Seien wir mal ehrlich: Das Thema Kunststoff wird nur selten völlig objektiv diskutiert. Das ist auch gut so. Schließlich handelt es sich um ein unglaublich wichtiges, aber auch sehr emotionales Thema. Es hat diverse Nuancen, Blickwinkel, Teilaspekte und ist daher überaus komplex. Wir haben einen Punkt erreicht, an dem „Plastik“ zu einem Schimpfwort geworden ist. Dabei ist „Plastik“ in unserer Welt immer noch ein enorm wichtiger Werkstoff.
Aber er muss verantwortungsvoll eingesetzt werden. Nach Angaben der OECD ist die Hälfte ALLER produzierten Kunststoffe dazu bestimmt, nur ein einziges Mal verwendet und dann weggeworfen zu werden! Schaut man sich um, wird man schnell eine Menge solcher Gegenstände aus Kunststoff entdecken. Dabei sind Flaschen und Verschlüsse, Einkaufstüten und Styroporbehälter wohl die offensichtlichsten. Aber wussten Sie, dass auch Zigarettenfilter winzige Plastikfasern enthalten? Und diese machen nach Angaben des UN-Umweltprogramms den größten Teil des Plastikmülls, den wir in unserer Umwelt finden. Da Zigaretten jedoch zunehmend durch Vaping-Produkte ersetzt werden, ist mittlerweile ein ganz neues Problem entstanden, das zu bewältigen ist. Einige dieser Produkte können natürlich recycelt werden. In Wirklichkeit gehen aber nur etwa 10% davon ins Recycling.
Es gibt aber auch viele Kunststoffe, auf die wir angewiesen sind. Diese haben teilweise eine Lebensdauer von weit mehr als fünf Jahren. Das liegt daran, dass Kunststoffe sehr vielseitig, haltbar und formbar sind. Dadurch sind sie ideal für so wichtige Dinge wie die Isolierung elektrischer Leitungen oder Teile von Autos, Zügen und Bussen. Durch den Einsatz von MRT-Geräten und CT-Scannern werden unzählige Leben gerettet. Kunststoff ist in der gesamten Welt der chirurgischen Ausrüstung enorm wichtig. Er ist antimikrobiell, lässt sich leicht sterilisieren und ist so vielseitig, dass er auch für Spritzen oder Katheter verwendet werden kann.
Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen nennt drei Gründe für den geringen Umfang des Kunststoffrecyclings: Verunreinigungen (die Kunststoffe sind schmutzig oder enthalten nicht verwertbare Stoffe, so dass sie von den Maschinen nicht verarbeitet werden können); Chemikalien (einige Kunststoffe enthalten schädliche Stoffe, deren Freisetzung riskant ist); Kosten/Gewinn (alle verschiedenen Arten und Farben müssen sortiert und dann recycelt werden, was teuer werden kann).
Und hier kommt das heikle Thema der schwarzen Kunststoffe ins Spiel. Überlegen Sie mal, welche schwarzen Kunststoffteile es allein in Ihrer Umgebung gibt. Küchenutensilien? Verpackungen von Außer-Haus-Speisen? Shampoo-Flaschen? Müllbeutel? Wenn Sie an dieser Stelle einen großen Seufzer ausstoßen, ist das in Ordnung. Aber, nur Geduld, es gibt auch gute Nachrichten.
Denn obwohl schwarze Kunststoffe durchaus recycelt werden könnten, werden sie es in der Regel nicht. Warum? Wie bereits erwähnt, müssen Kunststoffe zum Recycling nach Farbe und Zusammensetzung sortiert werden. Jeder „Typ“ muss nämlich anders behandelt werden. Aber die Maschinen, die man für die Sortierung verwendet, können schwarzes Plastik nicht „sehen“. Das liegt an einer Technologie namens Infrarot-Spektroskopie. Sie bestimmt die Art des Kunststoffs durch Bestrahlung mit Infrarotlicht und die anschließende Messung der Absorption und Reflexion des Lichts. Jede verschiedene Art von Kunststoff liefert dabei einen anderen Messwert. Daraus erkennt die Maschine dann, wie das entsprechende Teil zu behandeln ist. Da Schwarz jedoch kein Licht absorbiert oder reflektiert, werden die schwarzen Kunststoffe nicht identifiziert. Sie landen in der Verbrennung oder auf der Deponie. Bis jetzt.
Das ist nämlich etwas, das wir sehr ernst nehmen. Und zwar so ernst, dass wir uns geweigert haben, einfach so zu akzeptieren, dass es keine andere Lösung geben soll. Jedes Produkt, das wir herstellen, prüfen wir ganz genau mit Blick auf eine möglichst hohe Materialeffizienz. Das ist uns sehr wichtig. Vielleicht haben Sie schon einmal den Begriff „geschlossener Kreislauf“ gehört. Er bedeutet, dass Kunststoffe zur Herstellung neuer Dinge verwendet und wiederverwendet werden, so dass nichts verschwendet wird.
Für uns beginnt das bereits beim Design. Schon da berücksichtigen wir Wiederverwendungs-, Reparatur- und Recyclingmöglichkeiten. Wir analysieren regelmäßig jedes Produkt und suchen nach neuen Möglichkeiten, den Einsatz von Materialien zu optimieren. Dazu gehören natürlich auch die Kunststoffe. Auf diese Weise konnten wir 37.155 Tonnen Produkte und Teile direkt wiederverwenden und 46.023 Tonnen Kunststoff aus gebrauchten Produkten zur Verwendung als Rohstoff gewinnen.
Auch bei Kunststoffen sind Innovation und Fortschritt möglich.“
Daher beschäftigt sich unser Forschungs- und Entwicklungsteam in Japan verständlicherweise seit langem mit dem Thema, dass es nicht möglich sein soll, schwarzen Kunststoff zu erkennen und somit zu recyceln. Natürlich ist es ein großer Unterschied, ob man sich einfach nur Sorgen macht, oder wirklich etwas unternimmt. Wir haben investiert und eine Technologie entwickelt, die uns der Lösung des weit verbreiteten Problems beim Recycling von schwarzen Kunststoffen näher bringt.
Anstatt mit Infrarotlicht zu arbeiten, haben unsere Wissenschaftler:innen eine Erkennungsmethode entwickelt, bei der der Kunststoff mit Laserlicht bestrahlt wird. Dabei kommt ein optisches Phänomen ins Spiel. Durch die Wechselwirkung zwischen Laserlicht und Objekt entsteht eine neue Energie. Aus dieser kann man jede Menge Informationen über die Materialzusammensetzung des jeweiligen Objekts ermitteln. Sie wird dann mit unglaublicher Geschwindigkeit von unserer selbst entwickelten Erkennungssoftware analysiert. Und damit werden dann auch schwarze Kunststoffe erkannt! Das ist ziemlich clever, aber auch unglaublich mächtig und wichtig (und, um es mal zu erwähnen, auch richtig cool). Und es zeigt uns ganz klar: Auch bei Kunststoffen sind Innovation und Fortschritt möglich.
Wir alle kennen das Prinzip „Reduzieren, Wiederverwenden, Recyceln“. Kürzlich wurden die Begriffe „Ablehnen“ (d.h. Einwegplastik gänzlich vermeiden) und „Reparieren“ hinzugefügt. Das begrüßen und unterstützen wir in vollem Umfang. Wir wollen natürlich, dass unsere Produkte so lange wie möglich halten. Zudem reparieren die nationalen Canon EMEA-Vertriebsbüros jedes Jahr über 80.000 Produkte. Wir lieben es, wenn sich die Lebensdauer unserer Geräte verlängert. Unabhängig davon, ob das durch Verschenken, Weiterverkauf, Wiederverwendung oder durch Recycling, Wiederaufbereitung, Aufarbeitung oder Reparatur geschieht. Diese Art von Langlebigkeit ist für uns eine Errungenschaft, die uns stolz macht. Wir können Produkte von solch hoher Qualität herstellen, dass sie immer wieder wie neu sind. Natürlich sorgen wir gleichzeitig dafür, dass unsere zukünftigen Entwicklungen ebenfalls so beschaffen sind.
Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass Kunststoffe ein Paradoxon sind. Auf der einen Seite sind sie die Ursache so vieler globaler Probleme – auf der anderen Seite lösen sie viele davon. Wir sind der Meinung, dass sie unbedingt mit Bedacht behandelt werden müssen. Ein globaler Fokus muss auf Produktverpackungen, Kreislaufdesign sowie die Wiederverwertbarkeit der Kunststoffe und auf End-of-Life-Prozesse wie Wiederaufbereitung, Aufarbeitung, Recycling und Abfallmanagement gelegt werden. Ziel ist es, die Welt von völlig überflüssigem Plastik zu befreien und gleichzeitig die Auswirkungen des von uns benötigten Plastiks sorgfältig zu kontrollieren.
Erfahren Sie mehr darüber, was Canon in Bezug auf Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit unternimmt.