Die nächste Generation der Fotojournalisten
In einem postfaktischen Zeitalter, in dem Menschen bei der Informationsbeschaffung die digitalen, durch Bilder dominierten Kommunikationswege den Printmedien bevorzugen, kommt dem Fotojournalismus bei der Unterrichtung der Öffentlichkeit eine entscheidende Rolle zu. Doch aufgrund begrenzter Finanzmittel und fehlender praktischer Schulungsmöglichkeiten bleibt die Zukunft des Fotojournalismus in dieser schnelllebigen Medienlandschaft ungewiss.
Canon setzt sich für die Zukunft dieser Branche ein und hat mit Magnum Photos beim Visa pour l’Image 2017 in Perpignan in Frankreich zusammengearbeitet, um eine Reihe von Workshops für 200 Fotografie-Studenten aus ganz Europa durchzuführen. Im Laufe der Professional Week vom 4. bis zum 10. September geben die weltbesten Fotografen, darunter Bieke Depoorter, Lorenzo Meloni, Jérôme Sessini und Larry Towell, Ihre Erfahrungen an die nächste Generation weiter.
„Wir bieten den Studierenden die Möglichkeit, etwas von den Kompetenzen, der Erfahrung sowie den praktischen Ratschlägen der Fotografen der Fotoagentur Magnum zu lernen“, erklärt Shannon Ghannam, Global Education Manager bei Magnum Photos. „Mich begeistert der Fotojournalismus, das Erzählen von Geschichten und die Möglichkeit, jungen Fotografen beim Karrierestart zu helfen.“
Der Drang zur Dokumentation
Heutzutage werden die jungen Fotojournalisten von ähnliche Motivationen getrieben, wie die Generationen davor. Sie interessieren sich für das Weltgeschehen und möchten die wichtigen Geschichten dokumentieren. „Beim Fotojournalismus ist alles persönlich“, meint Franklin Aduda, Student an der Landesberufsschule Photo + Medien in Kiel. „Welche Geschichte möchte ich mit meiner Arbeit erzählen? Welche Ideen möchte ich durch meine Bilder vorantreiben?“
Die von ihnen verwendeten Technologien und Kommunikationswege führen zwangsläufig zu einer veränderten Arbeitsweise. Zeitschriften und Zeitungen sind nicht mehr die Primärquelle für Nachrichten. „Die sozialen Netzwerke verdrängen die herkömmlichen Kommunikationswege“, meint Aduda und glaubt, dass dieser neue Kommunikationsweg „immer relevanter“ wird.
Trotz der Begeisterung für soziale Netzwerke sind sich die Studierenden den Gefahren bewusst. „Momentan dominieren Fake News, was ein großes Problem ist. Somit müssen Menschen die Informationen mithilfe anderer Quellen überprüfen“, so Aduda. „Es besteht die Gefahr, dass Menschen beginnen die Echtheit der Nachrichten zu bezweifeln, auch die der echten Geschichten.“
Technologiegetriebene Veränderung
In einer Branche, in der es eine große Anzahl an Fotografen gibt, die hochwertige Bilder machen können, wird es immer schwieriger sich von der Masse abzuheben. „Die Bildqualität ist wichtig, aber letzten Endes sollte die Geschichte im Mittelpunkt stehen“, meint Aduda. „Manchmal hast du vielleicht ein wunderschönes Foto, doch ohne eine Geschichte bleibt es eben nur ein schönes Bild.“
Das bedeutet aber nicht, dass Aduda die Fortschritte, die die Technologie bei der Geschichtenerzählung mit sich bringt, für schlecht hält: „Technologie ist unser Freund und kein Feind. Es ist das Schlüsselelement für Innovationen und Fortschritte“, sagt er.
„Aber die Technologie ist letztendlich nur ein Mittel für die Aufnahme eines Bildes, egal ob analog, digital, durch Drohnen oder Roboter – es ist dennoch nicht das Ein und Alles“, fügt Timothy Haccius vom schweizerischen Center Vocational De Vevey hinzu. „Das wichtigste bei der Geschichte wird es immer sein zu wissen, was du aufnehmen willst und wie du es machst.“
„Jemand muss es ja machen“, so Haccius. „Überall passiert etwas, und die Menschen wollen es erfahren – das ist die menschliche Natur. Wenn es niemanden gibt, der das dokumentiert oder die Geschichte erzählt, dann ist es so, als wäre es nie passiert.“
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