Die Szene gekonnt festhalten: Profi-Tipps für Hochzeitsaufnahmen im Freien

Die isländische Hochzeitsfotografin Steph Zakas erklärt, wie man die Herausforderungen meistert, den besonderen Tag eines Paares festzuhalten, wenn man zum ersten Mal fotografiert.
Ein frisch verheiratetes Paar, das sich am Strand umarmt, während die Sonne untergeht und sie als Silhouette zeigt.

Eine Hochzeit zu organisieren, ist nicht immer einfach. Im Jahr 2020 sahen sich Paare, die den Bund fürs Leben schließen wollten, mit einer Reihe zusätzlicher Komplikationen konfrontiert. Da ist es kein Wunder, wenn so viele Paare die große, traditionelle Hochzeit jetzt im viel kleineren Kreis feiern. Der Trend zur intimen Feierlichkeit ist auf dem Vormarsch, besonders an Orten im Freien mit Instagram-freundlichen Kulissen. Und wenn das Budget knapp ist, verlassen sich Paare eher auf Freunde oder Familie, um Fotos zu machen, als einen professionellen Hochzeitsfotografen auf die Gästeliste zu setzen.

Vor diesem Hintergrund haben wir uns an die Hochzeitsfotografin und -planerin Steph Zakas gewandt und sie um Rat gefragt, wie angehende Fotografen die Schönheit und Intimität dieses besonderen Tages für ein Paar einfangen können. Steph hat sich darauf spezialisiert, Paaren zu helfen, die durchbrennen wollen und begann damit, kleine Hochzeiten in New York (USA) zu fotografieren, bevor sie ihr Geschäft 4.500 km weiter nach Island verlegte.

Die karge Landschaft der winzigen europäischen Insel ist für ihre Fotos sicherlich ein Gewinn – dennoch ist das Fotografieren von Hochzeiten im Freien in einer der extremsten Umgebungen der Welt definitiv eine Herausforderung. „Es kam schon ein paar Mal vor, dass wir uns in einer Höhle verstecken mussten, wenn so ein verrückter Hagelsturm durchzog“, lacht sie. „Das sind Umstände, bei denen du besser auf dem Boden der Tatsachen bleibst!“

Steph gibt hier ihre besten Ratschläge, wie man eines der wichtigsten Ereignisse im Leben seiner Freunde festhält. Auch wenn du nicht über die Erfahrung eines Profis verfügst, mit den Tipps von Steph machst du bessere Bilder – egal ob die Sonne scheint oder ein Schneesturm tobt.

Auf die richtige Ausrüstung kommt es an

Ein Bräutigam trägt einen Blumenstrauß einen zerklüfteten Hügel hinauf, seine Braut steht oben, ihr Kleid weht in der Brise.

Für eine großartige Aufnahme braucht man nicht nur eine atemberaubende Kulisse, sondern auch eine Ausrüstung, auf die man sich verlassen kann. Steph verwendet eine professionelle Kamera der Canon EOS 5D Serie, aber es ist möglich, einen ähnlichen Look mit günstigeren Modellen zu erreichen, wie z.B. der Canon EOS 250D oder der Canon EOS M6 Mark II. Aufgenommen mit einer Canon EOS 5D Mark IV bei 85mm, Belichtungszeit 1/4.000 Sek., Blende F1.2 und ISO 100. © Zakas Photography

Zunächst einmal betont Steph, dass man sich nicht auf ein Smartphone verlassen sollte, wenn die Hochzeit eines Freundes fotografiert werden soll. „Mit einer professionellen Kamera kannst du jeden Aspekt deines Bildes kontrollieren. Selbst die eher künstlerischen Dinge – ich schneide nicht in der Postproduktion, ich mache alles in der Kamera“, erklärt sie.

Steph beschreibt ihre Hauptkameras – die Canon EOS 5D Mark IV und ihr Vorgängermodell, die Canon EOS 5D Mark III – als „wunderbar“, weil sie dank ihrer robusten Bauweise selbst den abenteuerlichsten Hochzeitsaufnahmen standhalten. Wenn man nach einem günstigeren Modell sucht, bietet die Canon EOS 250D einen 24,1 Megapixel Sensor für schärfere und farbintensivere Bilder. Außerdem ist sie unglaublich leicht – perfekt für Hochzeits-Shootings im Freien – und hat ein dreh- und schwenkbares Touchscreen-LCD, um aus jeder Perspektive kreativ zu werden.

Alternativ macht die äußerst mobile und vielseitige Canon EOS M6 Mark II hervorragende Bilder mit 32,5 Megapixeln, die voller Details und Atmosphäre sind – ganz egal, was das Wetter zu bieten hat. Man sollte auch versuchen, seine Bilder mit dem Kreativ-Assistent der Kamera zu verfeinern. Damit werden kleine Bildanpassungen an mehreren Versionen desselben Bildes gemacht – jede mit einer anderen Stimmung.

Experimentiere rechtzeitig mit den Einstellungen

Ein frisch verheiratetes Paar steht in einer wilden, unberührten Landschaft, während die tief stehende Sonne lange Schatten auf den Boden wirft.

Steph empfiehlt, mit den Einstellungen zu experimentieren und einige Testaufnahmen zu machen, um ein gutes Gefühl für die Kamera und die verschiedenen möglichen Effekte zu bekommen. Aufgenommen mit einer Canon EOS 5D Mark III (mittlerweile ersetzt durch das Nachfolgemodell Canon EOS 5D Mark IV) mit einem Canon EF 17-40mm f/4L USM Objektiv bei 17mm, Belichtungszeit 1/800 Sek., Blende F4.5 und ISO 100. © Zakas Photography

Steph empfiehlt, dass echte Anfänger vor dem großen Tag einige Zeit damit verbringen sollten, sich mit ihrer Ausrüstung vertraut zu machen. Die Kamera ist ein Werkzeug, sagt sie, also muss man lernen, wie man damit umgeht. Die Canon Photo Companion App bietet Übungen, Tutorials und Tipps, die auf deine Kamera, dein Talent und deine Interessen abgestimmt sind. „Es gibt sehr viele Variablen und Möglichkeiten, um die gewünschten Effekte zu erzielen – deshalb sollte man sich im Vorfeld mit den Funktionen der Kamera vertraut machen. Man muss die Regeln kennen, die man brechen will, um ein Ergebnis zu erhalten, das einem gefällt“, rät Steph.

Ein guter Start ist, wenn man mit der Einstellung der Blende experimentiert und beobachtet, welchen Einfluss die Lichtmenge auf die dunklen Bereiche und die gesamte Erscheinung des Bildes hat. „Viele Fotografen fotografieren gerne mit einer maximal geöffneten Blende – also mit niedriger Blendenzahl“, erklärt Steph. „Aber wenn man mit einer höheren Blendenzahl fotografiert, kommen mehr Details ins Bild. Mehr Details bedeutet, dass man sehen kann, wie sich die dunklen Bildbereiche verändern, und dass man der Landschaft und der Szenerie mehr gerecht wird.“

Wissen, worauf es ankommt

Zwei weibliche Frischvermählte küssen sich an einer felsigen Küste. Die Schleppe des Kleides einer Frau weht in der Brise.

Statt festgelegter Posen, die unbeholfen wirken können, empfiehlt Steph eine „weiche Regie“, um natürlicher wirkende Aufnahmen zu machen. Aufgenommen mit einer Canon EOS 5D Mark III und einem Canon EF 17-40mm f/4L USM Objektiv bei 40mm, Belichtungszeit 1/320 Sek., Blende F4.5 und ISO 100. © Zakas Photography

Viele Paare bevorzugen heute natürliche, ungestellte Aufnahmen ihres Hochzeitstages anstelle der herkömmlichen Bilder. Dies ist eine gute Nachricht für angehende Fototalente, die sich vielleicht noch nicht zutrauen, ein Fotoshooting zu machen – aber auch Einsteiger können ihre Aufnahmen mit ein wenig Anleitung verbessern. Steph erklärt: „Ich fordere das Paar nicht auf, zu posieren – ich mache etwas, das man als ,weiche Regie‘ bezeichnen könnte. Ich führe sie sanft durch die Bewegung und mache dann die Fotos.“

Menschen sind verunsichert, wenn eine Nahaufnahme ihres intimen Moments gemacht wird, daher bleibt Steph so unauffällig wie möglich und wählt eine nicht zu direkte Ansprache. Sie sagt dem Paar dann, dass es sich „ein bisschen näher aneinander kuscheln“ soll oder sie bittet darum, „sich gegenseitig ein bisschen zu wärmen, weil es irgendwie kalt ist“, anstatt sie anzuweisen, in einer bestimmten Position zu posieren.

Die Canon EOS M6 Mark II ist ein ideales Werkzeug für das Festhalten ungestellter Momente. Sie ist kompakt, leicht und behindert nicht bei der Arbeit, indem sie das Motiv ablenkt. Es kann sogar sein, dass die Leute gar nicht bemerken, dass man eine Kamera in der Hand hält – so bleiben Bewegung und Gesichtsausdruck authentisch. Außerdem macht die Canon EOS M6 Mark II Bilder mit 32,5 Megapixeln und das mit bis zu 14 Bildern pro Sekunde – mit kontinuierlichem Autofokus. Damit kann man man die ganze Abfolge der Bewegung einfangen, während das Motiv gestochen scharf bleibt.

Immer schön Abstand halten

Drei Paare stehen einige Meter voneinander entfernt in einer zerklüfteten Landschaft.

Gesellschaftliche Distanzregeln haben viele Paare dazu gezwungen, die Zahl der Hochzeitsgäste auf ein Minimum zu beschränken – und die Fotografen vor Herausforderungen gestellt. Selbst unter normalen Umständen zieht es Steph vor, ihren Paaren etwas Raum zu geben. Aufgenommen mit einer Canon EOS 5D Mark III bei 40mm, Belichtungszeit 1/1.250 Sek., Blende F4.5 und ISO 100. © Zakas Photography

Eine entspannte und lockere Atmosphäre zu schaffen, in der sich die Paare nicht unwohl oder angespannt fühlen, während sie fotografiert werden, hilft Steph dabei, das einzufangen, was sie die „wahre Chemie“ von Braut und Bräutigam nennt. „Viele Fotografen gehen mit einem 35mm-Objektiv sehr nah heran und fotografieren von oben, während Braut und Bräutigam ihre Gesichter zusammenpressen“, sagt Steph. „Aber aus der Erfahrung habe ich gelernt, dass die meisten Paare das nicht mögen.“

Steph versucht, dem Paar während des Tages so viel Freiraum wie möglich zu geben. Ihr bevorzugtes Porträtobjektiv ist das Canon EF 85mm f/1.2L II USM, weil es eine hervorragende Reichweite für Nahaufnahmen hat und die Gesichter der Menschen nicht verzerrt. „So kann ich weit genug hinten stehen, damit ich nicht höre, wenn sich das Paar etwas zuflüstert“, sagt sie. „Es bedeutet, dass ich nicht aufdringlich bin und sie nicht das Gefühl haben, dass ich ihre Nähe störe. Ich möchte mich nicht in ihre Angelegenheiten einmischen, denn das ist ihr Moment.“ Das günstigere Canon EF 85mm f/1.8 USM Objektiv kombiniert eine kurze Telebrennweite mit einer hohen Lichtstärke und einem schnellen Autofokus, um schmeichelhafte Porträts zu machen, die scharf und klar sind.

Steph fotografiert Hochzeiten mit einer auf das Minimum beschränkten Ausrüstung, zu der auch ein Teleobjektiv gehört, um die spektakulären Momente hervorzuheben. Sie verwendet ein Canon EF 70-200mm f/2.8L IS III USM Objektiv, um einen deutlichen Kontrast zwischen dem Paar und der markanten Umgebung zu schaffen. Die lange Brennweite sorgt für eine komprimierte Perspektive, wodurch die riesigen Berge und Gletscher von Island im Hintergrund optisch dichter am Motiv im Vordergrund wirken. Steph erklärt, dies macht das Bild noch beeindruckender.

Das Canon EF-S 55-250mm f/4-5.6 IS STM ist ein leichtes und kompaktes Teleobjektiv, das sich perfekt für Kameras mit APS-C-Sensor eignet, z.B. die Canon EOS 250D. Die starke Teleleistung ermöglicht, weit entfernte Motive zu erfassen und der Bildstabilisator hilft, Verwacklungsunschärfen zu reduzieren.

Das Licht bietet Möglichkeiten, die man nutzen sollte

Ein frisch verheiratetes Paar umarmt sich, während es auf einem kleinen Felsbrocken steht. Aus der Ferne aufgenommen, werden sie von einer Lücke in einem Felsvorsprung eingerahmt.

Für eindrucksvolle Aufnahmen experimentiert man mit verschiedenen Beleuchtungen und testet auch Aufnahmen bei hellem Tageslicht oder in der Dämmerung. Aufgenommen mit einer Canon EOS 5D Mark III bei 17mm, Belichtungszeit 1/160 Sek., Blende F4.5 und ISO 100. © Zakas Photography

Steph liebt es, in ihren Bildern mit dem ungewöhnlichen natürlichen Licht von Island zu spielen. Zwischen Mitte Mai und Mitte August verschwindet die Sonne auf der Insel nur für drei Stunden am Tag hinter dem Horizont und im Winter gibt es nur fünf Stunden Tageslicht. „Wenn die Sonne in den Nachsommermonaten tief steht, kann man mit einem Weitwinkelobjektiv wirklich coole Lichtreflexe einfangen, also spiele ich gerne damit herum“, sagt Steph.

Das kompakte Canon EF-M 22mm f/2 STM Objektiv für die Canon Kameras mit EF-M Bajonett – hierzu gehört auch die Canon EOS M6 Mark II – ist perfekt für Hochzeitsporträts. Mit dem Weitwinkel kann man mehr von der schönen Landschaft ins Bild bekommen, während die hohe Lichtstärke kürzere Belichtungszeiten ermöglicht. Scharfe Bilder bei Aufnahmen aus freier Hand sind somit ganz einfach.

Wenn in der hellen Mittagssonne fotografiert wird, muss eventuell der Schattenwurf in den Gesichtskonturen des Motive kompensiert werden. Der integrierte Blitz der Kamera ist dabei hilfreich – alternativ kann auch ein Reflektor verwendet werden. Der Reflektor sollte in Hüfthöhe gehalten und auf das Motiv gerichtet werden. Damit wird das natürliche Licht auf die Gesichter reflektiert, um die Schatten auszufüllen.

Abgesehen von Gesichtern können bei Aufnahmen in hellem oder direktem Sonnenlicht die sehr hellen Bereiche im Bild eine korrekte Belichtung erschweren. Unter diesen Bedingungen ist es am besten, die Spotmessung an der Kamera zu verwenden, die eine Messung von einem einzelnen Punkt innerhalb der Szene vornimmt. Sobald dieser „Spot“ gemessen wurde, stellt die Kamera die Belichtung so ein, dass dieser Bereich einen Mittelton erhält (alles zwischen den Lichtern und den Schatten). Man kann die Spotmessung auch in Verbindung mit der AE-Speicherung (automatische Belichtung) verwenden. Der gewünschte „Spot“ wird über dem Bereich positioniert, der gemessen werden soll und dann werden die Belichtungswerte gespeichert. Danach lässt sich dann die Aufnahme neu komponieren.

Jedes Wetter bietet Vorteile

Ein frisch verheiratetes Paar steht vor den weißen Türen einer kleinen schwarzen Kirche. Ein Regenbogen wölbt sich in den grauen Himmel hinter ihnen.

Das Wetter kann unberechenbar sein, daher empfiehlt Steph, sich auf die Bedingungen einzulassen und einen Weg zu finden, damit klar zu kommen. Aufgenommen mit einer Canon EOS 5D Mark III bei 40mm, Belichtungszeit 1/320 Sek., Blende F7.1 und ISO 100. © Zakas Photography

Auch wenn dein Paar vielleicht nicht an einem Ort mit so extremem Wetter wie in Island heiratet, könnte es am großen Tag trotzdem kalt und nass sein. „Der Wind bläst hier tatsächlich die Scheiben aus den Autos“, sagt Steph.

Der Trick bei Aufnahmen unter widrigen Bedingungen ist, mit dem Wetter zu arbeiten und nicht dagegen. Ein stürmischer Tag kann zum Beispiel nützlich sein, um die Details in einem Schleier oder einem fließenden Kleid zur Geltung zu bringen. „Wenn Schnee vorhergesagt ist oder ein Regensturm aufzieht, verwende ich gerne ein Weitwinkelobjektiv, um etwas davon einzufangen“, sagt Steph. „Wenn man Tröpfchen an den Rändern hat, auf die dann das Licht trifft, entsteht ein wirklich cooler Effekt.“ Man sollte sich nicht vom Fotografieren abhalten lassen, nur weil das Wetter nicht perfekt ist – der Tag sollte so in Erinnerung bleiben, wie er ist.

Bei starkem Regen oder Schneesturm macht Steph normalerweise schnell für etwa eine Minute ein paar Aufnahmen und führt dann die Braut und den Bräutigam nach drinnen, damit sie sich aufwärmen können. „Es geht wirklich nur darum, das Beste aus der Zeit zu machen“, sagt sie. Als Anfänger, der bei kalten Bedingungen fotografiert, ist es umso wichtiger, vor dem großen Tag zu üben und mit den Einstellungen zu experimentieren, damit man die Dinge schnell erledigen kann. Es kann sich auch lohnen, ein paar Testaufnahmen zu machen, bevor man das Paar bittet, ins Bild zu kommen.

Steph rät außerdem dazu, saugfähige Tücher zum Abwischen der Objektive und beheizte Handwärmer mitzunehmen, damit die Finger nicht zu kalt werden, wenn man die Bedienelemente an der Kamera nutzt. Ein weiterer Tipp für Aufnahmen bei niedrigen Temperaturen ist, zusätzliche Akkus dabei zu haben, da sich in der Kälte die Akkus schneller entladen.

Ganz gleich, ob man eine kleine Hochzeit in spektakulärer Umgebung oder ganz schlicht mit nur ein paar Familienmitgliedern und engen Freunden fotografieren will – die folgenden Hinweise und Tipps sollten dabei helfen, etwas von der Freude und den Emotionen dieses magischen Tages für immer festzuhalten.

Verfasser: Loren Cotter

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