOS Kameras mit Wechselobjektiven bieten dir mehr Flexibilität bei Nahaufnahmen, da du das optimale Objektiv für die jeweilige Aufgabe einsetzen kannst. Die Canon EOS R50 und EOS R10 haben einen dreh- und schwenkbaren Touchscreen, mit dem du aus ungewöhnlichen Blickwinkeln fotografieren kannst. Tippe einfach auf den Punkt auf dem Bildschirm, auf den du den Autofokus bei deinem Motiv gezielt setzen möchtest. Außerdem verfügen sie über eine vergrößerte Vorschau und Fokus-Peaking für eine ultrapräzise manuelle Fokussierung. Ein weiterer Vorteil dieser APS-C-Kameras im Vergleich zu Vollformatkameras ist, dass der „Cropfaktor“ (oder Brennweitenumrechnungsfaktor) die maximale Vergrößerung eines 1,0-fach Makroobjektivs auf 1,6-fach erhöht.
Willst du deine kreative Makrofotografie auf die nächste Stufe heben, sind die Vollformatkameras von Canon ideal. Die hohe MP-Zahl der Vollformatsensoren der EOS R8 und EOS R6 Mark II ermöglicht zum Beispiel eine unglaubliche Bildqualität in Low-Light-Situationen und damit auch bei hohen ISO-Werten klare Aufnahmen. Wie die EOS R50 und die EOS R10 verfügen auch diese beiden Modelle über eine Fokus-Bracketing Funktion, die besonders bei Makroaufnahmen nützlich ist.
Die besten Objektive für Nahaufnahmen
Viele Objektive, die im Kit mit Canon EOS Kameras verkauft werden, haben beeindruckend kurze Naheinstellgrenzen. Dazu gehört das Canon RF 24-105mm F4-7.1 IS STM für EOS R Systemkameras, das eine Naheinstellgrenze von nur 13 cm hat.
Hervorragende Objektive für diese Kameras sind das Canon RF 35mm F1.8 MACRO IS STM und das RF 85mm F2 MACRO IS STM. Diese bieten eine 0,5-fache Vergrößerung und sind mit einem hybriden Bildstabilisator ausgestattet. Der kompensiert die Verwacklungen auf vertikaler und horizontaler Ebene sowie Vibrationen. Im Vergleich zu normalen Bildstabilisatoren sind die hybriden Bildstabilisatoren von Canon viel effektiver bei extremen Nahaufnahmen aus der freien Hand.
Das Canon RF 100mm F2.8 L MACRO IS USM ist das ultimative Makroobjektiv und bietet eine klassenführende 1,4-fache Vergrößerung sowie einen Kontrollring für sphärische Aberration, mit dem du das Bokeh von Vorder- und Hintergrund in den unscharfen Bereichen anpassen kannst.
Die besten Einstellungen für die Makrofotografie
Der Makro-Aufnahmemodus vieler Canon Kameras funktioniert gut, aber für kreativere Nahaufnahmen mit Kameras der gehobenen Klasse sollte man die Steuerung selbst übernehmen. Der Einsatz von halbautomatischen und manuellen Modi kann sich auszahlen.
Eine besondere Herausforderung besteht darin, dass die Schärfentiefe (der Abstand zwischen dem nächstgelegenen und dem entferntesten Punkt eines Motivs, der scharf wiedergegeben wird) bei Nahaufnahmen sehr gering und bei Makroaufnahmen sogar noch geringer ist. Um die Schärfentiefe zu maximieren, kannst du in den Aufnahmemodus Av (Zeitautomatik) wechseln und eine kleine Blendenöffnung von etwa F16 bis F22 wählen. Wenn jedoch das Umgebungslicht nicht besonders hell ist, kann das sehr lange Belichtungszeiten erfordern. Das ist normalerweise kein Problem, wenn du ein Stativ verwendest.
Die Makrofotografie von Insekten erfordert hingegen eine kurze Belichtungszeit, um deren Bewegung einzufrieren. Das gilt auch, wenn es sich um andere lebende Objekte handelt, z.B. bei der Makrofotografie von Augen. Eine Möglichkeit, das zu erreichen, besteht darin, die ISO-Einstellungen deiner Kamera zu erhöhen, wenn du gleichzeitig eine kleine Blende verwendest. Höhere ISO-Werte können jedoch zu einem Verlust von feinen Details und einem erhöhten Bildrauschen führen – hier kommen die rauscharmen Sensoren von Vollformatkameras wie der Canon EOS R8 und EOS R6 Mark II ins Spiel.
Der letzte Schliff
Die meisten Nah- und Makroaufnahmen profitieren von einer Bearbeitung. Wenn die Naheinstellgrenze deines Objektivs dich daran hindert, so nah an ein Motiv heranzukommen, wie du es gerne hättest, brauchst du nicht in Panik zu geraten. Durch kreatives Zuschneiden in der Bearbeitungsphase kannst du unerwünschte Randbereiche aus einem Bild entfernen und nur den Bereich übrig lassen, den du behalten möchtest.
Nichts ist jemals vollkommen perfekt. Wenn du Makro- oder Nahaufnahmen machst, werden durch die vielen feinen Details, die du aufnimmst, Staubpartikel, Unreinheiten und andere Mängel besonders hervorgehoben. Mit dem Bereichsreparatur-Pinsel oder dem Kopierstempel in einer Bildbearbeitungssoftware können diese effektiv überdeckt werden, indem die Helligkeits-, Farb- und Texturdaten der umliegenden Pixel kopiert werden.
Die neusten Versionen der Canon Digital Photo Professional (DPP) Software enthalten auch ein Tiefenkompositions-Tool. Dies automatisiert den Prozess der Konvertierung der Bilder, die mit dem Fokus-Bracketing Modus von EOS R System Kameras ohne diese integrierte Option aufgenommen wurden und fügt sie zu einem einzigen Bild zusammen. Das ist perfekt für die Erweiterung der effektiven Schärfentiefe bei Nah- und Makroaufnahmen.
Wir hoffen, dass diese Tipps und Techniken dir gezeigt haben, wie einfach der Einstieg in die Makrofotografie ist, und dich dazu inspirieren, dich selbst an die Makrofotografie heranzuwagen und deine eigenen Nahaufnahmen zu machen.
Verfasser: Matthew Richards
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