Die Street-Fotografie ist nichts für schwache Nerven. Schließlich muss man hierbei dem wahren, unberechenbaren, glorreichen Leben ins Auge blicken. Ohne Vorwarnung geschehen in Sekundenbruchteilen dramatische Ereignisse, und um diese vorherzusehen und einzufangen, muss man schon fast hellsehen können – man hat nur eine Chance.
Um schnell kreativ zu sein, sind Intuition und ein instinktives Verhältnis zur eigenen Ausrüstung nötig, insbesondere zu den Objektiven. „Die Objektive geben den Ausschlag“, sagt der Reise-, Straßen-, Landschafts- und Porträtfotograf Joel Santos, „da Objektive bestimmen, wie man die Welt einfangen kann.“
Die besten Canon Objektive für die Street-Fotografie
Der Ansatz von Santos besteht darin, die Unvorhersehbarkeit des Genres zu zelebrieren und entsprechend zu reagieren. „Die Street-Fotografie ist häufig weniger gestellt – man plant nicht und bittet die Menschen nicht, zu posieren. Ich versuche, zu fühlen, was um mich herum geschieht, und reagiere dann darauf. Gleichzeitig beginnt eine Geschichte vor dem geistigen Auge, Form anzunehmen. Die Street-Fotografie ist also freier, man lässt sich einfach treiben.“
Welche Objektive eignen sich am besten für die Street-Fotografie? Fotografen sind sich uneinig, ob die vielseitigeren und günstigeren Zoomobjektive am besten geeignet sind, oder doch die Festbrennweitenobjektive mit ihren schnelleren Blenden, die sich dadurch besser für Aufnahmen bei wenig Licht eignen. Street-Fotografen, ob Experten oder noch Anfänger, müssen sich für ein Kit entscheiden, das zu ihren persönlichen Geschmäckern und Anforderungen passt. In der Tat enthält Santos‘ Ausrüstung eine Mischung aus beiden Objektivtypen, aus verschiedenen Gründen.
Besitzt du eine Canon Ausrüstung?
Hier zeigt uns Santos seine Lieblingsobjektive von Canon für die Street-Fotografie und wie er sie einsetzt. Und Mike Burnhill, Senior Product Specialist bei Canon Europe, teilt sein Expertenwissen dazu, aufgrund welcher Merkmale diese Objektive sich so perfekt für das Genre eignen, und welche anderen Optionen du erwägen solltest.
1. Canon RF 15-35mm F2.8L IS USM
Für die Street-Fotografie bevorzugt Santos die Vielseitigkeit von Zoom-Objektiven, da er selten die Zeit hat, das Objektiv zu wechseln. Bei den Weitwinkelobjektiven schätzt er das RF 15-35mm F2.8L IS USM mit einer maximalen Blende von 1:2,8, das sich hervorragend für Aufnahmen mit wenig Licht eignet und außerdem eine geringe Tiefenschärfe produziert. So nimmt der Fokus schnell ab, und Motive stechen aus der Umgebung hervor. Santos fügt hinzu, dass die Bildstabilisierung des Objektivs ihm bei der Langzeitbelichtung hilft, sodass er Szenen einfangen kann, bei denen die Straße vollständig scharf erscheint, während Autos und Fahrräder in der Bewegung verwischen.
Burnhill weist darauf hin, dass dieses Objektiv der L-Serie in Kombination mit einer EOS R System Kamera mit kamerainterner Bildstabilisierung (IBIS) noch mehr zu bieten hat als die Stabilisierung in fünf Stufen. „Die IBIS der EOS R System Kameras gleicht bestimmte Bewegungen hervorragend aus, während die Bildstabilisierung des Objektivs andere Bewegungen in den Griff bekommt. Beide sind auf verschiedene Dinge spezialisiert. Dementsprechend bilden Objektiv und Kamera eine starke Partnerschaft, sodass du eine größere Vielfalt an Vibrationen angehen und extrem ruhige Bilder aufnehmen kannst."
Canon RF 15-35mm F2.8 L IS USM
2. Canon RF 24-240mm F4-6.3 IS USM
Das Canon RF 24-240mm F4-6.3 IS USM ist ebenfalls ein perfektes Objektiv für Street-Fotografen – dank des sehr vielseitigen 10-fachen Zooms, optischer Bildstabilisierung mit fünf Stufen, und einem geringen Gewicht von nur 750 g – einfach perfekt, wenn du nur ein Objektiv bei dir tragen möchtest.
„Es ist ein Allzweck-Super-Zoomobjektiv, das nicht zu groß ist“, erklärt Burnhill. „Das Objektiv ist etwa so lang wie ein RF 24-70mm F2.8L IS USM, aber offensichtlich viel schmaler.
„Das Objektiv nutzt einen der Hauptvorteile des RF Bajonetts voll aus, welches das Herzstück des EOS R Systems bildet: die schnelle Kommunikation zwischen Kamera und Objektiv. Daher lassen sich digitale Objektivoptimierungsdaten in Echtzeit zwischen Objektiv und Kamera übertragen, sodass die Kamera Bildfehler ohne Verzögerung in der Software ausgleichen kann. Du erhältst also hochwertigere Bilder mit einem günstigeren Objektiv.“
Canon RF 24-240mm F4-6.3 IS USM
3. Canon RF 28-70mm F2L USM
Santos bevorzugt als Zoom das RF 28-70mm F2L USM, das er als „Paket von Festbrennweitenobjektiven“ in einem einzigen Objektiv beschreibt. „Dieses charakteristische Canon Objektiv ist wirklich, wirklich gut“, sagt er. „Ja, es ist groß, aber glaube mir: es ist jeden Cent wert. Es ist mein absolutes Lieblingsobjektiv.
„Bei der Street-Fotografie benötigt man ein Objektiv, das die meisten Situationen mit Bravour besteht. Dies ist das einzige Objektiv, das ich kenne, das sowohl bei Weitwinkelaufnahmen als auch bei schmaleren Blickwinkeln perfekte Ergebnisse liefert.“
Aufgrund dieser konsistenten Leistung sagt Santos, dass er mitten im Shooting niemals das Objektiv wechseln muss. Außerdem fügt er hinzu, dass dies durch die Blende von 1:2 auch unter den schlechtesten Lichtverhältnissen so bleibt. „Im Vergleich zu 1:2,8 erhält man“, so sagt er, „doppelt so viel Licht. Doppelt so viel, das ist eine Menge Licht.“
Burnhill stimmt zu: „Das Objektiv ist super bei Schärfe und Helligkeit, und bietet die meisten standardmäßigen Brennweiten. Um ein Zoomobjektiv zu erschaffen, dass genauso gut ist wie ein Festbrennweitenobjektiv, haben wir das EOS R System von Grund auf um das RF Bajonett herum aufgebaut – mit einem breiten Hals und einem kurzen Auflagemaß zum Sensor. So konnten wir die große hintere Optik optimal nahe dem Sensor positionieren, damit Licht besser von Objektiv zum Sensor übertragen werden kann.“
Canon RF 28-70mm F2L USM
4. Canon RF 50mm F1.2L USM
Schnelle 50mm Objektive waren für Fotografen schon immer interessant. Klarheit und Schärfe sind starke Partner, aber laut Santos geht die RF Version noch einen Schritt weiter – bis ganz bis zum Rand des Bildes.
„Mit dem RF 50mm F1.2L USM kann man richtig zaubern, da es Licht einfängt und Motive trennt wie kein anderes Objektiv“, sagt er. „Damit erhält man ein 1:1,2 Objektiv, dass man bei 1:1,2 verwenden kann. Du kannst damit Aufnahmen bei extrem wenig Licht machen und Motive auch besonders deutlich voneinander trennen."
Die Fähigkeit des RF 50mm F1.2L USM, diese Ergebnisse im ganzen Bild zu liefern, basiert auf einfacher Physik, erklärt Burnhill. „Aufgrund des breiten Bajonetts und da sich die Objektivelemente näher am Sensor befinden, muss das Licht sich weniger krümmen, um die Ecken zu erreichen“, sagt er. „Sensoren reagieren sehr empfindlich darauf, wie das Licht auf sie trifft. Wenn das Licht sich zu den Ecken hin krümmen muss, erhält man Fokusunschärfe. Da die meisten Elemente in der Mitte positioniert werden, fällt das Licht geradlinig vom Objektiv in den Sensor. Dadurch werden Aberrationen reduziert.“
Canon RF 50mm F1.2L USM
Das RF 50mm F1.8 STM bietet die gleichen Vorteile und ist dabei ein kompaktes, leichtes Objektiv, das perfekt für Street-Aufnahmen, ungestellte Porträts und Videos geeignet ist. Der in London ansässige Fotograf und Creative Director Ejiro Dafé sagt, es sei so schön leicht und unauffällig. Er kann damit Aufnahmen machen, die mit einem größeren Objektiv schwierig wären, und durch die Brennweite von 50 mm erhält er Bilder mit einer natürlich aussehenden Perspektive. Es zählt außerdem zu den günstigeren Objektiven der RF Objektiv-Serie.
5. Canon RF 35mm F1.8 MACRO IS STM
Objektive mit 35 mm haben zahlreiche Vorteile. Sie sind nicht nur gut zu tragen und leicht, sondern auch viel weniger einschüchternd als größere Objektive. „Ich verwende das RF 35mm F1.8 MACRO IS STM als Eisbrecher, da es nicht gleich herausposaunt, dass ich Fotograf bin“, offenbart Santos. „Damit wirkt man wie ein ganz normaler Mensch, der einfach nur ein Bild machen will.
„Es ist außerdem sehr hell, sehr schnell und sehr scharf. Und es bietet Bildstabilisierung, weshalb es sich sogar für Makroaufnahmen eignet. Dieses spezielle Objektiv ist technisch ausgezeichnet und öffnet einem gleichzeitig viele Türen.“
Burnhill erklärt, wie das innovative Design des RF Bajonetts Makroaufnahmen ermöglicht. „Die Objektivelemente lassen sich dadurch näher am Sensor positionieren, weshalb es einfacher wird, Makroaufnahmen zu ermöglichen“, sagt er. „Sowohl das RF 35mm F1.8 MACRO IS STM als auch das RF 24mm F1.8 MACRO IS STM bieten Makroaufnahmen in der halben Lebensgröße, wirklich ganz ordentlich für ein Weitwinkelobjektiv.“
Wenn du nach einem Weitwinkel-Festbrennweitenobjektiv suchst, sieh dir auch das RF 16mm F2.8 STM an. Es ist kompakt, leicht und perfekt für Street-Szenen, Vlogs und für Content Creator im Allgemeinen. „Man kann schön nah ran gehen mit einem wunderschönen Weitwinkel“, sagt Burnhill. „Normalerweise erhält man da bei einem Objektiv mit 16 mm eine Menge Verzerrungen, doch dieses Objektiv ist geradlinig. Es ist also fast rechteckig und sehr kompakt. Und dazu ist es sehr günstig."
Canon RF 35mm F1.8 Macro IS STM
6. Canon RF 600mm F11 IS STM und Canon RF 800mm F11 IS STM
Überraschenderweise setzt Santos außerdem auf ein Paar Supertele-Objektive, wobei RF 600mm F11 IS STM und RF 800mm F11 IS STM aufgrund des fortschrittlichen Designs und der diffraktiven Optik viel leichter sind als ihre EF-Gegenstücke. Sie sind auch viel kompakter und lassen sich daher viel einfacher in einer der Kameratasche verstauen.
„Bei meinem Job muss ich meine Objektive viele Stunden lang über weite Strecken herumtragen“, sagt Santos. „Die meiste Zeit über möchte ich mein 100–400mm Objektiv nicht mit mir herumschleppen, es ist einfach zu schwer. Durch das geringere Gewicht habe ich nun zwei Objektive dabei, die weit über 400mm hinausgehen. So kann ich Fotos machen, die ich sonst nie aufnehmen könnte. Ich finde das toll.“
Burnhill kommt darauf zurück, wie das RF Bajonett eine schnelle Kommunikation zwischen RF Objektiven und EOS R System ermöglicht, und welche Vorteile dies hat. „So lassen sich digitale Objektivoptimierungsdaten in Echtzeit vom Objektiv ins Gehäuse übertragen, abhängig von Fokusposition, Zoom und Blende“, sagt er. „Die Kamera gleicht dann verschiedene Aberrationen im Objektiv aus. Durch die Möglichkeit, Unvollkommenheiten elektronisch auszugleichen, muss man nicht immer das super perfekte Objektiv verwenden. So kann man beim Objektiv etwas Geld sparen und erhält trotzdem ein ausgezeichnetes Ergebnis.“
Canon RF 600mm F11 IS USM
Schließlich ist die Street-Fotografie rasant und anspruchsvoll. Bei ihr stellen sich ganz eigene Herausforderungen, es bieten sich aber auch einzigartige Chancen darauf, flüchtige Momente von Menschen einzufangen, mit ihren Bestrebungen, ihrem Schmerz und ihrer Liebe. Es geht darum, auf das Drama zu reagieren, das um einen herum entsteht – und das richtige Kit dabei zu haben. „Man muss schnell sein“, sagt Santos, „der Moment kommt nie mehr zurück.“
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