Der Mond ist seit jeher ein fesselndes Motiv für Fotografen rund um den Globus, besonders zu den seltenen Gelegenheiten, wenn er als Supermond oder sogar als Blutmond erscheint. Allerdings kann es knifflig sein, dem gerecht zu werden. Es ist eine echte Herausforderung, ein helles und sehr weit entferntes Motiv bei wenig Licht zu fotografieren – hinzu kommt der Bildausschnitt und die Fokussierung bei langen Brennweiten. Aber mit der richtigen Fotoausrüstung und den richtigen Belichtungseinstellungen sowie einer sorgfältigen Vorab-Planung lassen sich wunderbar detaillierte Mondfotos und stimmungsvolle Mondlandschaften aufnehmen. Hier findest du alle Informationen, die du brauchst, um den Mond zu fotografieren, mit Expertenratschlägen zu Einstellungen und Ausrüstung sowie Tipps von Astrofotografin Mara Leite.
Tipps zur Mondfotografie: Wie man den fernen Nachthimmel fotografiert
1. Den Mond verstehen
Die Umlaufzeit des Mondes um die Erde beträgt 27,322 Tage. Dieser Zyklus ist in Phasen unterteilt: Neumond, zunehmende Mondsichel, erstes Viertel, Vollmond, abnehmender Mond, letztes Viertel, abnehmende Mondsichel und wieder Neumond. Jede Phase bietet nicht nur eine andere Perspektive auf den Mond, sondern wirkt sich auch auf die Lichtbedingungen aus – vom hell leuchtenden Vollmond bis zum kaum sichtbaren Neumond.
Einige Zeitpunkte im Mondkalender sind wirklich etwas ganz besonderes. Wenn der Mond der Erde am nächsten ist und das mit einem Vollmond zusammenfällt – die Zeit des Monats, in der sich die Erde genau zwischen Sonne und Mond befindet – werden wir mit einem größeren Vollmond oder Supermond belohnt. Ein Blutmond – wenn ein regulärer Supermond mit einer totalen Mondfinsternis zusammenfällt – ist noch seltener. Das bedeutet, dass die Erde das direkte Sonnenlicht vollständig davon abhält, den Mond zu erreichen, und nur das von der Erdatmosphäre reflektierte Licht übrig bleibt – der Mond zeigt sich dann in einem schwachen Blutrot.
2. Gute Planung zahlt sich aus
Das Fotografieren des Mondes ist nicht nur ein unterhaltsamer Test, was das eigene Fototalent betrifft, sondern auch eine faszinierende Möglichkeit, die Bewegungen der Erde und ihres Trabanten kennen zu lernen. Wir können genau sagen, wo der Mond aufsteigt, auf welcher Bahn er sich über den Himmel bewegt und wo er untergeht – und das jede Nacht über Jahre hinweg. Es gibt mehrere nützliche Handy-Apps, mit denen du deinen Blickwinkel genau planen kannst. Als grober Anhaltspunkt gilt, dass ein Vollmond direkt gegenüber der untergehenden Sonne erscheint.
Achte auf die Tageszeit. Der Mond ist vielleicht am beeindruckendsten, wenn er gerade am Horizont erscheint – das nennt man auch „Mondaufgang“. Auch wenn du einen Supermond fotografierst, kann die Aufnahme zu diesem Zeitpunkt besonders eindrucksvoll sein. Da das Licht seitlich durch die Erdatmosphäre zu ihm gelangt, nimmt der Mond einen warmen rötlichen Farbton an. Es ist auch der Moment, in dem der Mond am größten zu sein scheint, obwohl dies eine Illusion ist – die Größe bleibt die ganze Nacht über gleich, aber die Krümmung der Atmosphäre wirkt wie ein Vergrößerungsglas.
Es ist auch wichtig, die Wettervorhersage zu prüfen, bevor man sich auf den Weg macht. Bei klaren Verhältnissen hast du die optimale Sicht. Suche dir Orte aus, von denen aus du einen guten Blick auf das Geschehen hast und die visuell interessant sind (z.B. eine interessante Stadtsilhouette), dabei aber möglichst wenig ablenken. Stelle sicher, dass deine Ausrüstung bereit ist. Das heißt, dass alle Akkus voll geladen sind und dass alles Nötige eingepackt ist. Der Mond bewegt sich erstaunlich schnell – du willst also nicht noch einmal nach Hause eilen, um etwas zu holen, das du vergessen hast, sonst verpasst du etwas!
3. Einstellungen für die Mondfotografie
Die automatischen Belichtungsmodi funktionieren bei Aufnahmen des Mondes möglicherweise nicht durchgängig, daher ist es am besten, auf die manuelle Belichtung zu wechseln. Da die Intensität des Sonnenlichts, das auf den Mond trifft, im Wesentlichen gleich bleibt, gibt es eine einfache Belichtungsregel, an der wir uns orientieren können – die „Looney 11“ Regel. Hierbei wird die Blende 11 gewählt und die Belichtungszeit als Kehrwert der ISO-Empfindlichkeit eingestellt. Bei ISO 100 verwenden wir 1/100 Sek., bei ISO 200 wäre es 1/200 Sek. und so weiter. Dies ist jedoch nicht in Stein gemeißelt – man sollte die Belichtungszeit und die Blende um diese Werte herum variieren, bis das Bild richtig aussieht.
4. Die beste Ausrüstung für die Mond-Fotografie
Ein Objektiv mit langer Brennweite ist ein Muss für Nahaufnahmen vom Mond. Mach dir aber darüber keine Gedanken, wenn du mit der Mondfotografie beginnst. Ein lichtstarkes, teures Objektiv ist nicht unbedingt erforderlich, da der Mond so hell ist, dass man nicht die größten Blendenöffnungen der extrem lichtstarken Spitzenobjektive benötigt. Sogar ein Standardzoom wie das Canon RF 24-105mm F4-7.1 IS STM oder das RF-S 18-150mm F3.5-6.3 IS STM kann sehr gut funktionieren – der Mond füllt vielleicht nicht das ganze Bild aus, aber man kann später immer noch auf den gewünschten Bereich zuschneiden. Hier zeigen die Kameras des EOS R Systems mit ihrer hohen Auflösung ihre Stärke. Der Vollformat-Sensor der Canon EOS R8 sorgt auch bei wenig Licht für gestochen scharfe Bilder, und die APS-C-Sensoren der Canon EOS R10 und der EOS R50 bilden ein engeres Bildfeld ab und sorgen damit für eine größere Reichweite bei Objektiven, die eine geringere Brennweite haben.
5. Nah ran gehen
Ein Vollmond wirkt zwar bezaubernd, das ist aber nicht unbedingt der beste Zeitpunkt zum Fotografieren, wenn man an Oberflächendetails wie Kratern interessiert ist. Ähnlich wie bei einem Porträt mit Blitzlicht wirkt das frontale Sonnenlicht bei Vollmond und sorgt dafür, dass die Oberfläche schattenfrei ausgeleuchtet wird. Zu anderen Zeiten im Monat kommt das Sonnenlicht mehr von der Seite, was die notwendigen Lichter und Schatten erzeugt, um die Konturen und Details der Mondlandschaft deutlicher zu zeigen. Ein hervorragendes Objektiv für Nahaufnahmen ist das RF 100-400mm F5.6-8 IS USM, das einen langen Telezoom mit Bildstabilisierung kombiniert. Und wenn man den Bildausschnitt ganz ausfüllen möchte, ist ein Objektiv mit sehr langer Brennweite wie das RF 600mm F11 IS STM ideal. Die Lichtstärke von 1:11 ist perfekt für die Mondfotografie, da sie der „Looney 11“ Belichtungsregel entspricht. Wenn du die Reichweite deiner Objektive verlängern möchtest, können Extender wie der Extender RF 1.4x und der Extender RF 2x sehr hilfreich sein.
6. Ein weiteres Bildfeld abbilden
Das Experimentieren mit einem Weitwinkelobjektiv wie dem Canon RF 14-35mm F4 L IS USM kann zu sehr kreativen Ergebnissen führen. Damit kannst du den Mond in eine bestehende Landschaft integrieren. Auch wenn der Mond für sich allein betrachtet sehr eindringlich wirkt, kannst du durch die Einbeziehung vertrauter Wahrzeichen oder einer bestimmten Skyline einen Kontext schaffen und so interessante Bildkompositionen erreichen. Außerdem kannst du mit Maßstäben spielen und so starke Effekte erzielen.
Bringe deine Mondfotografie auf die nächste Stufe mit weiteren Tipps und Inspirationen vom professionellen Fotografen Andrew Fusek Peters*.
Geschrieben von James Paterson, Phil Hall und Rachel Segal Hamilton
* Nur in ausgewählten Sprachen verfügbar.