SPORT UND ACTION

Kein Blatt vor dem Mund: Vladimir Rys und Jiří Durdík

Was macht herausragendes, sekundenschnelles Storytelling aus? Der Canon-Botschafter und erfahrene Actionfotograf Vladimir Rys und der Gewinner der Canon Redline Challenge 2022 Jiří Durdík tauschen sich über ihre fotografische Laufbahn, ihre Herangehensweise und ihre Ausrüstung aus.
Das Bild eines Motocross-Fahrers während eines Rennens. Um ihn herum spritzt Schlamm in die Luft, die Fahrer links und rechts von ihm sind unscharf.

Der Gewinner der Canon Redline Challenge 2022 Jiří Durdik hat bereits früher in der Tschechischen Republik Motocross-Rennen fotografiert. Er wusste also, wo er sich hinstellen musste, um das gewünschte Foto festzuhalten. Trotzdem war auf dem ursprünglichen Bild links eine Person zu sehen. Um die Person zu entfernen und eine bessere Bildkomposition zu erzielen, hat er das Bild zugeschnitten. Aufgenommen mit einer Canon EOS 7D Mark II (mittlerweile ersetzt durch die Canon EOS 90D) mit einem 150–500 mm Objektiv, Verschlusszeit 1/80 Sek., Blende 1:16 und ISO 400. © Jiří Durdik

Für den Actionfotografen und Canon-Botschafter Vladimir Rys liegt die Macht der Fotografie darin, Storytelling in Sekundenbruchteilen mit nur einem Bild festzuhalten. Besonders deutlich wird dies bei Siegen und Tragödien in rasanten Sportarten wie dem Motorsport. „Der ‚entscheidende Moment‘ macht ein Bild zu etwas Besonderem“, erklärt er. „Das kann der Gesichtsausdruck einer Person, eine wunderschöne Bildkomposition, ein Lichtgebilde oder eine Kombination aus all diesen Dingen sein.“

Diesen speziellen Moment festzuhalten, war die Aufgabe der zweiten, jährlich stattfindenden Redline Challenge von Canon. Hobbyfotografen aus aller Welt haben ihre Lieblings-Schnappschüsse eingereicht. Der Gewinner des Jahres 2022 ist Jiří Durdík, der eine Canon EOS R5 und ein Canon RF 24-70mm F2.8L USM Objektiv sowie ein Mentoring mit der Fotojournalistin und Canon-Botschafterin Laura El-Tantawy erhält.

Im gemeinsamen Gespräch unterhalten sich die beiden Tschechen, Rys und Durdík, darüber, was hinter dem Gewinnerbild steckt. Sie sprechen über kreative Techniken zum Festhalten von Sportaufnahmen und ihre fotografische Laufbahn.

Rys: Jiří, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum Gewinn der Canon Redline Challenge 2022. Dein Bild hat eine tolle Komposition. Ich würde es als organisiertes Chaos bezeichnen. Die Juroren haben gesagt, die könnten es sich stundenlang ansehen, da auf dem Bild so viele los ist. Machst du viele Motocross-Aufnahmen?

Durdík: Das war, glaube ich, mein sechstes Motocross-Event. Ich habe das Bild an einem regnerischen Augusttag gemacht und wollte so viele Fahrer wie möglich auf dem Bild festhalten. So wirkt das Bild zwar chaotischer, gleichzeitig ist es aber auch dramatischer. Beim Fotografieren eines Motocross-Rennen besteht die Herausforderung darin, den richtigen Ort zum Fotografieren zu wählen. Nach der ersten Runde wird eine größere Fläche abgedeckt, was es schwierig macht, interessante Fotos aufzunehmen.

Logo der Canon Redline Challenge.

Die Redline Challenge

Entdecke die Bilder, die es in die engere Auswahl des Wettbewerbs „Story in Sekundenbruchteilen“ geschafft haben.

Rys: Ja, ich weiß! Außerdem versucht man nicht nur Fotos aufzunehmen, sondern auch sauber zu bleiben, denn bei einem solchen Rennen spritzt der Schlamm überall hin.

Durdík: Du sagst es. Sobald du ein Foto gemacht hast, musst du deine Kamera schnell wegpacken. Bei einem Hundeschlittenrennen ist es dasselbe. Du stehst zwei Meter von den Athleten entfernt und musst die Kamera deshalb unter deiner Jacke verstecken, da du sonst dein Objektiv beschädigen könntest. Ich fotografiere mit einer Canon EOS 7D Mark II. Damit bin ich sehr zufrieden. Die Kamera ist schnell und zuverlässig. Ich habe ein Canon EF 70-300mm f/4-5.6L IS USM und ein Canon EF-S 17-55mm f/2.8 IS USM Objektiv. Außerdem besitze ich ein Canon EF 100mm f/2.8L Macro IS USM Objektiv, das ich für Naturfotos nutze.

Ein Auto, das eine Rennstrecke entlangfährt. Die Umgebung ist durch die Bewegung unscharf.

„Ein großartiges Foto zu beschreiben, ist schwierig, da ein großartiges Foto für sich selbst spricht“, so Rys. „Es bringt dich dazu, einen Moment innezuhalten und zweimal hinzusehen. Außerdem fängt es Gefühle ein. Meiner Meinung nach geht es beim Fotografieren einzig und allein um Gefühle.“ Aufgenommen mit einer Canon EOS-1D X Mark III und einem Canon EF 200mm f/2L IS USM Objektiv, Verschlusszeit 1/10 Sek., Blende 1:2 und ISO 50. © Vladimir Rys

Rys: Mein Lieblingsobjektiv ist das Canon EF 100mm f/2.8L Macro IS USM. Ich fotografiere seit dem Jahr 2000 mit Canon. Das sind jetzt mehr als 20 Jahre, und ich hatte nie Probleme im Regen. Ich verwende nicht einmal ein Gehäuse zum Schutz. Du hast eine Canon EOS R5 gewonnen. Freust du dich? Damit kannst du wirklich tolle Fortschritte machen.

Durdík: Ja, ich glaube, das wird ein Quantensprung sein. Die Kamera hat eine viel höhere Auflösung. Ich habe noch nie eine Vollformat-Digitalkamera besessen. Ich freue mich also sehr auf diese Kamera. Damit kann ich Farben, helle und dunkle Bereiche besser festhalten. Außerdem eignet sich das Fokussystem perfekt für die Sport- und Naturfotografie, beispielsweise für Vögel im Flug. Des Weiteren hat die Kamera eine bessere Stabilisierung, was bei langsamen Verschlusszeiten eine große Hilfe sein wird.

Rys: Die EOS R5 ist großartig. Die Auflösung und die Qualität der Farben sind, wie du schon gesagt hast, unglaublich. Mit diesen Funktionen kannst du deinen Horizont erweitern und ganz andere Dinge fotografieren als früher. Meiner Erfahrung nach ermöglicht der Kauf neuer Ausrüstung diese Art von Weiterentwicklung. Wenn ich mir ein neues Objektiv kaufe, sieht ein Objekt, das ich schon hunderte Male fotografiert habe, plötzlich ganz anders aus. Wie lange fotografierst du schon?

Durdík: Ich habe im Alter von 46 Jahren angefangen. Ich fotografiere also schon seit 24 Jahren. Dieses Jahr feiere ich meinen 70. Geburtstag. Die Kamera ist also ein tolles Geburtstagsgeschenk. Ich habe mir über das Fotografieren alles selbst beigebracht. Jetzt, wo ich im Ruhestand bin, nehme ich jedoch an einem Fotografiekurs teil. Wir sind gerade mit dem theoretischen Teil fertig geworden und befassen uns nun mit Kunstfotografie. Wir lernen, wie man unfokussierte Aufnahmen macht, um einen Unschärfeeffekt zu erzeugen, und das sogar bei Sportaufnahmen. Wenn du den Athleten kristallklar festhältst, sollte der Rest des Bildes etwas unscharf sein. Auf diese Weise wirkt das Bild dynamischer.

Rys: Du machst also hauptsächlich Sportaufnahmen? Was fotografierst du am liebsten?

Durdík: Nicht wirklich Action. Ich fotografiere gerne beim Wandern, also viele Landschaften und viel Natur. Aber ansonsten mache ich hauptsächlich Sportaufnahmen. Mir gefallen die Gesichtsausdrücke der Athleten während des Wettkampfs, weshalb ich gerne Sportarten wie Rugby oder Basketball fotografiere.

Ein Bild von oben, das Gruppen von Personen zeigt, die auf einem Platz stehen. Durch die Langzeitbelichtung wirken die Menschen, die lange Schatten auf den Boden werfen, verschwommen.

Wie erzählt man eine Geschichte in einem Sekundenbruchteil?

Fünf weltberühmte Fotografen erklären ihren Arbeitsprozess und verraten, wie du mit nur einem einzelnen ausdrucksstarken Bild eine Geschichte erzählen kannst.

Rys: Das ist es auch, was mir an der Sportfotografie so gut gefällt. Mit nur einem Bild kannst man eine Geschichte erzählen. Ich fotografiere seit meinem 12. oder 13. Lebensjahr. Mein Großvater war Fotograf, und ich habe mit seiner alten Kamera experimentiert. Anfangs wollte ich als Kameramann arbeiten, danach habe ich jedoch meine Begeisterung dafür entdeckt, eine Geschichte mit nur einem einzigen Bild auszudrücken.

Durdík: Um das erreichen zu können, muss man mit dem Bild Gefühle einfangen. Außerdem benötigt man gutes Licht.

Es haben mehr als 14.000 Menschen an der Redline Challenge 2022 teilgenommen. Die Wahl des Gewinners war für die Juroren also kein einfaches Unterfangen. Sieh dir an, wie sich die Juroren beraten haben, und erlebe gemeinsam mit Durdík die aufregenden Neuigkeiten.

Rys: Ein perfektes Bild ist für mich, wenn Licht, Komposition und der richtige Moment zusammenkommen. Um dieses Bild festzuhalten, musst du deinen Instinkten trauen. Für dein Gewinnerbild hast du eine langsame Verschlusszeit genutzt, richtig?

Durdík: Ja, 1/80 Sekunden. Ich habe meine Kamera auf den Modus „Blendenautomatik (Tv)“ eingestellt. Vor kurzem habe ich Gymnastik fotografiert und dafür eine Verschlusszeit von 1/6 Sek. genutzt. Die Bilder sind wirklich gut geworden. Auch eine Basketballpartie habe ich fotografiert, und zwar mit Verschlusszeiten zwischen 1/5 Sek. und 1/125 Sek.

Rys: Früher habe ich lange Verschlusszeiten genutzt. In den letzten zwei, drei Jahren bin ich zu immer kürzeren Verschlusszeiten übergegangen. Ein Fotograf muss sich ständig weiterentwickeln. Sowohl verschwommen als auch scharf kann die richtige Wahl sein, es kommt auf die Situation und auf das Motiv an. Im Laufe der Jahre entwickelst du ein Gespür dafür. Warum hast du dieses Bild eingereicht? Was war das Besondere daran?

Durdík: Eigentlich wollte ich ein anders Foto einreichen, das ich im Rahmen einer Feuershow gemacht habe. Ich habe dann jedoch an noch einem Wettbewerb teilgenommen und das Bild ausgedruckt. In diesem Moment fiel mir auf, wie gut das Foto aussieht. Es sah ganz anders aus als auf dem Bildschirm. Als ich mit dem Fotografieren anfing, habe ich meine eigenen Ausdrucke in der Dunkelkammer entwickelt.

Rote und orangefarbene Rauchschwaden über der Menge bei einer Sportveranstaltung.

„Ich lasse mich von allem möglichen inspirieren – von Musikvideos, Filmen, Büchern, hauptsächlich jedoch von Menschen“, erklärt Rys. „Neben Sportaufnahmen mache ich außerdem liebend gerne Porträt-, Landschafts-, Reportage- und Reiseaufnahmen. Das alles macht mir Spaß, und mir gefällt praktisch jedes Genre der Fotografie.“ Aufgenommen mit einer Canon EOS-1D X Mark III und einem Canon EF 24mm f/1.4L II USM Objektiv, Verschlusszeit 1/4000 Sek., Blende 1:4 und ISO 200. © Vladimir Rys

Rys: Ja, ich auch Ich kann mich daran erinnern, dass ich Bilder vergrößert und sie ungefähr zwei oder drei Wochen lang irgendwo aufgehängt habe. Wenn sie mir danach immer noch gefielen, habe ich sie aufbewahrt. Gefielen sie mir nicht mehr, hab ich sie zerrissen und weggeworfen. Mir hat es sehr geholfen, Bilder auszudrucken und sie in den Händen zu halten. Fotografierst du vorwiegend in Farbe?

Durdík: Ich fotografiere nur in Farbe, wandle aber ungefähr 15–20 % meiner Aufnahmen in Schwarz-Weiß-Bilder um. Besonders Aufnahmen von Hallensport wirken in Schwarz-Weiß sauberer, da die Werbung weniger ablenkend ist. Für dieses Bild ist Schwarz-Weiß keine Option, da man die Farbe in den Flecken verlieren würde. Ich bin zufrieden mit dieser Aufnahme. Ich war zufrieden, als ich die Aufnahme gemacht und als ich sie mir am Computer angesehen haben, und das ist das Wichtigste. Ich mache das für mein eigenes Vergnügen und für niemanden sonst.

Rys: Das Wichtigste ist, dass du selbst zufrieden bist. Noch einmal herzlichen Glückwunsch Jiří.

Rachel Segal Hamilton

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