Mehrmals im Jahr absolviert Timo Oksanen die 12-stündige Fahrt von seiner Heimatstadt in Finnland nach Lappland, in die nördlichste Region des Landes. Er ist auf der Jagd nach Polarlichtern, den atmosphärischen Lichtphänomenen, die den Himmel zur Leinwand machen. „Ich bin süchtig nach dieser Schönheit“, sagt Oksanen, der sich selbst scherzhaft „der Polarlichtflüsterer“ nennt. „Ich liebe die Jagd nach ihr in Nächten, wenn das Polarlicht richtig tanzt, und noch mehr liebe ich es, damit etwas Neues als Fotograf zu schaffen.“
Die langen Fahrten waren es wert – der finnische Fotograf hat eine Galerie atemberaubender Bilder von Polarlichtern und Zeitrafferaufnahmen zusammengestellt, die er mit seiner Canon EOS R6 aufgenommen hat und die in den sozialen Medien großen Anklang fanden.
Aufnahmen von Naturschauspielen mit der Canon EOS R6
Der professionelle Reisefotograf Dave Stevenson teilt Oksanens Leidenschaft für das Spektakuläre und hat bereits Erfahrung mit Szenen wie dem indonesischen Vulkan Mount Bromo bei Sonnenaufgang, bei der Gewitterjagd in den USA und bei der Annäherung an Berggorillas in Ruanda. „Ich suche immer nach natürlichen, dynamischen Situationen und mag es, so nahe an etwas so beeindruckend Starkem zu sein“, meint er.
Als der Vulkan Geldingadalir in Island nach 800 Jahren Ruhezeit im März 2021 ausbrach, packte Stevenson seine Canon EOS R6 und das Canon RF 100-500mm F4.5-7.1L IS USM sowie das RF 24-105mm F4L IS USM Objektiv, um sie zu dieser einmaligen Gelegenheit mitzunehmen. „Als ich zum ersten Mal über den Hügel stieg, um den Ausbruch zu beobachten und direkt sah, wie 1.000 °C heiße Lava 15 bis 18 Meter in die Luft schoss, war das einfach unglaublich“, sagt er.
Beide Naturphänomene stellten extreme Herausforderungen für die Fotografie dar – raues Klima und schwierige Aufnahmebedingungen in der Nacht –, und beide waren eine harte Prüfung für die Canon EOS R6. Hier erklären Oksanen und Stevenson das Kit und die Kameraeinstellungen, die sie bei der Aufnahme der dramatischen Bilder einsetzten, und warum die spiegellose Vollbildkamera EOS R6 sich so gut für diese schwierigen Szenen eignet.
Besitzt du eine Canon Ausrüstung?
Wie gut hat die Canon EOS R6 solch extreme Bedingungen gemeistert?
Stevenson: Wenn du wissen willst, ob deine Kameraausrüstung so wetterfest ist, wie behauptet wird, nimm sie nach Island mit. Das Wetter ist so wechselhaft – und das Kit wird nicht nur nass, es wird jedes Mal zwei Stunden lang nass!1 Meine Ausrüstung wurde mehr als nass, und dazu kamen die sehr sandigen Berghänge. Letzten Endes vertraue ich der hochwertigen Profi-Ausrüstung von Canon wie der Canon EOS R6, denn schließlich kann ich die Zeit nicht zurückdrehen und alles noch einmal erleben – das war einfach meine einzige Chance, einen so jungen und dynamischen Vulkan zu sehen.
Oksanen: Im Oktober war ich jede Nacht bis zu sieben Stunden lang bei minus 30 °C1 draußen. Ich hatte kontinuierlich zwei Kameras im Einsatz, die Zeitrafferaufnahmen machten und eine Woche lang jede Nacht 10.000 Bilder aufnahmen. Ich wärmte die Objektive mit Handwärmern, damit sie bei diesen Temperaturen nicht einfroren, und stellte sie mit 100 Meter Abstand auf, damit ich zwischen ihnen hin- und herlaufen konnte, um selbst warm zu bleiben. Obwohl die Kameras nach vielen Stunden in dieser extremen Kälte etwas frostig aussahen, konnte ich alle Menüs und Tasten ohne Probleme bedienen. Ich habe einige ältere, kompatible Akkus von meiner vorherigen Kamera, der Canon EOS 5D Mark IV behalten, aber da ich zwei LP-E6NH-Akkus mit höherer Kapazität für die EOS R6 habe, musste ich die älteren nicht nutzen, nicht einmal in den kältesten Nächten. Um die Akkulebensdauer zu maximieren, schalte ich den Flugmodus ein und den Sucher aus und stelle den Bildschirm auf die minimale Helligkeit ein. In normalen Nächten komme ich in der Regel ohne Akkuwechsel aus.
Was ist dein Standardobjektiv und warum?
Oksanen: Für Polarlichter nutze ich normalerweise das Canon RF 15-35mm f/2.8L IS USM Objektiv. Weiter im Norden sind die Polarlichter größer, daher verwende ich oft die 15-mm-Weitwinkel-Einstellung. Weiter südlich, näher an Zuhause, wähle ich häufiger die engere 35-mm-Einstellung, um die Polarlichter am Horizont aufzunehmen. Mit der Canon EOS R6 kannst du die Empfindlichkeit sogar auf ISO 10000 einstellen, was bedeutet, dass die Blende 1:2.8 im RF 15-35mm-Objektiv weit genug für wenig Licht ist. Das ist hilfreich, denn im Idealfall muss ich draußen keine Objektive wechseln.
Stevenson: Mir war klar, dass Weitwinkel-Landschaften niemals Gewinnerbilder werden und dass ich ein Teleobjektiv benötigen würde. Es war wichtiger, sich länger sicher auf dem Hang aufhalten zu können als sehr nahe heranzugehen. Ich nahm das Canon RF 100-500mm F4.5-7.1L IS USM Objektiv mit, das leichter und kleiner als andere Super-Teleobjektive ist und damit Platz im Gepäck für anderes Material frei macht – bei der langen Wanderung einen windigen Pfad hinauf ein merkbarer Vorteil.
Wie hast du die EOS R6 eingerichtet, um deine Bilder zu machen?
Oksanen: Nachts benutze ich immer den manuellen Modus (M). Meine generellen Kameraeinstellungen bei Polarlichtaufnahmen sind 1:2.8, 1,3 Sekunden und ISO 8000, und dann setze ich den Intervall-Timer auf unbegrenzte Frames in 3-Sekunden-Intervallen. Wenn die Polarlichter sich nicht schnell bewegen, kann ich eine längere Verschlusszeit wählen und die ISO senken. Mit der kürzestmöglichen Verschlusszeit erzielst du einen natürlicheren Look für die Zeitrafferaufnahmen. Bei 15 mm und 1:2,8 beträgt die hyperfokale Distanz [der nächste Punkt mit scharfem Fokus, wenn das Objektiv fest auf unendlich eingestellt ist] nur wenige Meter, sodass die Objekte im Vordergrund meist scharf genug sind, ohne dass Fokus-Stacking nötig ist. Ich habe in der Aufnahme selten Objekte, die näher sind als einige Meter, und es ist sehr wichtig, den Himmel fest auf unendlich einzustellen, damit die Sterne scharf bleiben. Wenn ich ein Objektiv mit Festbrennweite verwende, nutze ich normalerweise Klebeband, um den unendlichen Fokus zu blockieren, aber beim Canon RF 15-35mm f/2.8L IS USM Objektiv neige ich eher dazu, den Fokus jedes Mal neu zu prüfen, wenn ich die Kamera bewege.
Die beste spiegellose Canon Ausrüstung für Landschaftsfotografie
Stevenson: Meine Verschlusszeiten sind häufig bei etwa 1:640, um die Aktion einzufrieren. Hier, mit so häufigen Eruptionen, hatte ich keine Eile und konnte frei mit längeren Verschlusszeiten experimentieren, um Bewegungen verschwimmen zu lassen oder sogar die Kamera absichtlich zu bewegen. Im Allgemeinen habe ich die maximale 1:7.1-Tele-Blende des Objektivs belassen, egal bei welcher Brennweite, um dieselben Werte die manuelle Belichtung stabil zu halten und nicht mit Veränderungen der Belichtung arbeiten zu müssen.
Wie hat die Canon EOS R6 mit ihrem 20.1MP Vollbild-CMOS-Sensor und der hohen ISO-Fähigkeit zur Qualität deiner Fotos beigetragen?
Stevenson: Weil ich üblicherweise mit 1:7.1 und mindestens 1/640 Sek. aufnehme, um die Aktion einzufrieren, musste ich die Kamera auf etwa ISO 3200 einstellen. Das ist das Schöne daran, mit der neuesten Ausrüstung zu fotografieren – du kannst die ISO recht aggressiv erhöhen. Da der Dynamikumfang des Vulkans in der Nacht erheblich ist – da ist eine Menge Schwarz beteiligt –, entsteht offensichtlich Rauschen, deswegen war es sehr wichtig, dass die Kamera auch bei hohen ISO-Werten saubere Bilder aufnimmt. Die Schatten sehen auf Bildern mit ISO 4000 immer noch sehr sauber aus.
Oksanen: Die Fähigkeit zu Aufnahmen bei wenig Licht ist der größte Vorteil der EOS R6. Es sieht so aus, als ob sie bei hohen ISO-Werten eine bessere Leistung erzielt als andere Kameras mit mehr Megapixel, was sie zur bevorzugten Wahl für Nachtaufnahmen macht. Wenn ich ein sehr schnelles Festbrennweiten-Objektiv mit 1:1.4 nutze, kann ich Echtzeit-Videos von den Polarlichtern mit 25 B/s (1/25 Sek.) machen. Sogar bei ISO 51200 ist die Qualität nach etwas Rauschreduzierung in der Nachbearbeitung akzeptabel.
Erzähle uns von deinen Videos…
Oksanen: Bei Zeitraffer-Shootings verwende ich ein Intervallmessgerät, nehme einzelne RAW-Bilder auf und bearbeite sie danach, um eine konsistente Helligkeit in der Sequenz zu erzielen und sicherzustellen, dass die hellsten Lichter des Polarlichts nicht oberhalb der Helligkeitsobergrenze liegen. Ich versuche, die Verschlusszeit auf eine Sekunde mit minimaler Intervallzeit zu bringen, damit die resultierende Sequenz nicht zu hektisch und die Bewegung glatter wird. Zeitrafferaufnahmen bestehen aus rund 150-300 Fotos, die zusammen ein Video von etwa 15 Sekunden ergeben. Ich mag es, aus mehreren Blickwinkeln zu fotografieren und sie in einer Serie zusammenzustellen.
Ich orientiere mich beim Speichern der 4K-Livevideos am hellsten, aktivsten Teil des Polarlichts, da die ISO aufgrund der Verschlusszeit von 1/25 Sek. 51200 betragen muss. Ich habe mit dem Canon Log-Profil experimentiert und festgestellt, dass ich den Look des korrigierten C-Log bevorzuge, vor allem, da für die Canon EOS R6 [über ein Firmware-Update] nun C-Log 3 verfügbar ist. Die Kamera über eine Sequenz zu schwenken, ermöglicht es zudem, mehr von der Landschaft aufzunehmen und den vollen Bogen des Polarlichts im Himmel zu beobachten.
Wie war die Umstellung von den Canon DSLRs zur Canon EOS R6?
Oksanen: Die EOS R6 fühlt sich in deinen Händen vertraut an, was wichtig ist, weil wir ja in der Dunkelheit arbeiten. Merkbare Unterschiede sind die Bildvorschau und der Sucher. Sogar nachts siehst du, was du auf dem Bild sehen wirst, und der hellste Teil der Aufnahme ist das Grün des Polarlichts.
Stevenson: Praktischerweise passt derselbe Akku, der auch in meiner Canon EOS 5D Mark III (nun ersetzt durch die Canon EOS 5D Mark IV) verwendet wurde, auch in die EOS R6, und die Bedienungen sind am selben, meiner Meinung nach intuitiven Ort angebracht, nur auf einem kleineren Gehäuse.
Habt ihr praktische oder technische Ratschläge für andere, die Naturschauspiele fotografieren möchten?
Stevenson: Du bestimmst, wie du diese Situationen erlebst. Geh raus, sei mutig, und zieh es durch. Wenn du einen Versuch startest, bleib dabei, und auch wenn du nichts Tolles fotografierst und im Handgepäck nur nasse Kleider mit zurücknimmst, kannst du sicher sein, dass du dein Bestmögliches gegeben hast.
Oksanen: Geh einfach raus, und probiere alles aus! Du brauchst einige Zeit, um deinen Stil zu finden, deine ideale Kamera, die Objektiveinstellungen und deinen Farbstil. Fotografiere, wiederhole Szenen, und finde heraus, womit du zufrieden bist.
Erfahre mehr von Fotografen, die extreme Wetterbedingungen fotografieren:
1 Die Funktionalität der Kamera kann unter Bedingungen außerhalb der empfohlenen Betriebsumgebung nicht garantiert werden.