Beim Lernen geht es um mehr als nur um die reine Aufnahme von Wissen. Unserer Erfahrung nach stellen Menschen, die eine neue Fähigkeit oder ein neues Fachwissen erlernen, oft fest, dass sie dabei auch eine Menge über sich selbst erfahren. Das haben wir in den zehn Jahren unseres Miraisha-Programms immer wieder erlebt – Tausende von jungen Menschen haben erkannt, wie fähig, kreativ und engagiert sie sind.
Schon der Name des Programms verdeutlicht, dass es nicht nur darum geht, was die Miraisha-Studierenden lernen, sondern auch darum, wie und wo sie diese neuen Fähigkeiten einsetzen. Miraisha ist eine Mischung aus dem japanischen Wort „mirai“ (Zukunft) und dem Suaheli-Wort „maisha“ (Lebensunterhalt). Zusammen steht es für Potenzial und Erfolg. Das ist genau der Geist, der hinter der Gründung von Miraisha stand. Aber es gab dieses Programm in gewisser Weise schon, bevor es diesen Namen bekam.
Anfang 2014 erfuhren wir, dass viele unserer Canon Ambassadors ihr Wissen mit Freude weitergeben. Sie wollten den Gemeinschaften, in denen sie arbeiten, etwas zurückgeben. Das waren oft Konfliktgebiete und weniger entwickelte Länder. Insbesondere Länder, in denen junge Menschen nur begrenzte Möglichkeiten für Bildung und berufliche Entwicklung hatten. Wir fanden es äußerst sinnvoll, sie bei dieser wichtigen Aufgabe zu unterstützen. Katie Simmonds, die damalige Leiterin unseres Ambassador-Programms, begann zu untersuchen, wie dies am besten geschehen könnte. Sie besuchte Kenia, um nach Möglichkeiten und Orten zu suchen, an denen wir Workshops abhalten könnten.
„Viele unserer Ambassadors hatten bereits in dieser Region gearbeitet“, erklärt Katie Simmonds. „Es gibt hier so viele interessante Geschichten zu erzählen. Und dennoch erzählten viel zu wenige Afrikaner:innen ihre eigenen Geschichten.“ Diese Erkenntnis war mehr als Grund genug für das Team, eine erste Veranstaltung zu organisieren. Hierbei bekamen junge Fotograf:innen in Nairobi die Möglichkeit, von einem Profi geschult zu werden und anschließend die Storys zu fotografieren, die für sie eine große Bedeutung haben. Das war der Grundstein für das Miraisha-Programm. Niemand konnte vorhersehen, wie es sich entwickeln und welche Auswirkungen es auf das Leben, die Gemeinschaften und das afrikanische Storytelling haben würde.
Unser Ziel ist es, den Studierenden zu helfen, über den Tellerrand hinauszuschauen. Deshalb haben Partnerschaften und Kooperationen immer eine wichtige Rolle in der Geschichte von Miraisha gespielt. Von Anfang an knüpften wir Beziehungen zu Organisationen wie den Uganda Press Photo Awards, dem Addis Foto Fest in Äthiopien und dem National Film & Television Institute in Ghana. Wir erreichten neue kreative Stimmen durch Workshops, Mentorenschaften und den Zugang zu unseren Spitzentechnologien.
Im Laufe der Zeit nahmen immer mehr junge Afrikaner:innen Miraisha bei hochkarätigen Veranstaltungen wie der Lagos Fashion Week und dem Abuja International Film Festival in Nigeria wahr. Dort fanden Workshops und Seminare zur Unterstützung junger Menschen statt, die sich in diesen wettbewerbsintensiven Bereichen engagieren wollten. Aber unsere vielleicht neuartigste Partnerschaft ist die mit Nrb Bus. Das ist eine Filmgesellschaft in Kenia, die ihren Sitz in einem alten Londoner Bus hat! Im neuen Canon Design werden hier nun kostenlose Schulungen zu einer Reihe von Themen angeboten – von der reinen Fotografie bis hin zum komplexen Storytelling, Schreiben von Drehbüchern und Erstellen von Inhalten für soziale Medien.
Miraisha bietet auch die Vorteile einer professionellen Ausrüstung und der Schnitt- und Druckstudios vor Ort im Canon Experience Centre im Maasai Mara National Reservat. Hier konnten wir die Maasai-Führer:innen ausbilden und betreuen und so ihr umfassendes Wissen über die lokale Ökologie um neue Fähigkeiten im Bereich Imaging erweitern. Uns ist sehr wichtig, dass auch Maasai-Frauen ermutigt werden, an den Miraisha-Workshops teilzunehmen. In einem Umfeld, in dem der Zugang zu Bildung für Frauen und Mädchen traditionell sehr begrenzt ist, eröffnet das ihnen neue Möglichkeiten z.B. als Reiseleiterin zu arbeiten. Anne Tumpesia, eine Miraisha-Absolventin und Reiseleiterin, träumt nun davon, Fotojournalistin zu werden. Sie will Geschichten aus der Mara aus der Perspektive einer Frau erzählen und ihre Fähigkeiten an die nächste Generation von Frauen und Mädchen in ihrer Gemeinde weitergeben.
Die Zahl der Erfolgsgeschichten der letzten zehn Jahre spricht für sich. Aber natürlich sind es nicht nur solche Zahlen, die Miraisha so besonders machen. Es ist die Art und Weise, in der alle – Studierende, Lehrkräfte, Partner:innen und Mitarbeitende – ihr Herz in das Programm gesteckt haben, dessen Reichweite mittlerweile weit über das hinausgeht, was wir uns 2014 hätten erträumen können. Unsere Ausbilder:innen waren zunächst nur die Canon Ambassadors. Schnell haben wir jedoch gemerkt, dass wir mehr Leute brauchen, wenn wir wachsen und unsere Ambitionen für Miraisha erfüllen wollen. So begann dann die Initiative „Train the Trainer“, um die Ausbilder:innen auszubilden.
Die einjährige Qualifizierung zum „Certified Canon Trainer“ erfordert viel Engagement. Aber zum Glück es gibt keinen Mangel an Menschen, die Karrieren fördern und die Branche nachhaltig verändern wollen, indem sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten an die nächste Generation weitergeben. Heute gibt es 22 voll zertifizierte Canon Ausbilder:innen, die in ganz Afrika leben und arbeiten. In dieser und in jeder anderen Hinsicht macht das Miraisha-Programm seinem Namen alle Ehre und behält mit jedem neuen Workshop, jeder Partnerschaft und jeder Ausbilder:in diese „zukünftigen Lebensgrundlagen“ im Blick.
Die Miraisha-Stipendien sind dafür der beste Beweis. Zehn Studierende aus der Mathare-Gemeinde in Nairobi waren außergewöhnlich vielversprechend. Allerdings ist Mathare für seine sozioökonomischen Probleme bekannt, so dass eine weitere Ausbildung für sie einfach unerreichbar war. Aus unserer Sicht stand hier aber zu viel Talent auf dem Spiel. Darum waren wir überglücklich, dass wir ihren Besuch an der KCA-Universität zum Erwerb eines Zertifikats in Filmtechnik unterstützen konnten. Denn Lernen beginnt zwar beim Einzelnen, aber wenn wir uns gegenseitig stärken, gewinnen alle.
Wir sind sehr stolz darauf, dass bis heute mehr als 7.000 junge Afrikaner:innen von Miraisha profitiert haben. Und wir verfolgen die zahlreichen Erfolge unserer Absolvent:innen genau. Einige sind mittlerweile preisgekrönte Fotograf:innen und Filmemacher:innen. Viele sind erfahrene Fotojournalist:innen mit beneidenswerten Portfolios. Viele von ihnen haben ihre eigenen florierenden Unternehmen gegründet. Einige von ihnen sind sogar bei Canon als Ausbilder:in im Außendienst oder in unserem Büroteam tätig. Sie alle verändern die Geschichte der afrikanischen Kreativen und sind wegweisend für alle, die ihnen folgen.
„Nach zehn Jahren hat das Miraisha-Programm die Wirkung, die wir uns erträumt haben“, sagt Katie Simmonds, die jetzt Education Programmes Manager bei Canon Central & North Africa ist. „Es hat Auswirkungen auf die Entwicklung der Kreativwirtschaft in Afrika, aber – was noch wichtiger ist – besonders auch auf das Leben der einzelnen jungen Menschen. Es öffnet Türen, die zuvor verschlossen waren, und legt die Geschichte Afrikas in die Hände junger afrikanischer Storyteller.“
Erfahren Sie mehr über die Arbeit unseres Miraisha-Programms.
Weitere Geschichten
-
Karriere, Gemeinschaft und eine lebensverändernde Liebe zu Afrika
Katie Simmonds verkaufte ihr Haus und verließ alles, was sie kannte, für das Canon Miraisha Programm. Sie hat es nicht bereut und ihre Liebe zu Afrika entdeckt.
-
Für eine bessere Zukunft: Geschichten erzählen, teilen und dadurch gemeinsam etwas bewegen
Muhammed Muheisen nahm an den UN SDG Action Awards teil – einer Veranstaltung, bei der der Wettbewerb einmal nicht im Vordergrund steht, sondern alle Teilnehmer bewegende Geschichten zu erzählen hatten.
-
Wandel durch Fotografie: im Gespräch mit John Wambugu
John Wambugu berichtet Canon über seine humanitäre Arbeit in Kenia, und wie er mit der Fotografie nicht nur in der Region den Wandel vorantreiben konnte.