Im Freien unter dem Nachthimmel zu stehen und zu den Sternen aufzublicken, ist ein wahrhaft magisches Erlebnis. Heutzutage ist es dank der Fortschritte in der Kameratechnologie einfacher denn je, den Nachthimmel zu fotografieren.
Hier erklären wir, wie Astrofotografie funktioniert, welche Ausrüstung für die Nachtfotografie benötigt wird, einschließlich Zeitraffer- und Sternspuraufnahmen, sowie die besten Techniken und Kameraeinstellungen für Nachtaufnahmen.
NACHTAUFNAHMEN
Astrofotografie: Tipps zum Fotografieren des Nachthimmels und der Sterne
1. Achte auf die Wettervorhersage
Vergiss nicht, zuerst auf das Wetter zu achten, denn du benötigst für großartige Bilder vom Sternenhimmel eine wolkenlose Nacht. Allerdings kann eine partielle Wolkenabdeckung den Aufnahmen des Nachthimmels eine besondere Atmosphäre verleihen. Sei also kreativ und nutze das Wetter zu deinem Vorteil. Behalte den Wind im Auge: Wenn die Wolken relativ unbewegt sind, wirken sie bei Aufnahmen mit langer Belichtungszeit nicht zu unscharf.
Nimm Ersatzbatterien und Speicherkarten, eine Stirnlampe sowie warme Kleidung mit. Vergiss nicht, Batterien in deinen Taschen aufzubewahren, da sie sich bei Kälte schneller entladen.
2. Suche den richtigen Ort und wähle die richtige Zeit
Für die besten Aufnahmen musst du in die Natur gehen – weit weg von jeder Lichtverschmutzung. Wähle einen ungestörten Ort ohne künstliche Beleuchtung. Die Stadtlichter überlagern das Sternenlicht, ebenso wie ein Voll- oder Halbmond. Sieh dir also den Mondkalender an, wenn du deine Sternenfotos planst.
Die beste Zeit zum Fotografieren der Milchstraße auf der Nordhalbkugel ist zwischen März und September, wenn sie am höchsten am Himmel steht. Am besten gelingt die Aufnahme zwischen Mitternacht und 5 Uhr morgens, idealerweise in Nächten mit Neumond. Auf der Südhalbkugel dauert die Milchstraßensaison länger, von Februar bis Ende Oktober.
3. Unterschiedliche Kameraeinstellungen ausprobieren
Für Aufnahmen vom Sternenhimmel brauchst du die Kontrolle über deine Kamera. Stelle den Modus auf Manuell (M) und probiere dann einige der verschiedenen Einstellungen wie nachfolgend beschrieben aus:
- Belichtungszeit: Sterne bewegen sich, während sich die Erde dreht. Um scharfe Lichtpunkte einzufangen, solltest du daher eine Belichtungszeit von maximal 20 Sekunden wählen. Eine Überschreitung dieses Werts führt zu Sternen mit Lichtspuren.
- Lichtstärke: Außerdem solltest du eine größere Lichtstärke einstellen. Dies lässt so viel Licht wie möglich in die Kamera und ermöglicht eine relativ kurze Belichtungszeit. Bei einer großen Blendenöffnung ist die Schärfentiefe gering und alles im unmittelbaren Vordergrund wird unscharf sein.
- ISO: Der dritte Faktor, der die Belichtung deiner Fotos beeinflusst, ist die ISO-Einstellung. Je höher deine ISO-Zahl, umso empfindlicher ist der Sensor für das Licht, das durch die Blende im Objektiv eintritt. Wenn du allerdings zu weit gehst, wirken deine Bilder körnig. Stelle sicher, dass du mit deiner Lichtstärke und Belichtungszeit zufrieden bist, ehe du mit deinen ISO-Einstellungen experimentierst. Teste zunächst einen ISO-Wert von 1600 und passe ihn dann an, um zu sehen, wie sich dies auf deine Ergebnisse auswirkt.
4. Bei nächtlichen Sternenaufnahmen den Fokus behalten
Aufnahmen des Nachthimmels sind eine Herausforderung für die Autofokus-Funktionen einer jeden Kamera. Es empfiehlt sich, auf manuelle Scharfstellung umzuschalten, indem der Schalter AF/MF am Gehäuse des Canon Objektivs aktiviert wird. Spiegellose Kameras wie die Canon EOS R6 und die EOS RP bieten eine vergrößerte Vorschau des Bildmotivs sowohl im elektronischen Sucher als auch auf dem hinteren Bildschirm und ermöglichen so eine äußerst präzise manuelle Fokussierung. Ein weiterer Vorteil ist die automatische Verstärkung der Helligkeit des Sucherbildes. Mit DSLRs wie der Canon EOS 90D genießt du dieselben Vorteile, indem du deine Aufnahmen im Livebild-Modus über den rückseitigen LC-Display zusammenstellst.
Kameras mit einer hohen Megapixel-Zahl, wie z. B. die Canon EOS R5, können einen großen Einfluss auf die Fotografie des Nachthimmels haben, da sie es erlauben, ultrafeine Details beim Fotografieren der Sterne festzuhalten. Das kann den Unterschied ausmachen, ob die kleinsten, schwächsten Sterne deutlich sichtbar sind oder ganz fehlen. Diese Detailgenauigkeit ist besonders wichtig, wenn du Abzüge von deinen Aufnahmen des nächtlichen Sternenhimmels machen willst*.
5. Auswahl des besten Astro-Objektivs
Objektive mit einer hohen Lichtstärke sind für die Fotografie von Sternen immer zu bevorzugen, und sie müssen nicht unbedingt ein Vermögen kosten. Das Canon RF 35mm F1.8 Macro IS STM beispielsweise ist ein hervorragendes Objektiv für die Astrofotografie. Das mittelgroße Sichtfeld dieses Objektivs deckt einen großen Teil des Nachthimmels ab, während die hohe Lichtstärke viel Licht einfängt, und die optische Bildstabilisierung ermöglicht Nachtaufnahmen mit der Hand. Für noch weitläufigere Aufnahmen der Milchstraße ist die Canon RF 16mm F2.8 STM ideal, die ein extrem weites Sichtfeld und eine hohe Lichtstärke mit einer kompakten Bauweise vereint.
Falls dir die zusätzliche Flexibilität eines Zoomobjektivs lieber ist, kannst du die Canon RF 24-105mm F4-7.1 IS STM mit einem großzügigen Weitwinkelbereich bis hin zu einer Telebrennweite verwenden, was bedeutet, dass dieses Objektiv auch für Porträts und Naturaufnahmen geeignet ist. Der Bildstabilisator ermöglicht es außerdem, den Auslöser bei handgeführten Aufnahmen zu verlangsamen. Für Fotografen, die in diesem Brennweitenbereich eine noch höhere Qualität wünschen, bietet die Canon RF 24-105mm F4L IS USM eine professionelle Optik der L-Serie sowie eine vollständige Wetterversiegelung.
Mit einer unglaublich schnellen maximalen Blende von f/2 ist die Canon RF 28-70mm F2L USM ein spektakulärer Standardzoom für die Astrofotografie. Für zusätzliche Weite am breiteren Ende, wo ein paar Millimeter viel ausmachen, empfiehlt sich der Einsatz der Canon RF 24-70mm F2.8L IS USM.
Mit dem Ultraweitwinkel-Zoom der Canon RF 15-35mm F2.8L IS USM kannst du große Teile des Nachthimmels einfangen und dabei von einer hohen Lichtstärke und einem flexiblen Zoombereich profitieren. Eine gute Alternative ist die kompaktere Canon RF 14-35mm F4L IS USM, die nur eine Lichtstärke langsamer ist und ein noch größeres maximales Sichtfeld bietet. In unserem Leitfaden über die beste Canon Ausrüstung für Aufnahmen bei schwachem Licht* erfährst du mehr darüber, warum RF-Objektive bei Nachtaufnahmen vorteilhaft sein können.
Falls du auf der Suche nach einem preisgünstigen Zoom für deine DSLR im APS-C-Format bist, bietet die Canon EF-S 17-55mm f/2.8 IS USM eine tadellose Bildqualität und eine konstant hohe Lichtstärke von f/2.8, die in dieser Klasse ungewöhnlich ist.
6. Die Komposition des Nachthimmels verbessern
Bringe deine Aufnahmen des Sternenhimmels auf ein höheres Niveau, indem du andere Elemente einbeziehst, um das visuelle Interesse zu steigern – Gebäude, Bäume, Berge oder spiegelnde Seen sind alles gute Optionen. Manchmal ergeben isoliert fotografierte Sterne Bilder, denen es an Perspektive oder Charakter fehlt. Achte daher immer auf etwas Einzigartiges, das du in dein Bild einbinden kannst.
Eine traditionelle Technik, um die Schärfe einer Szene vom Vordergrund bis zum Hintergrund zu erhalten, besteht darin, das Objektiv auf die hyperfokale Entfernung einzustellen, was jedoch bei vielen modernen Objektiven, die keine Entfernungsskala haben, schwierig umzusetzen ist. Die Überprüfung verschiedener Bereiche auf der Kamerarückseite mit einer vergrößerten Vorschau ermöglicht eine genaue manuelle Fokuseinstellung, aber angesichts der geringen Schärfentiefe bei hohen Lichtstärken kann es unmöglich sein, das gesamte Bildmotiv scharf zu stellen. Eine Alternative besteht darin, zwei oder mehr Aufnahmen mit unterschiedlichen Schärfe- und Belichtungseinstellungen zu machen, die getrennt auf den Vordergrund und den entfernten Sternenhimmel zugeschnitten sind, und diese dann mit einem Bearbeitungsprogramm, das Ebenenmasken unterstützt, wie beispielsweise Adobe Photoshop, zu einem einzigen Bild zusammenzufügen.
Falls du lieber alles in einer einzigen Aufnahme festhalten möchtest, der Vordergrund aber sehr dunkel ist, kannst du versuchen, ihn mit einem Blitzlichtgerät wie dem Canon Speedlite 430EX III-RT zu beleuchten, indem du einen oder mehrere Lichtimpulse während einer Langzeitbelichtung abgibst. Du kannst auch kreativ werden, indem du bei einer langen Belichtung mit einer Taschenlampe oder sogar mit den Scheinwerfern deines Autos – falls du zu einem Aufnahmeort gefahren bist – Licht über bestimmte Objekte im Vordergrund und Bereiche von Interesse streust.
7. Aufnahmen von Sternenspuren
Die Aufnahme von beeindruckenden Lichtbahnen, welche die Bewegung der Sterne zeigen, ist eine Herausforderung, aber mit ein paar einfachen Schritten ist es möglich, diese Technik zu beherrschen. Als Erstes musst du den Nordpol ausfindig machen, was mit einer Sternkarten-App auf deinem Smartphone problemlos möglich ist. Wenn du dich so positionierst, dass der Nordpol (oder der Südpol, falls du dich auf der Südhalbkugel befindest) der Fokus deiner Aufnahme ist, und eine Langzeitbelichtung verwendest, wird sich das kreisförmige Muster um einen zentralen Punkt bilden. Vergiss nicht, dass du für jede Langzeitbelichtung ein Stativ verwenden solltest, um Bewegungsunschärfe zu vermeiden.
Sterne sind keine starke Lichtquelle, deshalb nimm eine hohe ISO-Einstellung (800, 1.600 oder mehr), um die Lichtbahnen der Sterne einzufangen. Experimentiere bei ein paar Schnappschüssen ein bisschen mit der ISO-Einstellung, da es bei der Wahl hoher Werte zum „Bildrauschen“ kommen kann.
Obwohl es 24 Stunden dauert, bis die Sterne eine vollständige Umrundung am Himmel durchlaufen, lässt sich der Effekt eines kreisförmigen Sternenschweifs mit einer Langzeitbelichtung von etwa 60 bis 90 Minuten erzielen. Wenn du deine Aufnahmen auf der Nordhalbkugel machst, kannst du den Polarstern am Nachthimmel als Bezugspunkt nehmen, um den sich die Sterne zu drehen scheinen.
Die geringste Belichtungszeit ist bei vielen Kameras 30 Sekunden – für eine längere Belichtung verwende die Langzeitbelichtung im manuellen Modus. Hierbei kann der Verschluss so lange geöffnet bleiben wie du willst. Stelle die Schärfe auf unendlich ein, und versuche es mit einer Belichtungszeit von etwa 30 Minuten, wenn du bereit bist. Dann erneut die Aufnahme überprüfen. Vielleicht sind ein paar Versuche – und etwas Geduld – erforderlich, aber letztlich wirst du Ergebnisse erzielen, mit denen du zufrieden bist.
Eine weitere Möglichkeit ist das Erstellen eines Zeitraffer-Videos des Nachthimmels. Zahlreiche Canon Kameras, darunter die Canon EOS R6, die EOS R5 und die EOS 90D, verfügen über einen Zeitraffer-Aufnahmemodus, der einen integrierten Intervallgeber nutzt. Befestige deine Kamera auf einem Stativ und stelle eine Belichtungszeit von etwa 20 Sekunden oder kürzer ein. Stelle Blende und ISO-Wert entsprechend ein (f/4 und ISO 640 sind in der Regel gut geeignet). Mache eine Probeaufnahme und prüfe die Ergebnisse. Ändere gegebenenfalls deine Belichtungseinstellungen. Als Nächstes stellst du den Intervallgeber so ein, dass du etwa alle ein bis zwei Minuten eine Folge von Aufnahmen machst.
Die Gesamtaufnahmezeit für die Sequenz hängt davon ab, wie lang dein Zeitraffervideo des Nachthimmels werden soll, sowie von deiner Bildrate. Eine Sequenz von insgesamt 60 Aufnahmen mit einer Bildrate von 30 Bildern pro Sekunde ergibt beispielsweise ein Zeitraffervideo von zwei Sekunden.
Ein gut gemachter Sternen-Zeitraffer kann sehr beeindruckend sein, wenn sich der Himmel vor deinen Augen langsam zu drehen scheint. Wenn du Glück hast oder deine Aufnahmen auf einen Meteoritenschauer abstimmst, werden Sternschnuppen über dein Bild huschen und das galaktische Wunder noch verstärken. In unserem Leitfaden zum Fotografieren von Meteoritenschauern* erfährst du, wie die Profis dieses atemberaubende Himmelsschauspiel festhalten.
Verfasser: Matthew Richards
*Nur in ausgewählten Sprachen verfügbar.
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