GRUNDLAGEN DER FOTOGRAFIE

So nimmt man Fotos fernbedient auf – und darum sollte man es tun

Bei der Wildlife-, Nacht- und Landschaftsfotografie sowie für Selbstporträts ist es unerlässlich zu wissen, wie du deine Kamera aus der Ferne steuern kannst. Hier ist ein kurzen Leitfaden zu den Vorteilen und zur Durchführung von fernbedienten Aufnahmen.
Eine Frau in einem gelben Sommerkleid posiert auf einer geschwungenen Fußgängerbrücke, während eine Canon EOS R10 auf einem kleinen Stativ aufgestellt ist, um sie zu fotografieren.

Ferngesteuerte Aufnahmen mögen wie eine komplizierte Technik erscheinen – aber es ist viel einfacher, als du denkst, und es hat einige große Vorteile. In diesem Leitfaden erfährst du, wie das funktioniert, wann du diese Technik einsetzen solltest und wie sich das auf verschiedene Bereiche der Fotografie auswirkt.

Was bedeutet „Ferngesteuerte Aufnahme“?

Ein Nutzer hält ein Smartphone mit der Canon Camera Connect App in der Hand, auf dem die gleiche Ansicht wie auf dem Bildschirm einer Canon Kamera hinter ihm zu sehen ist.

Wahrscheinlich hast du bereits alles, war du für die Fernsteuerung brauchst: Zahlreiche Canon Kameras können nämlich mit der kostenlosen Canon Camera Connect App über dein Smartphone oder Tablet gesteuert werden.

Ferngesteuertes Fotografieren bedeutet einfach, dass du deine Kamera und den Auslöser von einem anderen Gerät aus steuerst und nicht über die Bedienelemente an der Kamera selbst. Die traditionelle Lösung dafür war ein Fernauslöser-Kabel, das in die Kamera eingesteckt wurde. Heutzutage ist die Steuerung auch kabellos möglich. Viele Canon Kameras verfügen über integriertes WLAN und die neuesten Modelle – darunter alle Kameras des EOS R Systems – auch über Bluetooth. Mit der Canon Camera Connect App hast du die Möglichkeit, eine breite Palette von Einstellungen anzupassen und den Auslöser direkt von deinem Smartphone oder Tablet aus zu betätigen.

Wann solltest du einen Fernauslöser verwenden?

Die Nutzung eines Fernauslösers bietet mehrere Vorteile. Erstens: Da du die Kamera nicht berührst, besteht auch keine Gefahr, dass du beim Auslösen des Verschlusses verwackelst. Das ist eine gute Methode, Verwacklungsunschärfen zu vermeiden und gestochen scharfe Fotos aufzunehmen. Zweitens ist dies auch nützlich, um Bilder aufzunehmen, die sich mit der Kamera in der Hand nur schwer realisieren lassen – z. B. Gruppenfotos mit dir selbst im Bild oder Fotos von scheuen Tieren in freier Wildbahn.

Die ferngesteuerte Aufnahme ist ein nützliches Werkzeug für viele verschiedene fotografische Bereiche, wie zum Beispiel die folgenden:

Eine Langzeitbelichtung von einem Fluss in einem tiefen Tal, aufgenommen mit einer Canon PowerShot G5 X Mark II. Die lange Belichtungszeit lässt das fließende Wasser wie eine milchige Schicht aussehen, während der Rest der Szene scharf ist.

Durch die lange Belichtungszeit wird das bewegte Wasser unscharf, während der Rest der Szene scharf bleibt. Für diesen Effekt ist es wichtig, dass sich die Kamera nicht bewegt. Daher ist es sehr hilfreich, den Auslöser betätigen zu können, ohne dabei die Kamera zu berühren. Aufgenommen mit einer Canon PowerShot G5 X Mark II bei 8 Sek., F11 und ISO 125. © James North

Ferngesteuerte Aufnahmen bei der Landschaftsfotografie

Ferngesteuerte Aufnahmen sind vor allem bei Langzeitbelichtungen ideal, wenn du Landschaften vom Stativ aus fotografierst, da du die Kamera nicht berühren musst und so Verwacklungen vermieden werden. Wenn du Zeitrafferaufnahmen machst, solltest du sicher stellen, dass die Kamera sich nicht bewegt, wodurch sich der Bildausschnitt verändert. Das würde dazu führen, dass beim Betrachten des finalen Videos sprunghafte Änderungen des Bildausschnitts stören. Mit der Canon Camera Connect App kannst du die Einstellungen zwischen den Aufnahmen auch vom Smartphone aus anpassen, ohne die Kamera zu berühren oder das Display der Kamera im Blick zu haben. Du kannst sogar über dein Mobilgerät Bewertungen hinzufügen, um die Auswahl, das Teilen und die Bearbeitung deiner Bilder zu erleichtern.

Eine Person tippt in der Canon Camera Connect App auf einem Smartphone-Bildschirm mit dem Finger auf ein Foto einer Eule.

Mit der Canon Camera Connect App auf deinem Smartphone ist es ganz einfach, aus der Ferne zu fokussieren. Tippe einfach auf den Bereich des Bildschirms, der im Fokus sein soll, und beobachte, wie dein Motiv scharfgestellt wird.

Ferngesteuerte Aufnahmen bei der Wildlife-Fotografie

Ferngesteuerte Aufnahmen sind ideal, wenn du scheue oder schwer erfassbare Motive, wie z.B. Tiere in freier Wildbahn, fotografierst oder filmst. Du kannst deine Kamera an der optimalen Stelle und damit auch an Orten platzieren, die für dich zu schlecht zugänglich oder gefährlich sind. Dann kannst du dich verstecken, damit du deine Motive nicht verschreckst oder ihr natürliches Verhalten störst. Ferngesteuerte Aufnahmen eignen sich auch hervorragend für Nah- und Makroaufnahmen von winzigen Motiven, bei denen schon die kleinste Bewegung der Kamera den Bildausschnitt verändert oder das Motiv unscharf werden lässt. Das Gleiche gilt, wenn du die Technik Fokus-Bracketing verwendest. Dabei wird eine Reihe von Makroaufnahmen mit verschiedenen Teilen des Motivs im Fokus gemacht und zu einem einzigen Bild mit mehr Schärfentiefe kombiniert – die Kamera hierbei stabil zu halten, ist entscheidend. Auch hier hast du die Möglichkeit, Einstellungen zu ändern und die Bilder vom deinem Mobilgerät aus zu überprüfen. Dabei kannst du auch den Bildausschnitt vergrößern, um den Fokus zu überprüfen. Du musst also nicht ständig zur Kamera zurückkehren, was die Szene stören würde. Wenn du das Foto gemacht hast, kannst du mit Geotagging – dem Hinzufügen von Standortdaten zum Bild von deinem Smartphone mit der Canon Camera Connect App – genau festhalten, wo du das seltene Tier aufgenommen hast.

Eine Person verwendet ein Smartphone, um die Einstellungen einer Canon Kamera, auf deren Display ein Sonnenuntergang zu sehen ist, aus der Ferne anzupassen.

Auch bei Nacht und bei wenig Licht sind oft lange Belichtungszeiten erforderlich. Auch hier ist die Fernsteuerung von unschätzbarem Wert, denn sie ermöglicht die Aufnahme von Bildern, ohne dass die Kamera beim Auslösen des Verschlusses erschüttert wird.

Ferngesteuerte Aufnahmen bei der Astrofotografie

Bei der Astrofotografie sind oft sehr lange Belichtungszeiten zwischen 30 Minuten und einigen Stunden nötig. Durch das fernsteuern der Aufnahme kann die Kamera nicht verwackeln, wenn du den Auslöser betätigst, was für scharfe Ergebnisse entscheidend ist. Außerdem kannst du dich in einiger Entfernung von der Kamera aufhalten und dich vielleicht sogar in deinem Auto oder einem Unterstand warm halten, während die Belichtung erfolgt. Bei der Astrofotografie sind nur selten Änderungen an den Einstellungen erforderlich. Aber wenn du das möchtest oder sogar von Autofokus auf manuellen Fokus umschalten willst, kannst du das alles aus der Ferne erledigen. Außerdem kannst du das LC-Display der Kamera ausschalten, damit diese unerwünschte Beleuchtung die Belichtung nicht beeinträchtigt.

Eine Gruppe von Erwachsenen und Kindern sitzt zusammen an einem Tisch und der Mann links löst mit seinem Smartphone den Auslöser der Canon Kamera auf dem Tisch im Vordergrund aus.

Kreative Selbstporträts und Gruppenaufnahmen sind möglich, wenn du die Canon Camera Connect App verwendest, um alle perfekt ins Bild zu bringen und die Einstellungen über die App anzupassen.

Ein Foto, das mit einer Canon EOS R10 per Fernsteuerung aufgenommen wurde, zeigt eine Frau in einem gelben Kleid, die in einem kunstvoll verzierten Torbogen in Sevilla steht.

Wenn du die Canon Camera Connect App für ferngesteuerte Aufnahmen verwendest, kannst du auch die gesamte Szene mit dir selbst darin aufnehmen. Aufgenommen mit einer Canon EOS R10 und einem Canon RF-S 18-150mm F3.5-6.3 IS STM Objektiv bei 35mm, 1/2.000 Sek., F5.6 und ISO 12.800. © Diana Millos

Porträtfotografie ohne Kamera in der Hand

Wenn du dich an kreativen Selbstporträts versuchen willst, dann ist die ferngesteuerte Aufnahme ideal. Setze dich optimal ins Bild und sorge dafür, dass du alles im Bildausschnitt hast, was dir wichtig ist. Du kannst Einstellungen wie die Blende ändern oder mit verschiedenen Effekten experimentieren, ohne dass du Gefahr läufst, die Bildkomposition zu verändern, weil du zur Kamera und wieder zurück gehst. Ferngesteuerte Aufnahmen sind auch sehr nützlich bei Gruppenaufnahmen, da du überprüfen kannst, ob alle im Bild sind (und lächeln), ohne die Szene zu stören. Überprüfe jede Aufnahme an Ort und Stelle – du kannst die Einstellungen bei Bedarf anpassen oder die Leute besser anordnen, bevor sich die Gruppe auflöst.

Wenn du dein Fotoshooting in einer Studioumgebung machst, kannst du deine Kamera mit der Canon EOS Utility Software von deinem Computer aus steuern, der dir einen noch größeren Bildschirm bietet als dein Mobilgerät – dazu gleich mehr.

Was brauchst du für die ferngesteuerte Aufnahme?

Eine Frau in einem gelben Kleid kniet sich hin, um die Einstellungen einer Canon EOS R10 Kamera vorzunehmen, die auf einem Stativ montiert ist.

Die Fernsteuerung der Kamera ermöglicht es, Selbstporträts aus ungewöhnlichen Blickwinkeln aufzunehmen – du richtest einfach deine Kamera ein, bewegst dich in den Bildausschnitt, überprüfst die Bildkomposition, passt die Einstellungen über die Canon Camera Connect App an und löst die Aufnahme aus, wenn du bereit bist. Ein Stativ ist ideal, aber wenn du keins hast, kannst du deine Kamera auch auf einer beliebigen stabilen Unterlage positionieren.

Canon bietet eine Reihe Zubehör für ferngesteuerte Aufnahmen an. Das Canon Auslösekabel RS-60E3 ist ein 60-cm-Fernauslöser für EOS Kameras mit einem E3-Anschluss, und das Auslösekabel RS-80N3 ist ein 80-cm-Fernauslöser für EOS Kameras mit einem N3-Anschluss. Mit dem Timer-Auslösekabel TC-80N3 (für den möglicherweise auch der Adapter für Fernbedienung RA-E3 erforderlich ist) kannst du in regelmäßigen Abständen Bilder für Zeitrafferprojekte aufnehmen, ohne deine Kamera zu berühren.

Bei den kabellosen Lösungen bietet der Canon Fernauslöser RC-6 eine Reichweite von bis zu 5 Metern per Infrarot. Die kabellose Fernbedienung Canon BR-E1 bietet mit Bluetooth-kompatiblen EOS Kameras eine Reichweite von bis zu 5 Metern.

Wahrscheinlich hast du aber schon die Ausrüstung, die du für ferngesteuerte Aufnahmen brauchst. Die Canon Camera Connect App kann kostenlos für iOS- und Android-Nutzer heruntergeladen werden und ist schnell auf deinem Smartphone oder Tablet installiert. Sie ist mit einer Vielzahl von Canon Kameras kompatibel – nicht nur mit den neuesten spiegellosen Kameras, sondern auch mit einigen DSLRs und PowerShot Kompaktkameras.

Einige Funktionen der App funktionieren über Bluetooth, andere erfordern eine WLAN-Verbindung. Aktiviere also beides auf deinem Mobilgerät, um die App optimal nutzen zu können.

So verwendest du die Canon Camera Connect App für ferngesteuerte Aufnahmen

Das Verbinden mit deiner Kamera ist ein unkomplizierter Vorgang, bei dem dich die Anweisungen der App unterstützen. Sobald die Verbindung hergestellt ist, stehen dir je nach Kameramodell verschiedene Optionen zur Verfügung, z.B. ferngesteuerte Aufnahmen, das Hinzufügen von Bewertungen zu Bildern und die Übertragung von Bildern und Videos, um sie zu teilen.

Du solltest auch die Option „Remote Live View Aufnahme“ sehen können, die eine Live-Übertragung dessen anzeigt, was deine Kamera gerade sieht. Von hier aus kannst du die Einstellungen wie Fokus, Belichtungszeit, Blende, ISO, Weißabgleich, Timer, Belichtungsmessung und mehr anpassen. Es lohnt sich, sich mit der Benutzeroberfläche vertraut zu machen, wenn du sie zum ersten Mal einrichtest.

Außerdem siehst du eine große weiße Taste auf dem Bildschirm, die du einfach antippst, um dein Bild aufzunehmen. Wenn du ein Video aufnehmen möchtest, tippe auf das Videosymbol oben auf dem Bildschirm, um in den Movie-Modus zu wechseln.

Die Canon Camera Connect App dient auch als Drehscheibe für andere Apps, die für deine Kamera nützlich sind – wie z.B. die image.canon App für die cloudbasierte Bildübertragung und -speicherung – und ist damit deine zentrale Anlaufstelle für die neuesten Tools. Bei der EOS R3, der PowerShot ZOOM und anderen EOS Kameras, die seit 2022 auf den Markt gekommen sind, ist es außerdem möglich, die Firmware der Kamera über die Canon Camera Connect App zu aktualisieren. Das ist einfacher denn je, um bei den neuesten Verbesserungen und Funktionen auf dem Laufenden zu bleiben.

Wie fokussierst man bei ferngesteuerten Aufnahmen?

Drei Screenshots der Canon Camera Connect App, die zeigen, wie man den Fokus am Beispiel einer Nahaufnahme eines grünen Apfels einstellt.

Mit der Canon Camera Connect App kannst du ganz einfach zwischen manuellem Fokus und Autofokus wechseln und den Fokus je nach gewünschter Aufnahme setzen.

Das Fokussieren über die Canon Camera Connect App ist ganz einfach. Du kannst auf den Bildschirm tippen, um den AF-Punkt zu ändern und damit festlegen, wo der AF fokussiert.

Auch die manuelle Fokussierung wird unterstützt, was für Nah- und Makroaufnahmen nützlich ist, bei denen du den Fokus auf das Motiv fein abstimmen möchtest. Ein weiterer Vorteil ist, dass du von Autofokus auf manuellen Fokus umschalten kannst, ohne den Schalter am Objektiv benutzen zu müssen – du kannst die Taste für den manuellen Fokus in der App drücken und die Pfeile benutzen, um den manuellen Fokus anzupassen.

Wie macht man ferngesteuerte Aufnahmen mit der Canon EOS Utility Software?

Ein Laptop steht auf einem Tisch im Freien neben einer Kamera auf einem Stativ. Auf dem Bildschirm werden die Bilder von der Kamera und an der Seite die Einstellungen angezeigt.

Wenn du ganz herkömmlich mit deinem Laptop arbeitest, bietet dir die Canon EOS Utility Software eine Live-Vorschau und die Möglichkeit, deine Einstellungen aus der Ferne anzupassen – und zwar in einem größeren Maßstab als auf deinem Handy-Display.

Du kannst nicht nur mit deinem Mobilgerät ferngesteuerte Aufnahmen machen. Es gibt noch andere Möglichkeiten, die je nach deinen Ansprüchen besser geeignet sind.

EOS Utility ist eine Canon Software für deinen Computer, die ferngesteuerte Aufnahmen ermöglicht. Sie kann kabellos oder über eine USB-Verbindung genutzt werden und ermöglicht eine umfassende Steuerung der Kamera. Die Bilder lassen sich direkt auf deinem Computer oder deiner Speicherkarte speichern. Das ist in einer Studioumgebung eine großartige Option, denn so kannst du dir die Bilder auf dem größeren Bildschirm deines Computers ansehen, die Einstellungen anpassen und in der Livebildansicht mithilfe von Hilfslinien und Kompositionswerkzeugen für den perfekten Bildausschnitt sorgen. Du kannst sie auch in Verbindung mit der Canon Software Digital Photo Professional verwenden, um deine Fotos zu bearbeiten und zu bewerten.

Wenn du deine Kamera als Webcam verwenden möchtest, ist EOS Webcam Utility eine hervorragende Option. Die Software ist mit einer Vielzahl von Canon Kameras kompatibel und wurde so konzipiert, dass du deine Kamera für das Livestreaming und Videoanrufe nutzen kannst, was sich auch für die Übertragung und Aufzeichnung in die Kamera eignet.

Unabhängig von deinem Kameramodell und der Art deiner persönlichen Fotografie, bietet dir Canon Möglichkeiten, Fotos oder Videos ferngesteuert aufzunehmen. Warum probierst du nicht einmal aus, deine Aufnahmen fernzusteuern?

Astrid Pitman

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