Die Rolle von Farben in der Fotografie: von traditioneller Farblehre bis zu kreativen Techniken

Farbe gehört zu den wichtigsten Werkzeugen von Fotografen. Hier verraten drei Profis, wie sie Farben mithilfe der Farbtechnologie von Canon akkurat und stilecht einfangen.
Vornehmlich blau getöntes, von James Musselwhite aufgenommenes Foto eines weiblichen Models mit ausgestreckten Armen, das vor einem dunklen Hintergrund steht und von Rauch eingehüllt wird.

„Farbe kann manche Leute abschrecken, daher fange ich gern mit Farben an, mit denen sie sich wohlfühlen. Dann führe ich Elemente ein, an die sie nicht gedacht hätten“, sagt James Musselwhite. „Ich liebe es, wenn ein Kunde ein Bild sieht und sagt, dass er nie gedacht hätte, dass es funktionieren würde. Das zeigt mir, dass er mir vertraut hat, für ihn einen Schritt weiterzugehen.“ Aufgenommen mit einer Canon EOS R6 mit einem Canon RF 24-105mm F4L IS USM Objektiv bei 93 mm, Verschlusszeit 1/16400 Sek., Blende 1:5 und ISO 2500. © James Musselwhite

Ein goldener Sonnenuntergang über einer romantischen Landschaft, ein aufsehenerregender roter Lippenstift, eine farbenfrohe Darstellung von Federn – wir alle können Sinn aus den Farben einer Szene schöpfen. Zusammen mit der Ausleuchtung ist Farbe eines der wichtigsten und ausdrucksstärksten Elemente jedes Fotos oder Videos. Richtig eingesetzt, kann sie Emotionen hervorrufen und Energie erzeugen, eine Stimmung zum Ausdruck bringen und Bildern ein Narrativ verleihen.

Sich mit Farben zu befassen, beinhaltet jedoch mehr als die Wahl eines strahlenden Outfits oder Hintergrunds. Wie kann Farbe harmonisch oder kontrastreich eingesetzt werden, um eine Geschichte zu erzählen? Und wie tragen Kameratechniken und -einstellungen zur exakten Wiedergabe des Motivs bei? Wir greifen auf die Expertise von drei Profifotografen zurück, die erklären, warum die Farbwahl immer etwas mit der Story zu tun hat.

Foto von James Musselwhite einer Person mit pinken Haaren, pinkem Lidschatten und Lippenstift vor einem grünen Hintergrund, die ihre Augen schließt und ihren Kopf hebt.

„Die beste Art, einen Kontrasteffekt in einem Bild zu erzielen, ist die Verwendung einer Komplementärfarbe“, sagt James. „Man kann Rot und Grün als Beispiel nehmen, aber es ist wichtig, sich davon nicht einschränken zu lassen. Man kann auch mit Sättigung, Dichte und Nuancen der Farben experimentieren.“ Aufgenommen mit einer Canon EOS R6 mit einem Canon RF 24-105mm F4L IS USM Objektiv bei 99 mm, Verschlusszeit 1/160 Sek., Blende 1:5 und ISO 100. © James Musselwhite

Ein von Jade Keshia Gordon aufgenommenes Foto zeigt zwei Frauen in roten Kleidern, die Rosen in ihren Händen halten, während sie vor einem roten Hintergrund sitzen.

Jade Keshia Gordon hat dieses Bild für die Valentinstagskampagne einer Haarmarke aufgenommen. „Auch wenn die Models rot tragen und das Set rot ist, wollte ich eine Art Trennung mithilfe des Lichts erzeugen, das zudem perfekt zu beiden Hauttönen passt“, sagt sie. Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 mit einem Canon EF 24-70mm f/2.8L II USM Objektiv und einem Canon Bajonettadapter EF-EOS R bei 24 mm, Verschlusszeit 1/125 Sek., Blende 1:8 und ISO 160. © Jade Keshia Gordon

Der britische Studioporträtfotograf James Musselwhite geht erfinderisch und mutig mit Farbe um und hat für seine Herangehensweise mehrere Auszeichnungen erhalten. „Ich entwickle ein Bild weiter, indem ich Farbe hinzufüge, um das Auge um das Porträt herumzuführen“, sagt er. „Ich liebe es, wie schnell die Sprache sich in einem Porträt ändern kann, wenn ich Farbe hinzufüge.“

Die Modefotografin Jade Keshia Gordon aus London ist es gewohnt, lebhafte Farbtöne einzubauen, vor allem, wenn sie mit Make-up-Marken arbeitet. „Bei der Aufnahme von Hautpflegeprodukten weist das Moodboard tendenziell immer dieselbe Farbpalette auf – Beige, Hauttöne und Weiß“, sagt sie. „Ich empfehle Kunden, Farbe zu integrieren, weil man den Unterschied auf den endgültigen Bildern deutlich sieht.“

Die Arbeit der portugiesischen Hochzeits- und Dokumentarfotografin Marisa Martins definiert sich durch ihren Einsatz von natürlichem Licht und authentischen, schmeichelhaften Tönen – eine Ästhetik, die Ihre Kunden zu schätzen wissen. „Ich denke immer über die Farben nach, bevor ich den Auslöser drücke“, erklärt sie. „Ich bin absolut sicher, dass nur die Canon Farbtechnologie in der Lage ist, die Variationen wiederzugeben, die ich in den Hauttönen der Menschen erblicke.“

Diese Profis sind auf die Farbgenauigkeit der Kameras und Drucker von Canon angewiesen. Wir erklären, welche wichtige Rolle die Canon Farbtechnologie bei der Entwicklung ihrer individuellen Stile gespielt hat.

Canon connected james musselwhite

Anwendung der Farbtheorie auf die Fotografie

In einem traditionellen Farbkreis können die sich gegenüberliegenden Komplementärfarben wie Rot und Grün gemeinsam genutzt werden, um Energie und Lebendigkeit zu vermitteln. Die nebeneinanderliegenden Töne hingegen, auch bekannt als analoge Farben, haben eine eher gedämpfte, beruhigende Wirkung.

James verwendet Komplementärfarben, wenn ein Motiv aus der Umgebung hervorstechen soll. „Ein Model mit blauem Outfit würde vor einen orangefarbenen Hintergrund platziert, und dann würden wir orangefarbene Filter als Kicker einsetzen, um das Motiv vom Hintergrund abzuheben“, erklärt er. „Wir haben Gele mit etwas geringerer Dichte, die wir auf unserer Hauptbeleuchtung verwenden können, um ein wenig Farbe in unsere Motive zu bringen. Ich experimentiere außerdem mit Streulicht aus unserer Hintergrundbeleuchtung, um Porträts einen Hauch Dramatik zu verleihen.“

Eine analoge Palette mit vielen ähnlichen Farben ist besser, um mehrere Elemente zusammenzubringen, ohne dass sie miteinander rivalisieren. „Sobald ich fertig bin, harmonisiere ich ein blaues Outfit mit pinken und violetten Gelen. Das mache ich eher nach Gefühl, und wichtig ist, Raum für Fehler zu lassen.“

Jade ist im Gegensatz dazu Fan von monochromen Farbpaletten, wobei sie Variationen desselben Farbtons verwendet, um Saisonalität zu erzeugen und im Studio eine Story zu erzählen. „Die Leute scheuen sich davor, bestimmte Hintergrundfarben und Hauttöne zu kombinieren, aus Angst, dass das Motiv mit dem Hintergrund verschmilzt. Indem man aber das Motiv geringfügig vom Hintergrund abhebt, entsteht eine Bruchstelle zwischen den beiden“, sagt sie.

Marisa, die on location dreht, sucht in der Umgebung derweil gern nach „Farbzufällen“. Sie stimmt beispielsweise den Hintergrund auf die Kleidung des Motivs ab oder richtet den Fokus auf eine Szene, um Ablenkungen zu beseitigen. Genau wie James sagt sie, dass die Entscheidung immer von der Story abhängt, die sie erzählen will. „Wenn ich an einer kommerziellen Marke arbeite und Kontrolle über die Szene und das Motiv habe, suche ich nach Harmonie“, erklärt sie. Ihre Familiendokumentationen haben nicht dieselbe strenge Ausrichtung, doch das Prinzip ist das Gleiche. „Ich liebe es, wenn Farben sich in verschiedenen Settings wiederholen“, fügt sie hinzu. „Dadurch denkt der Beobachter mehr nach und navigiert durch das Foto.“

Ein Techniker mit weißen Handschuhen reinigt den Sensor einer Canon Kamera.

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Ein Foto von Marisa Martins zeigt zwei Kinder in abgestimmten blaukarierten Outfits, die sich an den Händen halten, während das Kind links seinen Arm auf ein dunkelblaues Geländer mit einem eingelassenen kunstvollen Muster legt.

„Beim Fotografieren in schattigen Bereichen in Zeiten mit hartem Licht erhalten Weißtöne eine bläuliche Färbung“, erklärt Marisa Martins. „Deswegen stelle ich den Weißabgleich gern auf einen wärmeren Ton ein, sogar wärmer, als ich beim Dreh empfunden habe, um das warme Gefühl des Sommers beizubehalten.“ Aufgenommen mit einer Canon EOS R6 mit einem Canon RF 50mm F1.2L USM Objektiv, Verschlusszeit 1/400 Sek., Blende 1:4,5 und ISO 160. © Marisa Martins

Foto von Jade Keshia Gordon einer Frau, die ihre Zunge seitlich gegen ihren Mund drückt, während sie direkt in die Kamera blickt und ihre Finger die Ränder des Objektivs umfassen.

„Die gewählten Farben können wirklich viel über die Person oder Marke erzählen“, sagt Jade. Für dieses Porträt von Model Olivia Metz, das während einer von Canon UK gesponserten Masterklasse aufgenommen wurde, entschied sie sich dafür, das Blau ihrer Markenfarbe zu verwenden. Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 mit einem Canon RF 15-35mm F2.8L IS USM Objektiv bei 26 mm, Verschlusszeit 1/100 Sek., Blende 1:8 und ISO 100. © Jade Keshia Gordon

Akkurate und experimentelle Farbtemperatur im Vergleich

Die Farbmatrixtechnologie von Canon kann die Lichtverhältnisse und die Farbtemperatur einer Szene analysieren und dann die Farbeinstellungen der Kamera anpassen, um eine getreue Wiedergabe sicherzustellen. Jade ist stolz darauf, dass sie helle und dunkle Hauttöne so akkurat wie möglich festhält, und sie findet, dass ihre Canon EOS R5 so effektiv darin ist, dass sie keinen manuellen Weißabgleich einstellen muss. „Bei den meisten meiner Arbeiten verwende ich die ‚Tageslicht‘-Einstellung von Canon, aber wenn es in London trübe wird und ich mehr Wärme möchte, stelle ich auf ‚Schatten‘ um“, sagt sie. „Ich kann außerdem einen goldfarbenen Reflektor einsetzen, der einen warmen Ton auf der Haut erzeugt, wodurch sich wiederum die beabsichtigte Farbe ändert.“

Die Einstellung des Weißabgleichs ist eine einfache Möglichkeit, um die Farbtemperatur einer Aufnahme auf die Lichtverhältnisse abzustimmen. James wählt einen manuellen Weißabgleich von etwa 4.600 K und nimmt in RAW auf, um kleine Nachbesserungen in der Postproduktion zu ermöglichen. „Für mich ist es entscheidend, zu Beginn jedes Drehs ein Graukartenbild aufzunehmen“, sagt er. „Ausgehend davon, ziehe ich ein Farbprofil, mit dem der gesamte Dreh kalibriert wird.“

Trotz seiner manuellen Vorgehensweise liebt er es, den „falschen“ Weißabgleich einzubeziehen, wenn er vor Ort mit gemischten Lichtverhältnissen dreht, die er nicht kontrollieren kann. „Mit Farbbalancen zu experimentieren, kann zu beeindruckenden Ergebnissen führen“, ergänzt er. „Es ist einfach ein Werkzeug, das sich nutzen und mit dem sich experimentieren lässt – und das Spaß macht.“

Two people sit together in front of a Canon Cinema camera on a shoot set, one person with their arm around the other from the back.

Filmbeleuchtungstechniken für Videoaufnahmen

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Ein von James Musselwhite aufgenommenes Foto zeigt eine Frau in pinker Hose und weißem Oberteil, die in ihrer rechten Hand eine pinke Jacke hält und vor einem pinken Hintergrund posiert.

Bei der Wahl der Farben geht es ums Storytelling, und James rät Fotografen, sich zu fragen, was sie erreichen wollen. „Was soll der Betrachter sehen?“, fragt er. „Will ich, dass etwas langsam aus dem Porträt hervorkommt, oder soll es förmlich schreien? Wenn man diese Fragen beantwortet, kann man die Richtung festlegen, in die das Porträt geht.“ Aufgenommen mit einer Canon EOS R6 mit einem Canon EF 24-105mm f/4L IS USM Objektiv (mittlerweile ersetzt durch das Canon EF 24-105mm f/4L IS II USM) und einem Canon Bajonettadapter EF-EOS R bei 55 mm, Verschlusszeit 1/160 Sek, Blende 1:7,1 und ISO 100. © James Musselwhite

Porträtfoto von Jade Keshia Gordon einer Frau mit langen, dunklen Haaren in einem violetten Oberteil, die sich vor einem blauen Hintergrund befindet und in die Kamera blickt.

Bei einem Testdreh in Jades eigenem Studio wollte sie mit etwas Hellem experimentieren. „Ich fand, dass der blaue Hintergrund gegenüber der Haut des Models Mela Child das Bild wirklich hervorstechen lässt, und ich habe ein gemustertes Oberteil mit Farbverlauf gewählt, um mehr Farbtöne einzubauen“, erklärt sie. Aufgenommen mit einer Canon EOS 5D Mark IV mit einem Canon EF 100mm f/2.8L Macro IS USM Objektiv, Verschlusszeit 1/125 Sek., Blende 1:6,3 und ISO 50. © Jade Keshia Gordon

Die Power von DIGIC-Prozessoren

Mithilfe des DIGIC-Bildprozessors von Canon können die neusten Canon Kameras große Mengen von Bilddaten mit hoher Geschwindigkeit verarbeiten, um natürliche Farben und Abstufungen zu produzieren. James verlässt sich mittlerweile auf die Töne und Farbtiefe, die von seiner Systemkamera aufgenommen werden. „Meine Canon EOS R6 hat einen wirklich guten Dynamikumfang, sowohl bei RAW- als auch bei JPEG-Aufnahmen“, meint er. „Vor Ort und on location ist es wirklich hilfreich, Bilder an mein Smartphone zu teilen, und die Farben sind immer hell und leuchtend.“

Zwei Mädchen blicken vor dunkelblauen Wänden lächelnd auf den Bildschirm eines Smartphones, während eine Frau auf der rechten Seite ihr Smartphone hochhält. Foto von Marisa Martins.

„Für mich ist die Farbe die vierte Dimension nach Licht, Komposition und dem Moment“, sagt Marisa. „Farbe ist die Musik, die ein Foto zum Leben erweckt.“ Aufgenommen auf einer Canon EOS R6 mit einem Canon EF 35mm f/1.4L II USM Objektiv mit einem Canon Bajonettadapter EF-EOS R, Verschlusszeit 1/640 Sek., Blende 1:7,1 und ISO 160. © Marisa Martins

Ein von Marisa Martins aufgenommenes Foto zeigt ein Kind von hinten, das im Sand liegt und eine Taube ansieht, wobei im Hintergrund ein Gewässer sichtbar ist.

„Ich habe schon immer den minimalistischen, natürlicheren, zeitlosen Stil gemocht, weil ich mich durch diesen Look stärker mit dem Foto verbunden fühle“, sagt Marisa. Aufgenommen mit einer Canon EOS R mit einem Canon EF 35mm f/1.4L IS II USM Objektiv und Canon Bajonettadapter EF-EOS R, Verschlusszeit 1/640 Sek., Blende 1:3,5 und ISO 160. © Marisa Martins

Voreingestellte Farboptionen für Konsistenz

Bildstile sind seit 2004 ein Merkmal von Canon EOS Kameras und ermöglichen es Fotografen, voreingestellte Farbsättigungs- und Tonwerte mit einem Menüklick auf eine Aufnahme anzuwenden. Jade hat diese Parameter zum ersten Mal auf ihrer EOS 5D Mark IV angewendet und findet es nun leicht, ein Farbprofil zu wählen, dass ihrer Vorstellung entspricht, selbst nach dem Umstieg auf die EOS R5. „Ich verwende gern eine Mischung aus Standard und Porträt, aber ich habe bei beiden Kontrast und Schärfe geändert, um mehr im Einklang mit meinem Workflow zu sein“, sagt sie.

Mit der Farbraum-Option im Kameramenü können Fotografen zwischen sRGB und RGB wechseln. Ersteres ist am besten für Dateien, die auf einem Bildschirm angesehen werden, während RGB perfekt zum Drucken ist, da Drucker für dieses Format konfiguriert sind und es zur Ausgabe in CMYK umwandeln.

Die kamerainterne Farbtechnologie ist zwar wichtig, aber die Tools in Canon Druckern stellen einen wichtigen finalen Schritt zur Produktion von herausragenden Drucken dar. „Ich kopple meine EOS R6 für gewöhnlich mit meinem Canon PIXMA G650, um Fotos für mich selbst zu drucken und Storys zusammenzustellen“, sagt Marisa. Obwohl sie erst kürzlich mit dem Drucken begonnen hat, möchte sie Softproofing und Farbmanagement mithilfe der Canon Software Professional Print & Layout beherrschen, die im Lieferumfang von Fine-Art-Großformatdruckern wie dem Canon imagePROGRAF PRO-1000 kostenlos enthalten ist. „Nur mit Canon finde ich eine Abstimmung zwischen Werkzeug und Auge“, sagt sie.

Letztlich geht es bei Farben in der Fotografie um Ausdruckskraft, Experimentierfreude und ein Verständnis für das Narrativ, das du erschaffen willst, und dich dabei von den besten Werkzeugen unterstützen zu lassen.

„Alle verstehen, was Farben ihnen bedeuten“, fasst James zusammen. „Sie ist eine universelle Sprache der Stimmung in der Fotografie und Kunst, und sie ermöglicht es so vielen Menschen wie möglich, sich an deiner Arbeit zu erfreuen und sie zu verstehen.“

Lauren Scott

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