Das Anfertigen von Drucken ist ein Prozess, der deine fotografischen Fähigkeiten immens verbessern kann. Arbeiten für einen Printwettbewerb auszuwählen, erfordert ein zusätzliches Level an Perfektionismus. Wir haben mit zwei Experten gesprochen, die sich bestens damit auskennen.
Paul Wilkinson ist Head of Qualifications and Awards am British Institute of Professional Photography (BIPP) und Juror für die Master Photographers Association und die Society of Wedding and Portrait Photographers (SWPP). Zudem ist er Profifotograf und kann Erfolge bei zahlreichen Printwettbewerben vorweisen.
Auch der Hochzeits- und Porträtfotograf sowie Canon Ambassador Sanjay Jogia steuert seine Ratschläge bei. Er weiß, wie wichtig Druckqualität ist, um siegreich zu sein, denn er hat mehr als 100 Printwettbewerbe gewonnen, darunter die Wettbewerbe der SWPP und der Wedding & Portrait Photographers International (WPPI). Er war zudem Juror und Vorsitzender von einigen der größten Fotografiewettbewerbe.
Gemeinsam verraten Paul und Sanjay ihre besten Tipps für das Anfertigen von preisverdächtigen Drucken.
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1. Finde heraus, was die Jury erwartet
„Jeder Printwettbewerb hat seine eigenen Kriterien für die Jurybewertung“, sagt Paul. „Diese werden im Vorfeld festgelegt. Die Anforderungen könnten beispielsweise folgende sein:
• Visuelle Wirkung
• Vision, Stil und Kreativität
• Bildproduktion
• Layout und grafisches Design
• Fotografietechnik
• Farbbalance und Farbumfang
• Beleuchtungsqualität
• Story und Thema
• Druck und Präsentation
„Die Juroren sollen bei ihrer Einschätzung logisch vorgehen und müssen bei Diskussionen und der Abgabe von Kritik auf diese wesentlichen Bereiche eingehen“, setzt Paul fort. „Dieses Vorgehen hilft den Juroren, ihre Gedanken zu ordnen, es handelt sich jedoch nicht um eine Rangliste. Bei den meisten Wettbewerben messen die Juroren der visuellen Wirkung und Vision, dem Stil und der Kreativität zusätzliches Gewicht bei. Nichtsdestotrotz können die Juroren die Fähigkeiten eines Fotografen ohne einen großartigen Druck nicht aufrichtig bewerten.“
2. Denke beim Fotografieren schon ans Drucken
„Du wirst mitunter feststellen, dass du bestimmte Dinge während des Shootings nicht berücksichtigt hast, weil du beim Fotografieren nicht ans Drucken gedacht hast“, sagt Sanjay. „Wenn du ein Bild druckst, siehst du jeden Fehler, Makel und alles, was schiefgegangen ist.
Wenn du beim Fotografieren schon ans Drucken denkst, überlege dir, wie du Ablenkungen reduzieren kannst. Denk über Bildausschnitt und -komposition nach. Ein Beispiel: Notausgangschilder – kannst du sie verdecken, indem du den Kamerawinkel änderst, sodass das Motiv das Schild verdeckt und du später keine Zeit beim Retuschieren verschwendest?
Besitzt du eine Canon Ausrüstung?
„Hole für den besten Druck das Meiste aus den Kameraeinstellungen heraus“, fährt Sanjay fort. „Schärfentiefe ist nicht so wichtig, weil es ein stilistisches Element ist; du musst jedoch sichergehen, dass die Augen in einem Bild, sofern vorhanden, im Fokus sind. Sie sind das erste, das man sich ansieht, und wenn sie nicht scharf sind, bleibt das im Gedächtnis hängen. Stelle den ISO-Wert so hoch wie möglich ein, ohne zu viel unnötiges Bildrauschen zu verursachen, dies kann sich nämlich negativ auf die Druckqualität auswirken. Bei modernen Kameras wie der Canon EOS R5 nehme ich gern mit ISO 3200 oder ISO 4000 auf, das ist sauber genug, um wie eine Filmkörnung auszusehen.“
3. Sieh dir deine Arbeit unter kalibriertem Licht an
„Das ist ein Tipp, der oft übersehen wird“, sagt Paul. „Bei der Bewertung von Drucken wird jeder Druck in einer Lichtkabine beurteilt. Diese sind sehr hell und die Lichtquelle entspricht einer gewählten Referenz, wie Tageslicht. Der Hintergrund hat eine neutrale Farbe – idealerweise Grau –, damit keine Farbe von der Umgebung reflektiert wird und das Licht gleichmäßig auf die Oberfläche des Drucks fällt.
„Dadurch sehen die Juroren jedes Detail auf deinem Bild, auch Makel. Du brauchst keine eigene Kabine, aber du kannst in hochwertige Beleuchtung, eine neutrale graue Fläche und einen Belichtungsmesser investieren, um die Beleuchtungsstärke auf denselben Wert wie bei der Jurybewertung zu stellen. Bei den meisten Printwettbewerben steht er in den Richtlinien.“
4. Wähle ein geeignetes Passepartout
„Ein Printwettbewerb hat eigene Regeln für die Größe des Bilds und des umgebenden Passepartouts, an die man sich halten muss“, erklärt Paul. „Auch sollten die Proportionen des Passepartouts im Verhältnis zum Druck angenehm für das Auge sein. Versuche nicht, deinen Druck zu groß werden zu lassen, um ihn ‚zur Schau zu stellen‘. Gestalte Druck und Passepartout stattdessen so, wie du es für einen Kunden tun würdest.
„Juroren stellen zu oft fest, dass das Papier nicht mit der Farbe des Passepartouts harmoniert. Es sollte einem Zweck dienen – Unruhe aus dem Blickfeld zu nehmen und den Betrachter in das Bild hineinzuziehen. Linien, Verzierungen und kräftige Passepartoutfarben können durchaus funktionieren, aber entwirf das Layout deines Bilds und Passepartouts von vorneherein als Teil ein und desselben Kunstwerks, anstatt über das Passepartout erst im Nachhinein nachzudenken.“
Sanjay fügt hinzu: „Die Juroren sehen 95 % der Zeit weiße Passepartouts, vielleicht hin und wieder schwarze. Wenn sie also beispielsweise ein rotes Passepartout sehen, weckt das ihre Aufmerksamkeit und bringt sie zum Nachdenken. Juroren verfallen leicht in einen Autopilotmodus, so etwas weckt sie also auf.“
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5. Denk über das verwendete Papier und Softproofing nach
„Glänzendes Papier bringt Farben eher zum Leuchten, allerdings sind Fingerabdrücke darauf schneller zu sehen, und die Oberfläche kann die Betrachtung des Bilds erschweren“, erklärt Sanjay. „Mattes Papier ist die ideale Wahl für künstlerische Bilder, es hat jedoch eine niedrigere D-Max (wie schwarz die Schwarztöne sein können), und wenn man nicht aufpasst, können Schwarztöne als Dunkelgrau wiedergegeben werden. Halbmatte Papiere und solche mit Perleffekt liegen irgendwo dazwischen. Man erhält einen großen Dynamikumfang, tolle Farben und weniger Reflexionen, doch es kann so wirken, als ob man auf Nummer sicher gehen wollte.“
Unabhängig von deiner Wahl sorgt Softproofing für die genaue Wiedergabe der Farben. „Der größte Fehler, den die Leute begehen, ist auf Softproofing zu verzichten“, warnt Sanjay. „Suche nach dem Profil für das Papier, installiere es auf deinem Computer, und zeige das Bild in deiner Bildbearbeitungssoftware mit dem angewendeten Profil an. Du siehst eine Simulation des gedruckten Bilds. Auf diese Weise kannst du Erwartungen handeln und Papier sparen.“
6. Synchronisiere deine Arbeitsabläufe
Sanjay bevorzugt es, seine Arbeiten selbst zu drucken, um die volle Kontrolle zu haben und um sicherzugehen, dass alles einheitlich kalibriert ist. Er nutzt die Drucker Canon imagePROGRAF PRO-1000 und imagePROGRAF PRO-4100.
„Ich kontrolliere die Farben ab der Aufnahme mit der Kamera, indem ich Kameraprofile erstelle“, sagt er. „Ich nutze gute Monitore und nehme in Adobe RGB auf. Meine Monitore sind ebenfalls darauf eingestellt, und ich bearbeite alles in demselben Profil. Bei vielen scheitert es am Verständnis für Farben. Viele Leute nehmen in sRGB auf, der Monitor ist aber auf Adobe RGB eingestellt – und ihre Bildbearbeitungssoftware möglicherweise auf noch etwas anderes. Zum Drucken nutzen sie kein Papierprofil und lassen den Druckermanager die Farben auswählen. Das sind fünf Übertragungsstufen, da verwundert es nicht, wenn am Ende nicht das herauskommt, was man erwartet hat.“
Die beste Möglichkeit, sich Erfolg in Printwettbewerben zu sichern, besteht in der sorgfältigen und akribischen Auseinandersetzung mit deinen Drucken. Dadurch verbesserst du auch deine fotografischen Fähigkeiten enorm.
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