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Das Geschlechterproblem im Fotojournalismus unter der Lupe
Warum gibt es nicht mehr Fotojournalistinnen? Fotografinnen und Fotoredakteurinnen sprechen über ihre Erfahrungen mit geschlechterspezifischer Diskriminierung in der Branche.
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Das internationale Festival für Fotojournalismus Visa pour l'Image geht in diesem Jahr in die 32. Runde, allerdings in einem etwas anderen Format. Aufgrund der Abstandsregeln werden einige Ausstellungen wie gewohnt vom 29. August bis 13. September 2020 in Perpignan, Frankreich, stattfinden, während andere sowie Vorträge, Auszeichnungen, Portfolio-Reviews, Screenings und Präsentationen virtuell erfolgen werden.
Die Kombination von physischen Ausstellungen in der mittelalterlichen Stadt Perpignan mit innovativen virtuellen Vorführungen und Veranstaltungen wird ein fesselndes Erlebnis schaffen und einer noch größeren Online-Community Zugang verschaffen – nicht zuletzt, weil die Anmeldung in diesem Jahr zum ersten Mal kostenlos ist. Ganz gleich, ob du persönlich, online oder über beide Kanäle vorbeischaust, versprechen wir dir, dass du mit uns die Besten der Branche feiern kannst. In der Professional Week vom 31. August bis 5. September erwartet dich das übliche vollgepackte Veranstaltungsprogramm – nur diesmal eben online.
Trotz der Einschränkungen sind die Veranstalter zuversichtlich, dass Geist und Qualität des Festivals erhalten bleiben. Die Ausstellungen und Vorträge werden eine Reihe von Themen abdecken, darunter Umwelt- und Naturschutzfragen, die Covid-19-Pandemie und mehr.
In Perpignan werden 20 physische Ausstellungen an Orten wie dem Couvent des Minimes und der Eglise des Dominicains stattfinden, wo Sicherheitsvorkehrungen und Abstandsregeln gelten.
Besucher haben Zugang zu allen Inhalten, einschließlich virtueller Diskussionsrunden mit Fragen und Antworten, Ausstellungen und mehr, indem sie sich kostenlos über die Visa-Eventseite von Canon online registrieren. In der Canon Digital Lounge erfährst du jeden Tag, welche Inhalte verfügbar sind. Selbst wenn du also dieses Jahr nicht nach Perpignan reist, steht dir trotzdem das volle Festival-Erlebnis offen.
Hier findest du einige Dinge, die du beim Visa pour l’Image 2020 auf keinen Fall verpassen solltest.
Das Canon Student Development Programme richtet sich an Studenten, Dozenten und alle, die eine Karriere in der Fotografie anstreben. 2020 findet das Programm erstmals in digitaler Form statt, wobei mehr als 220 Studierende aus Europa, dem Nahen Osten und Afrika teilnehmen werden. Die Initiative soll den Fotojournalisten der Zukunft dabei helfen, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und ihre Karriere voranzutreiben, indem sie Kontakte zu einigen der Top-Profis der Branche knüpfen können.
Die Teilnehmer lernen online Canon Botschafter sowie erfahrene und einflussreiche Fotografen und Redakteure kennen, die als Mentoren fungieren und ihnen im Rahmen von digitalen Einzelbesprechungen bei der Vorbereitung ihres Portfolios helfen.
Während der Professional Week nehmen die Studenten an Workshops und Screenings sowie an den Portfolio-Reviews in der Gruppe teil, die alle Visa-Besucher online verfolgen können. Die Vorlesungsmodule werden von Mentoren online in Form von speziellen Webinaren zur Verfügung gestellt. Studierende des Programms haben auch freien Zugang zu allen Visa-Inhalten online, darunter virtuelle Galerien und Webcasts mit Fotografen.
In diesem Jahr werden 32 professionelle Fotografen und Foto-Editoren die Portfolios überprüfen, darunter Tasneem Alsultan, Anush Babajanyan, Patrick Baz, Guia Besana, Sabiha Çimen, Bieke Depoorter, Daniel Etter, Ulla Lohmann, Catalina Martin-Chico, Maciek Nabrdalik, Ilvy Njiokiktjien und Ivor Prickett. Die Teilnehmer wurden gebeten, ihren bevorzugten Reviewer anzugeben, mit dem sie gerne arbeiten möchten.
Ebenso stehen 24 Prüfer für die September-Sessions bereit, darunter Thomas Borberg, Jérôme Sessini, Muhammed Muheisen, Magdalena Herrera, Magnus Wennman und Aïda Muluneh.
Die teilnehmenden Studenten haben jeweils Bilder aus ihren Portfolios für ein Buch in limitierter Auflage ausgewählt, das im Dezember veröffentlicht wird.
Im Rahmen des Canon Student Development Programme wird es eine Reihe von Vorträgen von renommierten Fotojournalisten geben, die auch für alle registrierten Teilnehmer verfügbar sind. Den ersten Vortrag hält der Fotograf und ehemalige Guggenheim-Stipendiat Jason Eskenazi am 2. September zum Thema „Revisiting the Americans“ – eine Anspielung auf Robert Franks Werk „The Americans“, zu dem Eskenazi während seiner Zeit als Sicherheitsbeamter am Metropolitan Museum of Art in New York eine persönliche Beziehung aufgebaut hat.
Weitere Gespräche mit verschiedenen Canon Botschaftern und großen Persönlichkeiten wie dem legendären Fotojournalisten Sebastião Salgado sind in Planung. Visa pour l'Image-Gründer Jean-François Leroy wird ebenfalls einen Vortrag halten, ebenso wie Gaia Tripoli von der New York Times, Thomas Borberg von Politiken, Schriftsteller und Kurator Ekow Eshun, Fotografin, Regisseurin und Kuratorin des Addis Photo Fest Aïda Muluneh und viele andere.
Abseits des Student Development Programme wird eine Podiumsdiskussion führende Branchenvertreter zusammenbringen. Sie diskutieren über die spezifischen Probleme von schwarzen Fotojournalisten und die Bemühungen, diese zu überwinden.
Zum 20. Mal in Folge werden Canon und Visa pour l'Image die renommierte Förderung „Canon Female Photojournalist Grant“ präsentieren. Das mit 8.000 € dotierte Stipendium wird einer „herausragenden Fotografin für ihren Beitrag zum Fotojournalismus“ verliehen und soll entweder den Abschluss eines bestehenden Projekts unterstützen oder die Umsetzung eines neuen Projekts erleichtern, das dann im darauf folgenden Jahr beim Festival ausgestellt wird.
Die Gewinnerin des diesjährigen Stipendiums ist die türkische Fotografin Sabiha Çimen für ihr Projekt „Hafız: Guardians of the Qur'an“. Muslime, die den Koran vollständig auswendig lernen, dürfen vor ihren Namen den Titel „Hafız“ tragen. Çimens Projekt beleuchtet diese 1,500-jährige Tradition und konzentriert sich vor allem auf die 8- bis 17-jährigen Mädchen, die die Koranschulen besuchen, um die 6.236 Verse des Heiligen Buches des Islam zu rezitieren und auswendig zu lernen, damit sie „Hafızas“ werden können.
„Als ich 12 Jahre alt war, habe ich mit meiner Zwillingsschwester eine Koranschule besucht“, sagt Çimen. „Mit diesem Projekt kann ich eine Welt aufdecken, die vielen unbekannt und verborgen ist, und anderen muslimische Frauen auf eine sehr ungewöhnliche und nuancierte Weise zeigen.“
Die diesjährige Jury bestand aus den folgenden talentierten Frauen der Branche:
Das diesjährige Festival umfasst eine Ausstellung von Arbeiten der Gewinnerin des Female Photojournalist Grant 2019 Anush Babajanyan, einem Mitglied der VII Photo Agency. Ihr Projekt „A Troubled Home“ konzentriert sich auf große Familien im umkämpften Gebiet von Bergkarabach, einer Region im Südkaukasus, in der die Regierung das Wachstum der armenischen Bevölkerung gefördert hatte. Babajanyan begann 2016 in der Region zu arbeiten, als während des armenisch-aserbaidschanischen Kriegs Kämpfe ausbrachen. Das weckte in ihr den Wunsch, die Gründe für die wachsenden Familien in der Region zu erkunden.
Babajanyans Ausstellung bildet den Höhepunkt ihrer Arbeit an dem Projekt im letzten Jahr und wird im Couvent des Minimes in Perpignan sowie online zu sehen sein.
Beim Visa pour l'Image 2020 wird es viele Neuheiten geben, beispielsweise wird dieses Jahr zum ersten Mal die Canon Video Grant-Förderung verliehen. Der Empfänger erhält 8.000 € sowie eine Video-Leihausrüstung, bestehend aus einer Canon Videokamera und zwei Cine Objektiven, um eine Kurzdokumentation von etwa acht Minuten Länge zu erstellen.
Der Gewinner des diesjährigen Canon Video Grant ist der französisch-schweizerische Fotograf und Filmemacher Michaël Zumstein. Der investigative Journalist beschäftigt sich mit Auftragsarbeiten für die französische und internationale Presse sowie mit persönlichen Projekten.
Die Jury für diese Förderung bestand aus folgenden Dokumentarfilmexperten:
„Amazon Deforestation“, eine Ausstellung des brasilianischen Dokumentarfotografen Victor Moriyama, beschäftigt sich mit den Umweltauswirkungen durch die Zerstörung des Regenwalds im Amazonas-Gebiet. 2019 wurden die höchsten Verluste von brasilianischem Regenwald seit einem Jahrzehnt verzeichnet. Moriyama verbrachte zwei Monate damit, im Rahmen eines Spezialauftrags für die New York Times den Klimawandel und diese traurige Episode in der Geschichte zu dokumentieren.
Moriyamas Ausstellung findet im Couvent des Minimes in Perpignan und online statt, wo du sie ganz einfach über die Canon Digital Lounge abrufen kannst.
Die französische Fotojournalistin und Gewinnerin des Canon Female Photojournalist Grant 2007 Axelle de Russé ist für ihre Arbeit an langfristigen Projekten bekannt. Ihre Ausstellung „On the Outside“ beim Visa pour l'Image 2020 konzentriert sich auf das Leben von Frauen in Frankreich, die aus dem Gefängnis entlassen wurden und versuchen, sich wieder einen Platz in der Gesellschaft zu erkämpfen. Oft werden die Frauen von ihren Familien im Stich gelassen und von den Gemeinschaften, in die sie zurückkehren, stigmatisiert. Ihre Rückkehr ins Leben „draußen“ kann schwierig sein, und 60 % der Frauen landen innerhalb von fünf Jahren nach ihrer Freilassung wieder im Gefängnis. Das Projekt konzentriert sich auf die Schwierigkeiten, mit denen diese Frauen – die 2019 etwa 3,5 % der Gefängnisbevölkerung in Frankreich einnahmen – zu kämpfen haben.
De Russés Ausstellung findet im Couvent des Minimes in Perpignan und online statt.
Diese kollektive Arbeit mit dem schlichten Namen „The Pandemic“ umfasst Bilder von Fotografen aus der ganzen Welt, die die größte globale Pandemie der Neuzeit und die wichtigste Geschichte des Jahres dokumentiert haben. Die kollektive Ausstellung zeigt unter anderem einige von Fabio Bucciarellis ausdrucksstarken und intimen Bildern für die New York Times.
Diese Ausstellung findet im Couvent des Minimes in Perpignan und online statt, wo du sie ganz einfach über die Canon Digital Lounge abrufen kannst.
Mehr über den Visa pour l'Image und alle Canon Storys findest du auf unserer Seite zum Visa pour l'Image.
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